„Krone“-Analyse

Sechs Antworten zum größten Deal seit Eurofighter

Politik
22.09.2020 06:00

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hat am Montag den Bericht der „Krone“ bestätigt und die Beschaffung von 18 Mehrzweckhubschraubern des Typs AW169M angekündigt. Es ist der größte Ankauf des Bundesheeres seit den Eurofightern vor 17 Jahren. Die „Krone“ beantwortet sechs wichtige Fragen zum 300-Millionen-Deal.

War es eine gute Entscheidung, die AW169M aus Italien auszuwählen?
Es war immerhin überhaupt eine Wahl. Bei anderen Beschaffungsprojekten wie dem Saab 105OE-Nachfolger wurden Entscheidungen so lange verschleppt, bis es zu spät war. „Diesmal entsteht keine Lücke“, erlaubte sich sogar Generalstabschef Robert Brieger einen Seitenhieb.

Wie steht es um das Preis-Leistungs-Verhältnis bei dem Helikopter?
Der AW169M ist ein hochmodernes, leistungsfähiges Gerät, das alle 376 Muss- und Soll-Kriterien des Heeres erfüllt. Das bestätigten der „Krone“ mehrere Experten aus der militärischen, aber auch aus der zivilen Luftfahrt. Diese Fähigkeiten kosten - und zwar mehr als bei den kleineren Konkurrenzprodukten.

Ist der Mehrzweckhubschrauber etwa zu teuer?
Er ist mit bis zu 4,6 Tonnen Abfluggewicht deutlich schwerer als die ausgeschiedenen Mitbewerber von Airbus und Bell. Und jedes Kilo, das in die Luft muss, kostet - die Flugstunde wird bis zu 30 Prozent teurer als bei leichteren Hubschraubern. „Man übersieht aber gerne die Kooperationsmöglichkeiten“, erläuterte Ministerin Tanner die Betriebskosten. „Gerade bei Wartung und Weiterbildung - etwa an Simulatoren - können wir Synergien mit Italien nutzen und so die Betriebskosten senken.“

Wie politisch war die Entscheidung?
Wer den völlig eskalierten Streit zwischen Klaudia Tanner und Airbus Anfang des Jahres mitverfolgt hat, konnte sich die Chancen von Airbus ausrechnen, hier zum Zug zu kommen. „Meine Einstellung zu Airbus, insbesondere zu den laufenden Gerichtsverfahren, ist bekannt“, so die Ministerin. Hersteller Bell schied aus, weil die US-Streitkräfte dieses Muster nicht verwenden und auch ein Deal mit den USA schwieriger als einer innerhalb der EU gewesen wäre.

Fakten

AW169M
Besatzung: 1-2
Passagiere: 10
Nutzlast: 1800 kg / 2000 kg
Leermasse: 2800 kg
max. Startmasse: 4600 kg
Reisegeschwindigkeit: 268 km/h
Triebwerke: 2 × Pratt & Whitney PW210A mit je 1100 PS
Autopilot: 4-Achsen
Stückpreis: Je nach Ausstattung zwischen 8 und 15 Mio. Euro

Sechs der neuen Hubschrauber sollen auch als Schulungshelikopter eingesetzt werden. Ist der komplexe AW169M dafür geeignet?
Für die Grundschulung nicht. Die Betriebskosten sind für simple Start- und Landeübungen von Jungpiloten zu hoch, EASA-Regeln verhindern auch, dass Neulinge sofort auf 2200-PS-Geräten anfangen dürfen. Allerdings kann die Erstschulung bis 2030 durch bestehenden OH-58 unterstützt werden, danach wäre es denkbar, die ersten Flugstunden der Basisschulung günstig auszulagern.

Wo stehen die Hubschrauber künftig?
Zwölf in Aigen, daran war auch der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) beteiligt, den Tanner als „einen politischen Vater dieses Projektes“ würdigte. Sechs in Langenlebarn, die ersten Maschinen sollen 2022 eintreffen.

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