Ein Beamter erzählt

Steirische Polizei-Helden im Terroreinsatz

Steiermark
17.11.2020 07:56

Der steirische Polizist Anton Baierl stand in der Wiener Terrornacht als Kommandant über 25 Polizisten im Einsatz. Hier erzählt er über das Erlebte, Dankbarkeit und Schuldgefühle.

Knapp zwei Wochen sind nun seit dem furchtbaren Terroranschlag in Wien vergangen. Es war der größte sicherheitspolizeiliche Einsatz der österreichischen Polizei seit ihrem Bestehen, rund 1000 Frauen und Männer riskierten dabei ihr Leben. Darunter auch 150 Kräfte der Einsatzeinheit Steiermark, kurz „EE“. 

Kommando über 25 Kollegen
Mittendrin war auch der steirische Abteilungsinspektor Anton Baierl. Über den Zug mit dem klingenden Namen „Dachstein 330“ hat er das Kommando, 25 Polizisten folgen im Falle eines größeren Einsatzes seinen Anweisungen. Auch sein Zug musste nach dem Attentat nach Wien zur Unterstützung ausrücken. Baierl: „Das war natürlich sehr fordernd, vor allem logistisch. Innerhalb kürzester Zeit mussten alle koordiniert werden.“

Stundenlang in 14-Kilo-Ausrüstung
Nicht nur geistig, sondern auch körperlich wird von den Beamten bei der Einsatzeinheit alles abverlangt. 14 Kilogramm wiegt die komplette Ausrüstung, welche sie über viele Stunden hinweg tragen müssen. Eine freudige Begrüßung dürfen sich die Polizisten im Normalfall auch nicht erwarten. Denn: „Wir sind eigentlich diejenigen, die zwischen den Fronten stehen. Bei Demonstrationen zum Beispiel glauben die Leute, wir sind das Feindbild. Manchmal werden wir beschimpft, bespuckt und mit Gegenständen beworfen“, erzählt Anton Baierl.

„Dieses Mal war alles anders“
Doch diesmal, in Wien, war alles anders! „Die Menschen waren so froh, dass wir da sind. Schulkinder sind zu uns gekommen und haben sich bedankt, dass wir auf sie aufpassen“, erzählt Baierl. Am Stephansplatz kamen ihnen zwei junge Menschen entgegen, entschuldigten sich aufrichtig bei ihnen. „Wofür?“, wollten die Polizisten wissen. Aus dem Gespräch ergab sich, dass sie Muslime sind und sich dafür schämen, was der Attentäter ihrer Heimat, ihrem Wien und den Menschen hier angetan hat.

Manche Kolleginnen bekamen von den dankbaren Menschen sogar Blumen geschenkt, Kinder verteilten Zeichnungen an ihre Helden, und auch die Versorgung durch die Bevölkerung mit Krapfen, Kaffee und Süßigkeiten war sichergestellt – stets mit einem begleitenden: „Danke, dass ihr für uns da seid!“

„Eine Waffe gehört bei uns dazu“
Neben all der Dankbarkeit sorgte dann nach dem Anschlag eine weitere Schreckens-Nachricht für große Aufregung: „Täter mit Langwaffe auf der Uni“ lautete die Alarmierung. „In diesem Moment rechnet man mit dem Schlimmsten“, schildert der erfahrene Zugs-Kommandant. Bald gab es aber Entwarnung, der Alarm stellte sich als Falschmeldung heraus. Was, wenn es wahr gewesen wäre? „Unsere Aufgabe ist es, die Zivilbevölkerung zu schützen. Geht’s ums Leben der anderen oder um das eigene, ist klar, man muss abdrücken. Eine Waffe gehört bei uns dazu. Das weiß man beim Eintritt.“ Bei all der aktuellen Tragik steht für Baierl aber ein Punkt ganz oben: der Zusammenhalt, „und der ist riesengroß!“

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