Nie etwas Negatives bemerkt hatte Sonja L. Das sagte die treue Mitarbeiterin der Commerzialbank Mattersburg, die seit 1996 im Zahlungsverkehr tätig war, im U-Ausschuss aus. Vom Millionen-Fiasko sei sie völlig überrascht worden.
Auch mit ihrem Vater, einem Aufsichtsrat, habe sie kaum über die Finanzgeschäfte gesprochen. Von der Pleite hatte L. am 14. Juli im Homeoffice erfahren. Für sie war es ein Schock: „Wenn ich mich nicht angehalten hätte, wäre ich umgefallen.“ Für das Personal sei es ein ganz normaler Arbeitstag gewesen, dann sei gar nichts mehr gegangen, berichtete L. Ihren Ex-Chef, Martin Pucher, beschrieb die langgediente Leiterin als einen Vorgesetzten, der die Bank mit strenger Hand geführt hatte: „Nur seine Meinung hat gezählt.“
Pucher habe das Image eines wagemutigen Geschäftsmannes gehabt, der sich traut, vom mächtigen Raiffeisenverband loszukommen. „Man will es den Raiffeisianern zeigen. Ja, so war’s“, merkte die 2018 zur Prokuristin aufgestiegene Wirtshaustochter an. Ihre Hauptansprechperson im Job war Vorständin Franziska Klikovits. Von dubiosen Behebungen und Auszahlungen hoher Beträge an Unternehmer habe L. gar nichts mitbekommen: „Bargeld ist Schaltergeschäft.“ Erinnern konnte sich die Prokuristin allerdings noch an viele Geschenke für Kunden. Die Auswahl war groß: Blumen, Champagner, Silberbarren von 100 Gramm bis ein Kilo und Goldplättchen von zwei bis 100 Gramm. Namen der Jubilare konnte L. aber keine nennen.
Karl Grammer, Kronen Zeitung
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