ÖVP-Ethikrat aktiv

Meinungsforscher distanzieren sich von Beinschab

Politik
14.10.2021 19:17

Im Zuge der ÖVP-Affäre hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) auch die beiden Meinungsforscherinnen Sabine Beinschab und Sophie Karmasin (auch ehemalige ÖVP-Ministerin) ins Visier genommen. Aber auch branchenintern weht ihnen nun rauer Wind entgegen: Während der Verbandsvorsitzende nun erklärte, dass man einen Mitgliedsantrag Beinschabs schon vor Jahren abgelehnt habe, teilte Karmasins Arbeitgeber mit, dass sie schon 2015 „fristlos entlassen“ worden sei.

Der Verband der Markt- und Meinungsforschungsinstitute Österreichs (VdMI) hat sich von der in die Inseraten-Korruptionsaffäre rund um die ÖVP und Alt-Kanzler Sebastian Kurz verwickelte Meinungsforscherin Sabine Beinschab distanziert. Weder Beinschab noch deren Kollegin und Ex-ÖVP-Ministerin Sophie Karmasin, gegen die ebenfalls ermittelt wird, seien je VdMI-Mitglieder gewesen, so Vorsitzende Edith Jaksch.

Causa „schockierend“
„Die jetzt vorliegende Causa ist schockierend und erfordert eine Klarstellung unserer Branche. Weder die festgenommene Sabine Beinschab noch die als Beschuldigte geführte Sophie Karmasin waren je Mitglied beim VdMI, weder mit der BB Research Affairs GmbH noch der KARMASIN RESEARCH & IDENTITY GMBH“, betonte Jaksch in einer schriftlichen Stellungnahme.

Verstoß gegen „ethische Branchenstandards“
„Mitglieder unseres Verbandes unterwerfen sich den gültigen Normen und ethischen Standards von ESOMAR (European Society for Opinion and Market Research, Anm.)“ - die Einhaltung dieser Normen stelle die Arbeit nach seriösen Qualitätsstandards und ethischen Branchenstandards sicher.

Die Kriterien für Wahlumfragen, insbesondere der „Sonntagsfrage“ würden u.a. eine Mindestgröße von 800 Befragten vorsehen, auch seien reine Online-Umfragen für eine Hochschätzung „nicht geeignet“.

Jaksch sieht Medien gefordert
Jaksch sieht nun auch die Medien gefordert, „auf die Einhaltung unserer Qualitätskriterien zu achten. Dazu muss aber ein Umdenken stattfinden, also weg von der schnellen Headline dank billiger Online-Umfrage und hin zu einer qualitätsvollen, seriösen Zusammenarbeit mit einem Mitglied des VdMI.“ Die Branche habe kein Qualitätsproblem - „die Qualität muss vom Auftraggeber aber gewollt und finanziert werden“, so Jaksch.

Karmasin „aus anderen guten Gründen“ entlassen
Das Gallup-Institut erklärte unterdessen auf seiner Homepage „aus gegebenem Anlass“, dass Sophie Karmasins langjährige Mitarbeiterin Beinschab „wenige Monate nach dem Eigentümerwechsel des Instituts“ am 11. April 2015 „fristlos entlassen“ wurde. Gallup-Geschäftsführer Michael Nitsche, der das Institut von Karmasin übernommen hat, sagte dazu gegenüber der „Krone“: „Das hat nichts mit den aktuellen Ereignissen zu tun. Es gab andere gute Gründe. Aus arbeitsrechtlichen Gründen kann ich nicht ins Detail gehen.“

Auch betonte Gallup in seiner Stellungnahme, dass Karmasin bereits mit Antritt ihres Ministeramtes im Jahr 2013 die Geschäftsführungstätigkeit bei Gallup zurückgelegt habe. Auch seien die Durchführung von Meinungsumfragen für den Auftraggeber Mediengruppe Österreich „im Zuge der Einführung neuer Qualitätsstandards im Jahr 2016 eingestellt“ worden.

ÖVP-Ethikrat berät sich
Am Donnerstag ist laut Informationen der „Tiroler Tageszeitung“ auch der ÖVP-Ethikrat zusammengetreten, um die aufgetauchten Vorgänge zu besprechen.. Am Freitag werde es eine weitere Information geben, sagte Vorsitzende Waldtraud Klasnic auf die Frage, ob der Ethikrat in Sachen Korruptionsermittlungen und Chats aktiv wird.

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