Klimawandel

Tiroler Ökologe untersucht Auswirkungen auf Seen

Tirol
15.08.2021 12:05

Markus Möst vom Institut für Ökologie der Uni Innsbruck wird ab Frühjahr 2022 die Auswirkungen des Klimawandels auf heimische Seen erforschen. Dabei untersucht er das Große am Kleinen, konkret am Wasserfloh. Weil die Krebstiere sehr kurze Generationszeiten haben, könne man beobachten, wie sich Populationen evolutionär verändern, und so nicht nur ökologische, sondern auch evolutionäre Reaktionen des Ökosystems auf etwa Hitzewellen verstehen.

Die dem Klimawandel geschuldeten Hitzewellen seien mittlerweile so stark, dass sie auch auf Seen im Alpenvorland auswirkten, berichtete der Ökologe im Gespräch mit der APA: „Ein Stressfaktor - nicht nur für den Wasserfloh, sondern für das gesamte Ökosystem“. Schließlich müsse man den See in seiner Gesamtheit betrachten. Die Krebstierchen dienen etwa Insekten und Fischen als Nahrung, gleichzeitig filtern sie Algen und Bakterien aus dem Wasser. In bisher durchgeführten Untersuchungen habe sich bereits gezeigt, dass die vor allem in den 1980er-Jahren stattgefundene Überdüngung von Gewässern zu genetischen Veränderungen der Tiere geführt habe. „Jetzt wollen wir untersuchen, wie diese veränderten Wasserflöhe auf einen weiteren Stressfaktor - in unserem Fall Hitzewellen - reagieren“, beschrieb der Experte den „multiplen Stressor-Ansatz“.

Neben der Erforschung ökologischer Effekte stehe dabei die evolutionäre Perspektive im Vordergrund. „Jene Tier- und Pflanzenarten, die sich an Wandel besser anpassen können, werden sich besser behaupten können“, beschrieb Möst seinen Ansatz. Ökologische Veränderungen können, müssen aber nicht, zu einer evolutionären Anpassung führen, die die Arten wiederum resilienter macht, so der Wissenschafter. Für seine Forschung wurde er Ende Juni vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF mit dem mit rund 1,2 Millionen Euro dotierten START-Preis ausgezeichnet.

Appell an die Politik
Die Auswirkungen der Klimakatastrophe, dass etwa Gewässer nicht mehr richtig mischen, sollte uns zu denken geben, war sich der Ökologe sicher. Es sei höchste Zeit, „endlich ernst gemeinte Handlungen zu setzen“. Seen seien nicht nur Erholungs- und Freizeiträume. Dysfunktionale Seen ließen sich touristisch schwer vermarkten und einige Seen dienen auch als Trinkwasserreservoirs. „Die Politik muss endlich in die Gänge kommen“, richtete Möst einen dringenden Appell an die Entscheidungsträger - und an die Allgemeinheit: „Jeder Einzelne muss bereit sein, Klimaschutz mitzutragen.“ Jetzt etwas zu verändern, sei für die Menschheit existenziell: „Der Wasserfloh wird den Klimawandel vermutlich leichter überstehen als der Mensch.“

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