Trend in den USA

Gartenhütte für Omi als Pflegeheim-Alternative

Ausland
25.08.2010 11:44
Für Kritiker ist es ein "Omi-Schuppen", für viele andere eine innovative Idee: eine High-Tech-Hütte für den Garten, dazu gedacht, pflegebedürftigen Angehörigen eine Unterkunft bei ihrer Familie zu bieten. Kein pfiffiger Geschäftsmann hat es erfunden, sondern US-Pfarrer Kenneth Dupin. Seine Vision: Generationen wieder näher zusammenzubringen.

Anscheinend kommt seine Idee gut an. Ende Juli wurde das erste "MEDCottage" vorgestellt, mittlerweile gebe es schon mehrere Tausend Interessenten, sagt Dupin. "Jede kleine alte Lady in der Welt hat uns angerufen und nach einem gefragt."

Günstiger als ein Pflegeheim
Von außen sieht das "MEDCottage" aus wie ein Gartenhäuschen. Es ist vier mal acht Meter groß und enthält alles, was gebraucht wird: Bad, Kochgelegenheit, Bett. Die Besonderheiten liegen im Detail: So ist der Fußboden per Kamera überwacht, der Betreuer kann sehen, wenn jemand in der Hütte gestürzt ist. Es gibt auch verschiedene medizinische Einbauten, vom Blutdruckmessgerät bis zur Tablettenbox, die an die Einnahmezeiten erinnert.

Dazu ist alles ebenerdig gebaut, das Bad behindertengerecht, und es gibt einen Lift, um pflegebedürftige Patienten aus dem Bett zu heben. Eine Klimaanlage filtert die Luft, was das Infektionsrisiko mindern soll. 50.000 bis 57.000 Euro soll so eine Hütte kosten oder ab 1.100 Euro pro Monat zu mieten sein. Damit ist sie billiger als ein Platz in einem Wohn- oder Pflegeheim.

"Das ist ein Omi-Schuppen!" 
Im US-Bundesstaat Virginia, wo Dupin zuhause ist, gibt es aber auch Kritik. "Ist es eine gute Idee, Leute in einen Vorratsbehälter zu packen und sie in den Garten zu stellen?", fragte Bezirksrat Jeff C. McKay in der "Washington Post". "Das ist ein Omi-Schuppen. Was kommt als Nächstes? Der Studienabbrecher-Schuppen?"

Trotzdem hat Virginia für die "MEDCottages" eigens seine Bauordnung novelliert. Seit dem 1. Juli ist es gestattet, die Hütten im Garten aufzustellen. Ein Arzt muss jedoch die Pflegebedürftigkeit des Bewohners feststellen, und wenn die Hütte nicht mehr benötigt wird, muss sie nach 30 Tagen abgebaut werden.

Auch die größte Seniorenorganisation der USA, AAAP, hält das "MEDCottage" für gut. "Die Einwohnerzahl steigt dramatisch an, deshalb brauchen wir innovative Ideen. Und das ist eine davon", sagte AAAP-Vorstandsmitglied Jeannie English.

Erste MEDCottages werden 2011 ausgeliefert
Pfarrer Dupin ist fest überzeugt, dass seine Erfindung hilft, Senioren vor der Einsamkeit in einem Heim zu bewahren. Den 55-Jährigen aus Salem im US-Bundesstaat Virginia hat es immer wieder berührt, wenn er in anderen Ländern gesehen hat, wie mit alternden Familienmitgliedern umgegangen wird. "Überall auf der Welt wird das Alter geachtet. Es ist etwas Gutes", sagt der Pfarrer. Nur in den USA nicht, was er nicht verstehen könne. "Die Angst, isoliert zu sein, ist doch die größte, die wir haben."

Wenn Kinder geboren würden, nähmen die Eltern viele Umstände in Kauf, wie zum Beispiel die Einrichtung eines neuen Zimmers. "Ich finde, wir sollten das Gleiche tun, wenn wir alt werden." Und diese Entwicklung ist anscheinend nicht mehr aufzuhalten. Die Produktion ist angelaufen, ab 2011 werden die ersten 100 Hütten ausgeliefert. Dupin ist Feuer und Flamme: "Wir werden die Welt verändern."

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