Sportsoziologe spricht

Saisonhöhepunkt Derby: „hat religiöse Bedeutung“

(Bild: Gradwohl Gerhard)

Sportsoziologe Otmar Weiß über das Derby Rapid gegen Austria als Saisonhöhepunkt, Irrationalität der Fans und den Unterschied zwischen Sport und Politik.

„Unser größtes Spiel“, heißt es von beiden Seiten. Kein Champions-League-Finale. Kein Duell um den Titel. Sondern eines zwischen zwei Teams unter dem Strich - und trotzdem die Wahrheit! „Weil nur auf dem Papier zwei Mittelständler aufeinanderprallen. In der Realität stehen sich zwei Welten gegenüber. Es geht bei Rapid gegen Austria nicht nur um ein Fußballspiel, sondern um Vorstellungen, traditionelle Bedeutungen“, erklärt Sportsoziologe Otmar Weiß, der seit 2010 den Unilehrgang Psychomotorik leitet.

Otmar Weiß forscht seit vielen Jahren als Soziologe.

(Bild: Foto Wilke)

„Sport hat heute eine religiöse Bedeutung, vermittelt Sinn.“ Leistung, Schönheit, Identifikation lauten die Schlüsselwörter. „Während die Politik zu 80 Prozent mit Imagepflege beschäftigt ist, sind Aktions- und Präsentationsleistung im Sport ident. Eine Derby-Pleite kann man deshalb nicht wegreden“, so der Experte.

„Sport ist erlebbar, sichtbar, vergleichbar“, so Weiß, der die Hingabe zu einem Verein „irrational“ nennt, ein Fan müsse für das Feuerwerk an Emotionen nicht einmal zwingend ins Stadion. „Die Symbole des Sports wirken auch über den Fernseher, oft reicht das Ergebnis in der Zeitung. Gewinnt dein Team das Derby, ist die Welt für Monate in Ordnung!“

Florian Gröger, Kronen Zeitung