Holzbau in der Krise

Wooden City: Städte auf dem Holzweg

Vorarlberg
03.06.2021 09:55

Immer mehr Menschen leben in Städten. Eine nachhaltige und ressourcenschonende Stadtentwicklung ist somit mehr denn je ein Gebot der Stunde. Holz kann wesentlich dazu beitragen.

Für viele gehören Holzbauten nach wie vor in den ländlichen Raum, während Beton, Stahl und Zement das städtische Bild prägen. Seit einigen Jahren aber drängen immer mehr Städte darauf, den Baustoff Holz auch im urbanen Bereich einzusetzen. Was auf den ersten Blick wie ein Paradigmenwechsel erscheint, hat auf den zweiten Blick schlichtweg damit zu tun, dass die Ausbreitung städtischer Lebensformen mit dem Klimawandel in Einklang gebracht werden muss. Lebten in den 1990er-Jahren vier von zehn Menschen in Städten, waren es 2018 laut „statista“ bereits 55 Prozent der Weltbevölkerung. 2030 wird der Anteil voraussichtlich bei 60 Prozent liegen, 2050 werden fast 70 Prozent in urbanen Gebieten leben - so lauten zumindest die Prognosen.

Es gilt also, Wohnraum zu schaffen - und zwar dort, wo bebaubarer Boden Mangelware ist. Freilich können sich rund um eine Stadt suburbane Siedlungen ausbreiten, die umgangssprachlichen „Speckgürtel“ stoßen irgendwann allerdings auch an ihre Grenzen. So oder so braucht es mehrgeschossige Wohnquartiere, die nicht nur leistbar, sondern überdies lebenswert sein sollten.

Der Baustoff Holz kann hier wesentlich zur Lösung beitragen. Aktuelle Entwicklungen im Systembau ermöglichen es, dass Holzbauten nicht mehr nur in geringer Höhe realisiert werden können. Das beweist unter anderem die Rhomberg-Tochter Cree, die sich auf mehrgeschossige Holz-Hybridgebäude spezialisiert hat und bis zu 100 Meter hohe Gebäude überwiegend aus Holz errichtet. Ein wesentlicher Vorteil von Holzbauten besteht darin, dass diese in einem großen Maß präzise vorgefertigt werden können, was auch schnelle Realisierungszeiten gestattet. Durch das geringe Eigengewicht eignet sich Holz außerdem hervorragend für Aufstockungen. Sprich: Holzkonstruktionen werden auf bestehende Betonquartiere aufgesetzt, ohne dass neue Baugründe gesucht bzw. zu teils horrenden Preis zugekauft werden müssen. Somit können Hochhäuser schnell und sauber, innovativ und vor allem nachhaltig horizontal und vertikal durch Holzbauten erweitert werden. Ökologische Holzfassaden, eingebaute Loggias und Pflanzenbalkone machen die Stadt schlussendlich sogar zur „Green City“.

Der Baustoff Holz liegt im Ländle voll im Trend
Auch hierzulande wird städtischer Holzbau immer wichtiger, schließlich zählt die EU-Kommission das Rheintal-Bodenseegebiet aufgrund seiner Bevölkerungsdichte neben Innsbruck sowie Wien und Umgebung zu einer der überwiegend städtischen Regionen in Österreich. War man bislang also als ländliche Region gewissermaßen prädestiniert für den Holzbau, gehört er nunmehr vor dem Hintergrund des nachhaltigen Städtebaus forciert.

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Als Wald schenkt uns Holz zuerst das Landschaftsbild, Erholungsraum sowie gute Luft und dient zudem als Schutz für unsere Gemeinden.

Matthias Ammann

Wer die Schaffung urbaner Strukturen im Sinn hat, muss in ressourcenschonenden Kreisläufen denken. Und in dieser Hinsicht komme nichts an den im wahrsten Sinne des Wortes „von Natur aus“ nachhaltigen Baustoff Holz heran, wie der Holzbauexperte und Geschäftsführer der „vorarlberger holzbau_kunst“ Matthias Ammann betont: „Als Wald schenkt uns Holz zuerst das Landschaftsbild, Erholungsraum sowie gute Luft und dient zudem als Schutz für unsere Gemeinden. Setzt man Holz außerdem als Baustoff ein, kann es am Ende der Lebenszeit wieder recycelt werden und am Schluss sogar Energie und Wärme liefern - gleich ob als Pellets oder Brennstoff.“

Mit Blick auf klimaneutrale Städte bietet die Wiederverwertbarkeit ein weiteres Argument für den Baustoff Holz. Eine nachhaltige Stadtentwicklung mit Fokus auf Holz hat also nichts mit Alpenhüttenromantik zu tun, sondern vielmehr mit innovativem und zukunftsweisendem Denken. Nicht zuletzt aus diesem Grund sollte vonseiten der Politik alles daran gesetzt werden, den heimischen Holzbau zu unterstützen, anstatt dabei zuzuschauen, wie die Branche durch einen exportorientierten Ausverkauf vielleicht in den Ruin getrieben wird.

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