Nach Rekord-Rezession

Statistik-Chef: „Kräftiger Aufschwung steht bevor“

Wirtschaft
03.07.2021 06:00

Nach dem tiefsten Absturz seit 1945 zeichnet sich ein neues Wirtschaftswunder ab: Weite Teile der Wirtschaft wachsen stärker denn je. Wer hätte das gedacht: Mit minus 6,3 Prozent war die Rezession während der Corona-Zeit ärger als bei der Welt-Finanzkrise im Jahr 2009, damals brach die Ökonomie um 3,8 Prozent ein. Das war die schlechte Nachricht. Jetzt kommt die gute: Im „Krone“-Interview mit Dr. Georg Wailand prophezeit Prof. Tobias Thomas: „Es könnte der kräftigste Aufschwung seit Langem vor uns stehen.“ 

Schon jetzt soll nach neuen Prognosen das Wirtschaftswachstum heuer bis zu vier und nächstes Jahr bis zu fünf Prozent ausmachen. Prof. Thomas, der seit gut einem Jahr als neuer Generaldirektor die Statistik Austria leitet: „Einzelne Bereiche wie die Industrie und die Bauwirtschaft entwickeln sich weiterhin sehr gut, auch unsere neueste Konjunktur-Früh-Schätzung unterstreicht das mit ihren Zahlen.“

Hoher Stellenwert für Tourismus und Gastronomie
Anders hingegen die Lage im Tourismus und in der Gastronomie: Der Anteil dieser Sparten ist in Österreich z.B. dreimal so bedeutend wie in Deutschland, daher schlägt auch die lange Betriebssperre ins Kontor. Prof. Thomas: „Im Mai 2021 liegen wir bei den Nächtigungen im Vergleich zu 2019 erst bei 39,1 Prozent, bei den ausländischen Gästen gar erst bei 28,1 Prozent. Es gibt erste positive Signale, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Wir dürfen bei Corona nicht unvorsichtig werden.“

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Bei uns spielt der Tourismus eine viel größere Rolle als anderswo, doch da haben wir noch einen längeren Weg vor uns. Immerhin gibt es positive Signale.

Prof. Thomas über „Nachzügler-Branchen“

„Deutliche Zuwächse bei der Beschäftigung“
Auf dem Arbeitsmarkt hat sich vor allem die Öffnung der Gastronomie positiv bemerkbar gemacht. Prof. Thomas: „Wir registrieren deutliche Zuwächse bei der Beschäftigung, auch wenn viele noch in Kurzarbeit sind. Im Mai 2021 lag die Arbeitslosenrate generell bei 7,7 Prozent, vor zwei Jahren betrug sie 6,8 Prozent.“ Auffällig dabei ist der rasante Anstieg der Langzeit-Arbeitslosigkeit. Prof. Thomas: „Im Zeitraum 2014 bis 2020 liegt die Steigerungsrate bei fast 400 Prozent, das sind rund 50.000 Personen.“

„Gilt nun, die Lehren aus der Pandemie zu ziehen“
Es gelte nun, die Lehren aus der Krise zu ziehen und zugleich die Qualität der Daten zu verbessern. Thomas: „Bei der Bekämpfung der Pandemie mussten Entscheidungen getroffen werden, die auf sehr unterschiedlichen Datenquellen basierten, die auch nicht verbunden werden konnten. Da hat man jetzt bessere gesetzliche Regelungen beschlossen. Das macht Sinn, damit Maßnahmen zielgenauer erfolgen können.“ Den Ruf nach neuen und „unabhängigen“ Datenstellen hält Thomas für wenig sinnvoll: „Die Statistik Austria ist unabhängig und arbeitet nach internationalen Standards und Abkommen zu Qualität und Datenschutz. Doppelstrukturen und uneinheitliche Standards bewirken keine größere Verlässlichkeit.“

Tatsächlich hat sich unter der Leitung von Prof. Thomas die Statistik Austria auch international neue Reputation erarbeitet. Thomas: „Es ist wichtig, etwa Infektions- und Impfquoten sehr detailliert nach Alter, Bildung etc. zu kennen, um die richtigen Maßnahmen setzen zu können. Das erhöht die Effizienz und spart Steuergeld. Da sind andere Länder schon weiter, ich denke beispielsweise an die Schweiz, die dabei für viele zum Vorbild geworden ist.“

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