„Krone“-„SpruchReif“

Der Terror ist immer noch mitten unter uns

Kärnten
30.06.2021 07:56

Ein junger Syrer zog gegen IS und Assad in den Krieg, und wurde als Asylwerber in Klagenfurt wegen Terrorismus angeklagt / Betrogener Betrüger: Lego-Händler fiel auf Fake-Rolex herein / Aktuelles aus dem Landesgericht Klagenfurt:

Am Landesgericht Klagenfurt herrscht Dienstag wieder eine erhöhte Sicherheitsstufe. Schwer bewaffnete Polizisten bewachen das Haus. Ein 22-jähriger Syrer ist angeklagt, Mitglied einer terroristischen Vereinigung gewesen und zudem in einem entsprechenden Lager für den Kampf ausgebildet worden zu sein. In den Saal kommt – unbegleitet und auch nicht in U-Haft – ein junger Mann, der seine Heimat vor vier Jahren verlassen hatte und sich seitdem irgendwie durchschlägt.

Wo endet der Freiheitskampf, wo beginnt der Terrorismus?
Beim Asylantrag in Österreich 2020 hat er zugegeben, als Jugendlicher in Syrien für die Al-Hamza-Miliz gekämpft zu haben. „Ich wurde zur Kampfmaschine ausgebildet“, erzählt er. „Ich hatte gar keine andere Wahl. Mein Bruder wurde vom IS getötet, meine Eltern vertrieben, in meinem Land herrscht Bürgerkrieg.“ Mit knapp 16 hatte man ihm eine Kalashnikow samt Bajonett für den Nahkampf in die Hand gedrückt; es galt, den IS zu vertreiben, aber auch die Regimetruppen von Assad. Und da beginnt nun die große Politik, die zu der Anklage in Klagenfurt geführt hat: Wo endet der Freiheitskampf, die Opposition, wo beginnt Terrorismus?

Islamexperte hinzugezogen
Die Brigade, bei der er gekämpft hatte, ist nicht eindeutig zuzuordnen. Deswegen hat das Gericht von sich aus beschlossen, einen Islamexperten hinzuzuziehen, um die Schrecken des Syrienkonfliktes und die sich daraus ergebenden politischen Konstellationen korrekt darzustellen: Die Expertise des Deutschen Guido Steinberg war auch im Prozess gegen einen ehemaligen Hisbollah-Kommandanten ausschlaggebend – dessen Terrorprozess wird nächsten Freitag, wie berichtet, teilweise wiederholt. Der Mann hatte im ersten Anlauf neun Jahre Haft bekommen.

Ein betrogener Betrüger
Mit drei Jahren teilbedingter Haft ist ein 23-jähriger Lego-Händler, der statt Steinchen nur noch Sand geliefert hatte, glimpflich davongekommen. Immerhin hatte er, wie berichtet, rund eine halbe Million Euro Schaden angerichtet. Die Gläubiger werden aber auch im besten Fall nur einen Bruchteil ihres Geldes wieder sehen. „Ich rechne mit einer Quote von rund zehn Prozent“, so Masseverwalter Bernhard Fink, der vor allem das umfangreiche Lego-Lager in Klagenfurt überraschend gut verkaufen konnte.

Rolex-Uhren waren Enttäuschung
Als Enttäuschung entpuppten sich jedoch die sichergestellten Rolex-Uhren, die sich der Möchtegernmagnat trotz drohender Pleite um 50.000 Euro noch zugelegt hatte. „Sie sind Fälschungen“, heißt es. Der Betrüger dürfte also seinerseits einem Betrüger auf den Leim gegangen sein – nähere Details zu dem Fake-Deal sind noch unbekannt.

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