Zeugnisverteilung

Eine Landesregierung ohne Vorzugsschüler

Steiermark
08.07.2021 06:00

Zeugnistag für die steirischen Landes-Regierer: Christopher Drexler und Doris Kampus sind die Klassenbesten. „Fleck“ gab es zwar keinen - Ursula Lackner aber hat nur ein Genügend bekommen. Ein bisserl Nachhilfe täte dem einen oder der anderen sicher nicht schlecht.

Die „Steirerkrone“-Redakteure zücken alle Jahre wieder ihren Rotstift, um die Leistungen der Landesregierer zu bewerten, bevor sie sich in die Sommerpause verabschieden. Gleich vorweg: Die Ergebnisse sind heuer eher durchwachsen.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) definiert sein Politik über Volksnähe - ohne Zeltfeste und Bandldurchschneiden konnte er während des Lockdowns seine Stärken nicht ausspielen, befindet die Redaktion. Was man ihm nicht absprechen kann, ist sein hoher Arbeitseinsatz - so gelang es ihm, das Land gut durch die Coronakrise zu führen. Seine Moralpredigten kamen bei den Steirern aber nicht immer gut an - vor allem, dass er laut über eine Impfpflicht nachgedacht hat, nahmen ihm viele übel. Bei seinen Auftritten auf der großen, bundespolitischen Bühne als Vorsitzender der LH-Konferenz gab es zudem Luft nach oben. Note: 3

Fährt LH-Vize Anton Lang (SPÖ) mit „Schützi“ im Sommer auch gemeinsam ins Ferienlager? Nun ja, er scheint sich mit der Rolle als Nummer 2 abgefunden zu haben. Seine Kritik an den Genossen, die Pamela Rendi-Wagner beim Parteitag im Juni nicht ihre Stimme gaben, zeigt, dass er das Problem der SPÖ nicht erkannt hat. Vielleicht sollte er ein Ferialpraktikum im Burgenland machen: Hans Peter Doskozil macht Politik für die kleinen Leute und nicht für eine linke Elite - und holte die „Absolute“. Sehr positiv allerdings: Langs großes Engagement für die Verkehrssicherheit (B 320) und den Tierschutz. Note: 3

Als junger Politiker war Christopher Drexler (ÖVP) der „Sommerloch-König“ - er forderte Tempo 160 auf der Autobahn und die Homo-Ehe. Mittlerweile gilt er als aussichtsreichster Kandidat auf die Schützenhöfer-Nachfolge. Für seine Arbeit als Kulturlandesrat wird der Intellektuelle sehr gelobt. Der Sport hingegen ist nicht so seines - da wirkt er oft wie der Streber, der im Turnunterricht immer als Letzter gewählt wird. Drexler ist ein Politiker mit Manager-Qualitäten - wenn er neuer „Klassensprecher“ in der Landesregierung werden will, sollte er jedoch etwas mehr Volksnähe zeigen. Note: 2

Doris Kampus (SPÖ) ist eine gute Soziallandesrätin. Sie legt keinen Wert auf die übliche Polit-Show, ist ehrlich engagiert. In der heutigen Zeit sind viele Spitzenpolitiker abgehoben und haben nur die eigene Karriere im Kopf - bei ihr aber hat man das Gefühl, dass es ihr wirklich ein Anliegen ist, die Lebensumstände der Menschen am Rand der Gesellschaft zu verbessern. Note: 2

Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) hatte als Gesundheitslandesrätin den undankbarsten Job von allen. Sie ist zweifellos eine g’scheite Frau, machte bei der Pandemiebekämpfung aber häufig keine gute Figur. Bei Missständen agierte sie nicht entschlossen genug, hinzu kam noch eine miserable Kommunikation. „Mittlerweile hat sie sich aber stabilisiert“, schreiben wir ihr ins Jahreszeugnis. Note: 3-4

Das Auftreten von Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) entspricht dem Frauenbild ihrer Partei. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, politisch aber müsste sie sich ein wenig emanzipieren. Die Doppelakademikerin ist kompetent und fleißig, ihr fehlen aber die großen Visionen eines Herbert Paierl, der den Autocluster aufgebaut hat. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden! Note: 2-3

Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) kritisiert Dinge wie das Bauernsterben und den Bodenfraß - scheint dabei aber zu vergessen, dass es in den letzten 18 Jahren seine Verantwortung gewesen wäre, etwas dagegen zu tun. Insgesamt macht er aber - vor allem für seine steirischen Landwirte - einen guten Job. Und dass er der längstdienende Regierer ist, muss man ihm auch erst einmal nachmachen. Note: 3

Was macht Ursula Lackner (SPÖ) eigentlich beruflich? Sie ist als Landesrätin für den Kampf gegen den Klimawandel zuständig, hat aber den Ernst der Lage nicht erkannt. Auch gegen das AKW Krško sollte sie vehementer auftreten. Kein Wunder, dass Lackner auch parteiintern zunehmend kritisch gesehen wird. Sie gilt als Austauschkandidatin, falls es zu einer Regierungsumbildung kommt... Note: 4

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