Weniger Spenden

Krise trifft auch Tirols Sozialeinrichtungen

Tirol
04.05.2020 08:00

Steigende Arbeitslosenzahlen und ein geringeres Gehalt führen in der Corona-Krise auch dazu, dass noch mehr Menschen als zuvor auf die Hilfe von karitativen Einrichtungen und Second Hand Waren angewiesen sind. Die „Tiroler Krone“ hat bei drei solcher Einrichtungen nachgefragt, wie es um die Spendenfreudigkeit und das Helferherz der Tiroler sowie um den Ansturm Hilfsbedürftiger bestellt ist.

Bei der Caritas wurden vor allem zu Beginn der Krise mehr Sachspenden abgegeben, berichtet Verena Gutleben aus der Stabsstelle im Direktionsbüro. „Von Hotels bekamen wir wegen der Schließung sehr viele Lebensmittel.“ Anders sieht es hingegen bei finanziellen Spenden aus. Durch die Haussammlung, die aufgrund der Ausgangsbeschränkungen nicht durchgeführt werden konnte, machen sich Einbußen bemerkbar. „Bei jeder dieser Sammlung werden rund 800.000 Euro eingenommen. Wie wir diese kompensieren können, ist noch schwer abzuschätzen“, zeigt sich Gutleben sehr besorgt.

Gutleben: „Viele melden sich bei Sozialberatung“
Bei der Sozialberatung sei derzeit ein Anstieg bei Hilfesuchenden deutlich zu spüren. „Jene, die bisher knapp bei Kasse waren, spüren es jetzt noch mehr. Vor allem viele Saisonangestellte, die ihren Job verloren haben, melden sich“, zeichnet Gutleben ein Bild der Lage. Vermehrt werde nach Lebensmittelgutscheinen gefragt.

Beruhigung nicht in Sicht
Mit einer Beruhigung rechnet die Caritas nicht so schnell. Ganz im Gegenteil, es wird mit einem noch größeren Ansturm gerechnet. „Vieles poppt erst auf und wird später vermehrt zu spüren sein. Wir schätzen, dass noch mehr Leute kommen werden, wenn wir wieder öffnen“, sagt Gutleben. Über zu wenig freiwillige Helfer könne sie nicht klagen. „Viele haben sich bei mir gemeldet. Aufgrund der Auflagen konnten wir sie aber noch nicht einsetzen.“

Romen: „Corona hat uns sehr stark getroffen“
Von Sachspenden lebt der Verein Wams. Dort bedeuten diese auch Arbeitsplätze für Personen, die sich auf der Jobsuche besonders schwer tun. Einen deutlichen Einbruch an Spenden gab es zu Beginn der Krise, berichtet Geschäftsführerin Andrea Romen. „Wir haben gemerkt, dass viele Menschen zu Hause geblieben sind. Als wir wieder geöffnet haben und die Menschen sich wieder bewegen durften, kam schon sehr viel. Corona hat aber auch uns wirtschaftlich sehr getroffen – es fehlt der Umsatz eines ganzen Monats und die Umsätze seit der Wiederöffnung liegen noch deutlich unter dem früheren Niveau.“

Nachfrage nach Second Hand Ware wird steigen
Großen Bedarf gebe es, da von einer Steigerung bei der Nachfrage von Second Hand Ware ausgegangen wird. „Viele Personen haben durch die Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit Einbußen. Diese werden dann vermehrt zu uns kommen“, prognostiziert Romen. Mangel gebe es im Bereich der Alltagsbekleidung für Herren, Schuhe für Frauen, Männer und Kinder, Spielsachen, Geschirr und Haushaltssachen. Fahrräder seien auch sehr stark gefragt, betont Romen. Denn „viele haben derzeit Angst vor einer Ansteckung in den öffentlichen Verkehrsmitteln.“

Knitel: „Mehr Familien melden sich bei uns“
Von einer Abnahme der Spendenbereitschaft ist bei den Vinzenzgemeinschaften nichts zu spüren. „Dem VinziBus in Innsbruck werden aktuell sogar mehr Sachspenden wie Kartoffeln, Kuchen und Schokolade zur Verfügung gestellt“, wie Präsidentin Karoline Knitel erzählt. Die rasche Soforthilfe in Form von Lebensmittelgutscheinen oder sonstigen Überbrückungshilfen könne bestens erfüllt werden. Auffällig sei, dass sich nun öfters Familien mit Unterstützungsbedarf melden, und nicht mehr nur unbedingt Einzelpersonen.

Ein Drittel mehr Portionen als im Vorjahr
„Beim VinziBus werden aktuell ein Drittel mehr Portionen ausgegeben als in den Vorjahren zur selben Zeit“, sagt Knitel. Hilfesuchende würden sich derzeit auch in ganz praktischen Dingen des Alltags melden. „So wurde einem älteren Herrn geholfen, dessen Handy und damit einziger Kontakt nach außen kaputtgegangen war“, erzählt Knitel. Stark sei auch der Bedarf nach einem Gespräch spürbar, da der klassische Besuchsdienst noch ruhen müsse. Freiwillige Helfer würden sich derzeit viele melden, freut sich Knitel abschließend. „Hilfesuchende und helfende Menschen können für ein soziales Miteinander verbunden werden.“

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