"Für meinen Mann"

Ruth Elsner rechnet in Buch über BAWAG-Skandal ab

Österreich
07.04.2011 17:13
Ruth Elsner gibt nicht auf: Nun hat sie ein Buch "für ihren Mann" und den BAWAG-Krimi geschrieben. Teilweise ist es eine knallharte Abrechnung mit verschiedensten Figuren, nicht nur aus Justiz und Politik, teilweise eine emotionale Aufarbeitung der Geschehnisse, wie sie sich laut den Elsners zugetragen haben sollen. "Krone"-Interviewerin Nadia Weiss sprach mit der Ehefrau des nach wie vor inhaftierten Ex-Bankers über ihr Werk.

"Krone": Frau Elsner, war Ihnen sofort klar, dass Ihr Buch "Für meinen Mann" heißen soll?
Ruth Elsner: Es war zunächst ein Arbeitstitel, den ich immer mehr als den richtigen empfunden. Ich habe für meinen Mann geschrieben, und ich habe bei jeder Zeile dieses Buches an meinen Mann gedacht.

"Krone": Trotzdem sagen Sie, "es ist kein Liebesroman". Ist es eine Abrechnung?
Elsner: Es ist die Chronologie eines Skandals. Zunächst geht es um den Betrug des Herrn Wolfgang Flöttl an der BAWAG: Er hat das Geld der Bank über Jahre hinweg gestohlen und in die eigene Tasche gesteckt. Das beweise ich anhand von Fakten im Buch. Noch unglaublicher ist aber der Justizskandal, der sich parallel dazu abspielt. Vom Gericht wurde nicht einmal ansatzweise versucht, die Wahrheit zu finden. Vielmehr wurde der wahre Hergang verschleiert.

"Krone": Was möchten Sie mit dem Buch für Ihre Sache bewirken?
Elsner: Das Ziel ist, dass mein Mann enthaftet und rehabilitiert wird. Er sitzt nur im Gefängnis, weil man ihn von verschiedenen Seiten mundtot machen möchte. Geschwächt ist er aufgrund seines Alters und seiner Krankheit ohnehin genug, und manchen wäre es wohl recht, wenn er in der Haft verstirbt. Damit, dass ausgerechnet ich, die kleine Ruth Elsner, nicht aufgebe und in das Wespennest hineinsteche, hat man nicht gerechnet.

"Krone": Wie beurteilen Sie die aktuellen Haftbedingungen?
Elsner: Jede Haft ist schrecklich. Ein normaler Mensch kann sich gar nicht vorstellen, was es heißt, so lange weggesperrt zu sein, vor allem wenn man die Umstände, wie es dazu gekommen ist, betrachtet. Hier wird ein Fall bewusst nicht aufgeklärt und in eine andere Richtung gezogen. Wie kann es das in Mitteleuropa geben und dass jene Personen, die es verursacht haben, auch noch in höchste Ämter gehoben werden? Justizministerin Claudia Bandion-Ortner ist rücktrittsreif. Wie gibt es, dass Herr Flöttl in Amerika in Saus und Braus lebt? Jemand, der ein Geständnis gemacht hat, in dem steht, dass den Vorstand der Bank keine Schuld trifft, sondern es seine Fehler waren? Aber Frau Bandion-Ortner hat sogar hier gemeint, dieses wurde ihm abgepresst und zählt daher nicht.

"Krone": Welche rechtlichen Mittel können Sie in der Causa noch ausschöpfen?
Elsner: Es gibt das Recht auf Wiederaufnahme des Falls, das hat der Oberste Gerichtshof am 23. Dezember des Vorjahres auch erklärt. Bei der damaligen Verhandlung war er nicht befugt, neueste Erkenntnisse, die zwischen erstem Urteil und Letzturteil aufscheinen, zu berücksichtigen, sondern lediglich formale Fehler. Aber der Kampf um eine Wiederaufnahme kostet natürlich wieder Kraft und Geld, und mein Mann sitzt mittlerweile seit fünf Jahren!

"Krone": Woher nehmen Sie die Kraft?
Elsner: Eigentlich aus dem täglich erlebten Unrecht, das stachelt mich ungemein auf.

"Krone": In Ihrem Buch erwähnen Sie die finanzielle Hilfe des österreichischen Unternehmers und Milliardärs Martin Schlaff. Wollten Sie sich auf diesem Wege bedanken?
Elsner: Es bedarf keines Buches für ein Dankeschön, das macht man persönlich sicher besser. Aber er war einfach in diesen schwierigen Momenten in der Sekunde da und hat geholfen. Natürlich bin ich sehr dankbar.

"Krone": Hat Ihnen das Schreiben des Buches geholfen, den Fall klarer zu sehen?
Elsner: Es hat mir noch mehr Durchblick gegeben, weil ich für das Buch noch viele Fakten recherchiert habe. Aber vom Emotionalen her war es nicht so, dass ich mir "etwas von der Seele schreiben" konnte und mich nun befreiter fühle. Es gab im Gegenteil sehr viele Passagen, bei denen ich aufhören musste zu schreiben, weil es mir zu nahe gegangen ist. 

Zitate aus dem Buch
Wirklich kreativ war mein Anwalt nur beim Schreiben von Honorarnoten. Zu den absoluten Highlights seiner Abrechnung zählte ein Posten einer Honorarnote über zweieinhalb Stunden: Lesen der "Kronen Zeitung" an einem Sonntag. Inkludiert war das Abholen der Zeitung vom Zeitungsständer und das Nachhausetragen. Kostenpunkt: 480 Euro.
(Über ihren Anwalt Wolfgang Schubert)

Meine letzte Hoffnung war Martin Schlaff. Eine Stunde, nachdem ich mit seiner Frau gesprochen hatte, rief er mich an. Eine Stunde später rief Martin an. Ich schilderte ihm das Problem. Er überlegte nicht lange. Er wollte nur wissen, wohin er das Geld überweisen solle. "Ruth, ich lasse Marcel (Spitzname von Helmut Elsner) nicht hängen", sagte er.
(Über treue Freunde)

Als ich Marcel, der sich im Bett aufgerichtet hatte, sah, erschrak ich gewaltig. Seine linke Hand war mit Handschellen an das hochgeklappte Bettgitter gefesselt. Bei jeder seiner Bewegungen ertönte dieses metallische Geräusch, das ich schon vorher gehört hatte.
(Über die Behandlung ihres herzkranken Mannes)

Der BAWAG-Skandal
Bei der BAWAG-Affäre hat die Bank in den 90er-Jahren bis zum Jahr 2000 rund 1,7 Milliarden Euro verloren. Grund sollen Wertpapiergeschäfte sein, die vom Investmentbanker Wolfgang Flöttl getätigt wurden. Bis 2003 war Helmut Elsner (heute 75) Generaldirektor der Bank. Elsner wurde 2008 im BAWAG-Prozess zu zweieinhalb sowie neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil (Höchststrafe zehn Jahre Haft) ist seit dem 23. Dezember 2010 rechtskräftig. Ruth Elsner fordert eine Wiederaufnahme.

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