Bergtourismus boomt. Immer mehr Gäste verbringen ihren Urlaub auf Gipfeln und Graten. Bergführer sind deshalb gefragt wie nie. Doch wie viele Bergprofis gibt es überhaupt und wie wird man einer?
Österreich ist das Land der Berge, mit einer großen Alpingeschichte und mit tausenden Gipfeln, 695 davon sind teils vergletschert sowie höher als dreitausend Meter. Dem gegenüber stehen 1650 Bergführer, die beim Österreichischen Bergführerverband registriert sind, wobei jedoch nur etwa die Hälfe von ihnen tatsächlich Gäste in die Bergwelt führt.
„Wir bräuchten viel mehr Bergspezialisten, denn der Trend zum Bergerlebnis nimmt immer weiter zu“, sagt Kärntens Landestouristiker Christian Kresse: „Bergführer bieten bei Touren einfach einen sehr großen Mehrwert und die Nachfrage nach geführten Bergerlebnissen wird sicherlich noch weiter steigen.“
Doch der Weg zum Bergführer ist weit und vor allem eines: richtig anspruchsvoll.
Nur ein Drittel der Bewerber schafft überhaupt die Aufnahmsprüfungen - die vom Skifahren, über Steileis bis zum Sportklettern reichen. „Die staatliche Ausbildung, die zu einem Drittel von der Bundessportakademie mitfinanziert wird, dauert drei Jahre und besteht aus 14 Kursen mit 98 Ausbildungstagen“, weiß Ausbildungsleiter Albert Leichtfried vom Bergführerverband, den die „Bergkrone“ im Eispark Osttirol traf.
Die Alpinplattform Lienz hat mit Bergführern nahe des Matreier Tauernhauses hier den größten künstlichen Eisklettergarten Österreichs und damit auch eine sensationelle touristische Infrastruktur geschaffen, wo in den eisigen Wintermonaten der sichere Umgang mit Eisgeräten und Eisschrauben sowie Steigeisen erlernt werden kann.
Kürzlich fand hier auch der Eiskurs der österreichischen Bergführerausbildung statt. Albert: „Jedes Jahr bilden wir in unserem Land um die 30 neue Bergführer aus.“
Einer davon ist der 34-jährige Michael Gratz aus Kals in Osttirol, der bereits die Hälfte seiner Ausbildung absolviert hat: „Mein Papa und auch mein Schwiegervater sind Bergführer und wir haben einen Bauernhof mit Zimmervermietung. Bergführern ist die perfekte Ergänzung. Damit kann ich unseren künftigen Gästen etwas Besonderes im Urlaub bieten. Außerdem bin ich selbst gerne in den Bergen unterwegs.“
Albert: „Alle Kursteilnehmer sind bereits sehr gute Bergsteiger, wir vermitteln ihnen in den Kursen viel mehr jene Kompetenzen, Techniken und Taktiken, die sie benötigen, um später selbst Gäste in die Berge zu führen und beim Eiskurs eben im Steileis.“
Dazu gehören auch spannende und interessante Versuche, bei denen das eingesetzte Material bis an die Belastungsgrenze gebracht wird. Mit Dummys werden etwa Stürze simuliert, um zu testen, was die verschiedensten Sicherungen aushalten.
Albert und seine Eiskurs-Ausbildner, die erfahrenen Bergführer Helmut Mittermayr, Gernot Lachmaier, Gerald Zussner, Vittorio Messini, Paul Mair, Matthias Wurzer, David Nössig und Christian Piccolruaz hoffen, dass viele ihrer künftigen Kollegen im Tourismus Fuß fassen werden.
„Aktuell sind wir leider zu wenige, denn in den Hochsaisonen können wir die Nachfrage nicht mehr abdecken. Wir bräuchten deshalb viel mehr Bergführer in Österreich, denn immer mehr Menschen wollen draußen in den Bergen unterwegs sein“, so Albert.
Die einzelnen Bergführer-Landesverbände bieten deshalb eigene Programme an, um den Nachwuchs zu fördern und zu unterstützen.
Bei uns im Süden haben übrigens erst im Vorjahr fünf Kärntner die Bergführerausbildung beendet.
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