Wer ist Peter Thiel?

Dieser Milliardär ist nun Chef von Sebastian Kurz

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30.12.2021 13:10

Jetzt ist es fix: Der wegen Korruptionsermittlungen zurückgetretene ehemalige ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz wechselt - krone.at berichtete - als „Globalstratege“ zum US-Milliardär Peter Thiel. Der IT-Magnat mit deutschen Wurzeln ist nicht unumstritten. Als Financier und Berater unterstützte er Trumps Republikaner. Seine geheimnisumwitterte Big-Data-Firma Palantir - siehe Werbevideo - macht ihre Geschäfte insbesondere mit Regierungen und Geheimdiensten.

Der neue Chef von Sebastian Kurz wurde am 11. Oktober 1967 in Frankfurt geboren. Vater Klaus war Chemiker - und übersiedelte mit seiner Familie jobbedingt in die USA, als Thiel ein Jahr alt war. Seine Ausbildung - ein Philosophie- und Jus-Studium - beendete Thiel an der Stanford-Eliteuni in Kalifornien. Neben dem Studium gab Thiel eine Studentenzeitung heraus, in der er gegen „politische Korrektheit“ anschrieb.

Millionär dank PayPal, Milliardär durch Investments
In den Neunzigern arbeitete er in Kalifornien in der Finanzbranche, bevor er Ende der Neunziger den Bezahldienst PayPal mitgründete, bei dem auch Tesla- und SpaceX-Boss Elon Musk zum Gründungs-Team gehörte. Der Rest ist Geschichte: PayPal wurde ein voller Erfolg - und letztlich vom Online-Marktplatz eBay übernommen, was Thiel zum Multimillionär machte. Thiel gründete mit geschätzten 55 Millionen Dollar Kapital im Anschluss eine Anlagegesellschaft - und bewies beim Investieren einen guten Riecher.

Er gehörte 2004 beispielsweise zu den allerersten Investoren bei Facebook und soll Facebook-Boss Mark Zuckerberg noch heute beraten. Seit 2015 finanziert er Unternehmen im nach der Liberalisierung in immer mehr US-Bundesstaaten boomenden Cannabisgeschäft. Auch Fintechs, also IT-Unternehmen im Finanzbereich, sowie Biotechnologiefirmen hat Thiel mit Kapital versorgt. Zuletzt stieg er beim österreichischen Kryptowährungs-Handelsplatz Bitpanda ein.

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Wettbewerb ist etwas für Verlierer.

Peter Thiel in seinem Buch

Als Investor glaubt Thiel nicht an den freien Markt, sondern an das Monopol. In seinem Buch namens „Zero to One“ schreibt Thiel: „Wettbewerb ist etwas für Verlierer.“ Der Wettbewerb gehöre nicht vom Staat geschützt, stattdessen sollte man Monopole zulassen, die ihre Rivalen aufkaufen.

Mitgründer von umstrittener Big-Data-Firma Palantir
Thiels Unternehmen sind nicht unumstritten: Er war 2003 Mitgründer der mysteriösen Big-Data-Firma Palantir, die unter anderem Geschäfte mit Überwachungs- und Analyse-Tools für Regierungen und Geheimdienste macht. Geleitet wird Palantir von Alexander Karp, ebenfalls US-Unternehmer mit deutschen Wurzeln. Thiel fungierte als Vorstandsvorsitzender.

Ex-Politiker scheinen bei Palantir mit seiner staatlichen Kundschaft begehrte Mitarbeiter zu sein: Die ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas heuerte schon 2015 bei dem Unternehmen an. Das nährte Spekulationen, dass auch Kurz bei Palantir anfangen könnte. Die Ermittlungen gegen ihn wären bei dem börsennotierten Konzern und dessen Investoren aber wohl zum Problem geworden. Bei Mitgründer Thiel nicht.

Kurz sollte in Berlin Laudatio auf Thiel halten
Überhaupt scheint Thiel ein enges Verhältnis zu Kurz zu pflegen, der Thiel unter anderem 2019 als Bundeskanzler bei einer Reise ins Silicon Valley traf. Wie „Puls 24“ berichtet, bat Thiel Kurz darum, bei einer Preisverleihung in Berlin im Herbst 2021 die Laudatio für ihn zu halten. Daraus wurde wegen der Chat-Affäre, Hausdurchsuchungen und Korruptionsermittlungen im Umfeld des zurückgetretenen ÖVP-Kanzlers aber nichts.

Am Ende hielt Thiel bei der Verleihung des Frank-Schirrmacher-Preises selbst eine Rede. Und die offenbarte, wie die „Zeit“ berichtet, viel über Thiels Weltbild: Der US-Milliardär positioniert sich als libertärer und konservativer Hardliner, der den Staat möglichst aus dem Leben der Menschen, aber auch der Wirtschaft heraushalten will.

Thiel ist Großspender der Republikaner und soll gute Kontakte zum „Breitbart“-Macher Steve Bannon pflegen. 2012 unterstützte er den Präsidentschaftswahlkampf von Ron Paul, 2016 gab es eine Millionenspende für die Trump-Kampagne, zuletzt unterstütze er einige republikanische Senatoren mit Millionenbeträgen.

Lob für Trump, Warnungen vor „Kulturkampf“
Trumps Art, Politik zu machen, hielt Thiel, der auch als Berater des abgewählten US-Präsidenten arbeitete, für notwendig. „Wenn man einem Land vermitteln will, dass es sich im Niedergang befindet, gleichzeitig aber gewählt werden will, muss man das womöglich auf eine derart provokative Weise tun“, sagte er über Trumps Wahlkampf.

Und der Absolvent einer Eliteuniversität, dessen Vermögen „Forbes“ 2016 auf 2,7 Milliarden US-Dollar schätzte, fügte hinzu: „Eliten neigen zur Selbstzufriedenheit, klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Wenn Stagnation herrscht, ist das weitab von der Wahrheit und gefährlich.“

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Hinter Tür Nummer eins: islamische Theokratie, jede Frau ist gezwungen, eine Burka zu tragen. Hinter Tür Nummer zwei: chinesischer Überwachungskommunismus, jede Bewegung von jeder Person wird jederzeit von einer zentralen KI registriert. Schließlich, hinter Tür Nummer drei: Gretas grüne Zukunft, jeder fährt Fahrrad.

Peter Thiel bei einer Rede in Berlin

Thiel wird ein düsterer Blick auf die Zukunft nachgesagt, er warnt vor einem „Kulturkampf“. Bei seiner Rede in Berlin skizzierte er drei dystopische Visionen: „Hinter Tür Nummer eins: Islamische Theokratie, jede Frau ist gezwungen, eine Burka zu tragen. Hinter Tür Nummer zwei: chinesischer Überwachungskommunismus, jede Bewegung von jeder Person wird jederzeit von einer zentralen KI registriert. Schließlich, hinter Tür Nummer drei: Gretas grüne Zukunft, jeder fährt Fahrrad.“

Es sind die Widersprüche in Thiels Aussagen und seinem Handeln, die ihn so rätselhaft und umstritten machen: Er ist liberaler Unternehmer, glaubt aber nicht an den freien Markt, sondern das Monopol. Er warnt vor staatlicher Überwachung - und liefert mit Palantir die Software dafür. Er schimpft über selbstgefällige Eliten und warnt vor einem Kulturkampf - und ist Milliardär, Absolvent einer Elite-Universität und Einwanderer-Sohn.

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