„Krone“-Interview

Vettel: „Tun viel zu wenig für den Umweltschutz“

Formel 1
02.07.2021 06:22

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel (33) im „Krone“-Interview über seine beruflichen und privaten Ziele, die Welt ein wenig nachhaltiger zu gestalten. „Wir tun viel zu wenig für den Umweltschutz“, so der Deutsche.

Sie haben während des Lockdowns ein Praktikum auf einem Bio-Bauernhof gemacht und sind Botschafter der „BioBienenApfel“-Initiative. Wie passt das mit Ihrem Beruf zusammen?
Es wird wohl Leute geben, die mit dem Finger auf mich zeigen und sagen, ich sei scheinheilig. Das Rennfahren ist nun mal mein Beruf. Ich würde lieber mit dem Segelschiff zu den Rennen fahren, aber dann würden die anderen ohne mich losfahren. Mir geht es darum, dass die Formel 1 insgesamt nachhaltiger wird.

Die Formel 1 und Nachhaltigkeit passen aktuell nicht wirklich zusammen. Wurde vieles verschlafen?
Ja. Es gibt einen Plan, die Formel 1 bis 2030 grüner zu machen. Wir sollten aber weniger über Pläne reden, sondern endlich handeln. In der Formel 1 schlummert eine riesige Kraft für Innovationen, die immer wieder in Serie gehen. Damit stiften wir einen Nutzen für die Allgemeinheit. Wir müssen zum Beispiel an umweltverträglicheren Kraftstoffen wie Wasserstoff arbeiten, die dann im Idealfall in der gesamten Mobilität - im Pkw und Lkw genauso wie im Schiffsmotor - verwendet werden können.

Was macht Sie optimistisch, dass man rascher vom Reden ins Umsetzen kommt?
Die Formel 1 muss sich eingestehen, dass im Umweltschutz bislang zu wenig an Innovation gekommen ist. Wir müssen Verbesserungen schneller und besser umsetzen.

Ist die Formel E eine Bedrohung für die Formel 1?
Nein, denn auch die Formel E hat noch wenig dazu beigetragen, dass die Gesellschaft profitiert.

Sollen jene, die unsere Umwelt mehr verschmutzen, Strafe zahlen - etwa über eine erhöhte CO2-Steuer?
Ja. Wenn der eine dann mehr betroffen ist als der andere, dann soll es so sein. Entscheidend ist, ob der härter Betroffene schlau genug ist, sich neu zu orientieren und so sogar vom Verlierer zum Gewinner wird.

Haben Sie sich privat in Sachen Nachhaltigkeit neu orientiert?
Ich habe den Stromanbieter gewechselt, der mir erneuerbare Energie liefert. Auf meinem Dach gibt es eine Solaranlage. Die Ernährung habe ich umgestellt - es muss nicht jeden Tag Fleisch sein. Und ich versuche, so gut es geht, Plastik zu vermeiden.

Und Sie haben angeblich im ersten Lockdown ein Praktikum auf einem Bio-Bauernhof absolviert …
Das war eine ganz spannende und inspirierende Erfahrung. Um 5 Uhr sind wir aufgestanden und haben die Kühe gemolken, den Stall ausgemistet, das Feld bewirtschaftet und sind mit dem Traktor herumgefahren. Ich habe wahnsinnig viel gelernt. Vor allem aber war es ein Glücksgefühl, von der intensiven Arbeit etwas Sinnvolles zurückzubekommen. Ich glaube, es gibt viele Menschen, die sehr hart arbeiten, aber nie das Gefühl haben, dafür etwas zurückzubekommen. Auch in der Formel 1 passiert das oft: Man schaut immer auf seinen eigenen Vorteil, bei uns passiert alles sehr schnell, man kann auf nichts warten, denn sonst ist der andere schneller. Und hat man dann einen Erfolg, kann man ihn in diesem Druck manchmal gar nicht genießen. Die Landwirtschaft hat mich Geduld gelehrt.

Was ist Ihr Antrieb, Botschafter der von der „Krone“ unterstützten „BioBienenApfel“-Initiative zu sein?
Zu Hause versuche ich, meinen beiden Töchtern möglichst viel Positives vorzuleben. Ich sage nicht: „Esst Erbsen“ - das bringt gar nichts. Sondern ich esse Erbsen. Als Botschafter kann ich hoffentlich auch Positives vorleben und viele Menschen inspirieren: Tun wir endlich etwas für unsere Bienen, die für den Kreislauf der Natur so wichtig sind!

Zu Hause haben Sie mit Ihren Kindern eine Blumenwiese in Herzform gesät?
Ja. Am Anfang waren die Mädels mit viel Elan dabei. Bald bin ich aber alleine mit dem Spaten dagestanden. Immer funktioniert es auch nicht mit dem Vorleben ...

Oliver Pokorny
Oliver Pokorny
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(Bild: KMM)



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