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SOS-Kinderdorf Lesbos: Von Umsetzung weit entfernt

Politik
22.03.2021 16:07

Das von der Bundesregierung finanzierte Projekt einer SOS-Kinderdorf-Betreuungsstätte für geflüchtete Kinder auf Lesbos muss erneut einen Rückschlag hinnehmen. Corona-bedingt liegt die Betreuung der Kinder auf Eis, derzeit darf niemand das Camp Kara Tepe II auf der griechischen Ägäis-Insel verlassen. Das Angebot, 50 bis 100 Kinder in Österreich aufzunehmen, sei noch immer aufrecht, wie SOS-Kinderdorf am Montag bekräftigte. Vom zuständigen Außenministerium gab es prompt eine Absage.

Zwischenzeitlich konnte SOS-Kinderdorf zumindest 30 Kinder aus Kara Tepe II, das als Ausweichlager nach dem verheerenden Brand des Camps Moria errichtet wurde, in einem bereits vorhandenen Tageszentrum betreuen. Die Kinder wurden dafür täglich mit dem Bus in das bestehende Zentrum in Kara Tepe I gebracht. Nun dürfen die Flüchtlinge aufgrund der verschärften Corona-Maßnahmen auf Lesbos das Camp nicht mehr verlassen.

SOS-Kinderdorf: Umsetzung in geplantem Ausmaß „nicht realistisch“
Eigentlich sieht das Projekt, dessen Unterstützung die türkis-grüne Regierung kurz vor Weihnachten bekannt gab, die Betreuung von rund 500 Kindern vor. Diese Zahl sei im Moment „nicht realistisch“, sagte SOS-Kinderdorf-Geschäftsführerin Elisabeth Hause zuletzt in der „Zeit im Bild“. Es sei auch nicht möglich, ein seriöses Start-Datum zu nennen. Das Projekt ist seit Beginn mit Pandemie-bedingten Herausforderungen konfrontiert.

Die krone.tv-Reportage aus Kara Tepe:

50 bis 100 Kinder könnten jederzeit in Österreich untergebracht werden
Hauser zeigte sich in dem Interview angesichts der „katastrophalen Situation“ frustriert, der derzeitige Zustand sei „nicht menschenwürdig“. Auch die Suche nach einem Standplatz für einen Container für die Tagesbetreuung gestalte sich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten schwierig. Man könne aber stattdessen jederzeit 50 Kinder in Österreich unterbringen, nach einiger Zeit auch bis zu 100, bekräftigte sie ein schon früher geäußertes Angebot in Richtung Bundesregierung, das die ÖVP bisher stets ablehnte.

ÖVP: „Auch wir sind unzufrieden“
So auch diesmal: Außenminister Alexander Schallenberg verwies am Montag auf die „klare Linie, dass wir vor Ort helfen“. Damit würden „sehr viel mehr Menschen erreicht“. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Situation auf Lesbos „unerträglich“ sei und „in Wirklichkeit überhaupt keine Lager dieser Art auf europäischem Boden existieren sollten“. Dass das Projekt noch nicht seinen Soll-Status erreicht hat, sei vor allem auf die Pandemie zurückzuführen. „Auch wir sind unzufrieden mit der Situation vor Ort“, so Schallenberg.

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