Olympia großes Ziel

ÖSV-Weltcupsiegerin verrät Fahrplan zum Comeback

Vorarlberg
17.09.2021 07:55

Am 20. Jänner 2021 stürzte die Lecher Abfahrerin Nina Ortlieb im Training von Crans Montana schwer. In ihrem rechten Knie riss nahezu alles, was reißen kann. Knapp acht Monate später sprach die 25-Jährige im Interview mit „Krone Vorarlberg“-Skiexperte Magnus Walch über ihre Verletzung und was sie daraus gelernt hat, den Comeback-Fahrplan, ihren speziellen Bezug zu Olympia, über ein Kindheitsidol und vieles, vieles mehr.

Krone: Nina, bei Deinem schweren Sturz in Crans Montana hast Du Dir das rechte Knie quasi komplett zerstört. Seither sind fast acht Monate vergangen. Wie ist der Status Quo?

Nina Ortlieb: Meine Ärzte sind sehr zufrieden, die Strukturen sind alle sehr gut verheilt. Jetzt muss noch das Kraftdefizit ausgeglichen werden, dann steht einem Comeback auf Schnee nichts mehr im Weg. Auf Instagram sieht man täglich Fotos von Traumbedingungen und blauem Himmel. Da bekommt man natürlich Lust aufs Skifahren. Momentan ist die Vernunft noch stärker und hält mich zurück, dass ich erst auf Schnee gehe, wenn ich voll belastbar bin. Aber ich freu mich jetzt schon auf den Tag, an dem ich wieder auf den Skiern stehen darf.

Krone: Wie sieht Dein Comeback-Plan aus?

Anfang Oktober möchte ich mit dem Schneetraining starten. Meine ersten Rennen haben wir für Lake Louise Anfang Dezember geplant. Das ist nach wie vor realistisch. Der Gedanke, dass Olympia erst im Februar ist und man vor allem dafür fit sein will, gibt einem auch eine gewisse Ruhe in der Planung.

Krone: Ist Deine aktuelle Verletzung vergleichbar mit Deinen Verletzungen davor?

Vor sieben Jahren hatte ich am linken Knie fast die idente Verletzung . Ich dachte, ich weiß, was auf mich zukommt, habe dann aber gemerkt, dass ich meinen Verlaufsplan von damals nicht mehr im Kopf habe. Vieles verdrängt man einfach auch. Durch die Komplexität der Verletzung fiel es auch meinen Betreuern schwer, mir einen Anhaltspunkt zu geben, wann ich wo sein sollte. Da musste ich viel auf mich selbst hören.

Krone: Wie war der Kontakt zu Deinem Team und den Vorarlberger Kolleginnen?

Wir hatten viel Kontakt. Meine Teamkolleginnen haben selbst leider schon viel Erfahrung mit Verletzungen und wissen, wie es einem dabei geht. In den ersten Wochen hat man hunderte Nachrichten am Handy, aber mit der Zeit denken nicht mehr so viele an einen. Da war ich sehr froh über die Nachrichten und Anrufe meines Teams. Ich selbst habe das umgekehrt auch immer probiert. Dadurch ist über die Jahre in unserem Team auch eine Freundschaft entstanden.

Krone: Hattest Du jemals Gedanken, alles hinzuschmeißen?

Das ist Gott sei Dank nie im Raum gestanden. Da spielten vor allem auch die Erfolge der Saison 2019/20 eine große Rolle. Wenn man merkt, man ist an der Spitze angekommen, gibt einem das noch einmal extra Motivation. Es ist auch ein Ansporn, auf dieses Niveau wieder zurückzukommen.

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Durch den Erfolg meines Vaters war Olympia vielleicht greifbarer für mich, seine Medaille habe ich schon als Kind täglich gesehen.

Nina ORTLIEB

Krone: Hast Du etwas gelernt aus dieser Verletzung, was nimmst Du mit?

Die Herangehensweise im Abfahrtstrainings, die mir dieses Mal zum Verhängnis wurde. Ich bin jemand, der besichtigt und es dann so fährt, wie vorgenommen. Ich bin nicht jemand, der heruntersucht. Viele machen das und ich habe das eigentlich für unnötig empfunden. Mittlerweile habe ich erkannt, dass es legitim ist, dass man sich gewisse Passagen beim ersten Abfahrtstraining anschaut. Ich werde in manchen Situationen sicher klüger agieren, was zwar im ersten Moment nicht besser oder schneller aussieht, aber auf jeden Fall nachhaltiger ist.

Krone: Du hast Olympia schon kurz angesprochen. Papa Patrick ist Olympiasieger. Ist das auch Dein Traum seit Kindheitstagen?

Wenn man mich gefragt hat, was ich einmal werden will, habe ich als kleines Kind schon gesagt: Olympiasiegerin . Olympia ist einfach so speziell, weil es die Chance so selten gibt. Durch den Erfolg meines Vaters war Olympia vielleicht greifbarer für mich, seine Medaille habe ich schon als Kind täglich gesehen. Und ich habe irgendwann gewusst, mein Papa ist auch nur ein Mensch, er kocht auch nur mit Wasser und hat es geschafft.

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Mit dem Wissen, dass man bei Olympia die Chance nur jetzt hat und abliefern muss, würde ich Olympiagold einen noch höheren Stellenwert beimessen als einer Kristallkugel.

Nina ORTLIEB

Krone: Was hat für Dich persönlich den höheren Stellenwert: Eine Olympiamedaille oder eine Kristallkugel?

Schwierige Frage - mit dem Wissen, dass man bei Olympia die Chance nur jetzt hat und abliefern muss, würde ich Olympiagold einen noch höheren Stellenwert beimessen. Wenn ich bei einem Weltcuprennen ausscheide, kann ich das im Kampf und die Gesamtwertung durch andere Rennen wahrscheinlich kompensieren. Bei Olympia hat man quasi keine zweite Chance. Ich möchte den Wert der Kristallkugel auf keinen Fall schmälern. Konstant so gut zu fahren, ist eine Wahnsinnsleistung. Großereignisse sind aber einfach etwas Besonderes.

Krone: Worauf freust Du Dich am meisten, wenn du wieder zurück auf Schnee kommst?

Vor allem auf die Abfahrt. Die Piste für sich zu haben, die Geschwindigkeit, die langgezogenen Kurven. Für das erste Mal erhoffe ich mir dann doch feine Bedingungen, schönes Wetter, gute Sicht. Aber auf das Gefühl der Anspannung und gleichzeitig der Freiheit, freue ich mich schon sehr.

Krone: Gibt es einen Lieblingswettkampfort?

In La Thuile habe ich schon gewonnen, über die Jahre hat sich aber Crans Montana zu meiner Lieblingsstrecke entwickelt. Es ist zwar der Ort, an dem ich mich letzte Saison so schwer verletzt habe, da aber so viele positive Erinnerungen dem einen negativen Erlebnis entgegenstehen, habe ich ein sehr gutes Gefühl, wenn ich daran denke, heuer wieder dorthin zurückzukehren. Ich freu mich sehr darauf, bin mir aber bewusst, dass ich meine Verletzung nicht vergessen werde, wenn ich dort am Start stehe.

Krone: Dein Vorbild, falls es so etwas auf diesem Leistungsniveau noch gibt…

Schon als Kind war ich ein Riesenfan von Bode Miller. Die Begeisterung ist bis heute geblieben, er inspiriert mich noch immer. Er hat probiert, immer das Maximum zu geben. Auch wenn er nicht in Form war, hatte man das Gefühl, er kann immer gewinnen. Man wusste einfach nie, was kommt, wenn er am Start stand.

Krone: Steckt ein bisschen Bode auch in Nina ? Herausnehmen gibt’s bei Dir fast nicht, oder?

(lacht) Nur selten, stimmt…

Magnus Walch

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