Brisante Enthüllung

Acht Geheimagenten sollen Nawalny vergiftet haben

Ausland
14.12.2020 16:09

Der Fall um die Vergiftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny wächst sich zunehmend zu einem echten Krimi aus. Mindestens acht Geheimagenten des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB sollen an der Aktion beteiligt gewesen sein, berichten mehrere Medien nach einer intensiven Recherche. Außerdem mehren sich die Hinweise, dass dies wohl nicht der erste Anschlagsversuch auf Nawalny gewesen sein dürfte.

Mindestens acht FSB-Mitarbeiter seien identifiziert worden, berichtete der „Spiegel“ am Montag, der gemeinsam mit den Investigativplattformen Bellingcat und The Insider sowie dem US-Nachrichtensender CNN zu dem Fall recherchiert hatte. Bei den Identifizierten handle es sich um sechs ausführende Agenten und zwei mutmaßliche Führungskräfte.

Nawalny schon länger unter Beobachtung
Vor allem durch Auswertung der Mobilfunkverbindungen, GPS- und Standortdaten von mehr als einem Dutzend mutmaßlicher FSB-Agenten und Analysen zahlreicher Passagierlisten russischer Linienflüge lasse sich nachvollziehen, dass Nawalny bereits seit 2017 im Visier des FSB-Teams stand.

So seien die FSB-Agenten mehr als 30 Mal zu Nawalnys Reisezielen vorausgeflogen und kurz nach ihm nach Moskau zurückgekehrt. Demnach ist es wenig wahrscheinlich, dass es sich bei dem FSB-Team um Agenten handelte, die Nawalny nur beobachteten.

Verbindungen auch zu Nervengift Nowitschok
Die beiden ausgemachten Führungskräfte sollen dabei zwei FSB-Einheiten angehören, die in der Vergangenheit bereits mit Giftmorden in Verbindung gebracht wurden: das „Institut für Kriminalistik“ und das ihm übergeordnete „Zentrum für Spezialtechniken“. Eine der beiden Personen kommunizierte den Recherchen zufolge regelmäßig mit Chemielaboren, die mit dem Nowitschok-Programm Russlands in Verbindung stehen.

Nawalny merkte Ungereimtheiten
Einer der Agenten soll sich laut Mobilfunkdaten vor Nawalnys Hotel in Tomsk befunden haben. Auch Nawalny selbst berichtete von auffälligen Begebenheiten am Vorabend seines Zusammenbruchs. Hinter dem Tresen der Hotelbar hätten sich viel mehr Menschen aufgehalten als sonst. Der Barkeeper habe ihm eine Bloody Mary verwehrt, seinem Wunsch nach einem Negroni aber entsprochen.

Als der Kreml-Kritiker am darauffolgenden Tag in die sibirische Stadt Gorno-Altajsk weiterfuhr, setzte zeitgleich eine Telefonstafette zwischen einem mutmaßlich vor Ort anwesenden FSB-Mitarbeiter mit den in Moskau sitzenden Führungskräften ein.

Behandlung in Berlin
Nawalny war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde der 44-Jährige, noch im Koma liegend, zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht. Nach Angaben von drei europäischen Laboren, deren Ergebnisse von der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) bestätigt wurden, wurde Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Moskau bestreitet jede Beteiligung. Nawalny befindet sich immer noch in Deutschland, wo er sich von dem Anschlag erholt.

Nicht der erste Anschlagsversuch?
Möglicherweise handelte es sich bei dem Tötungsversuch im August nicht um den ersten Anschlag auf Nawalny. Dem „Spiegel“ berichtete er von zwei weiteren Zwischenfällen, darunter einem im Juli 2020. Während einer Privatreise mit seiner Ehefrau nach Kaliningrad habe diese Symptome ganz ähnlich der seinigen im August gezeigt. Sie habe sich aber kurz darauf wieder besser gefühlt. Mitglieder des identifizierten FSB-Teams hielten sich zeitgleich zum Ehepaar Nawalny in Kaliningrad auf.

Weder der FSB noch die verdächtigen Agenten waren bislang für den „Spiegel“ für eine Stellungnahme erreichbar.

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