Ordinationen am Limit:

„Jetzt krank zu werden, wäre ein Riesenproblem“

Österreich
02.04.2020 17:31

Es sind nicht nur Österreichs Krankenhäuser, denen eine Überlastung droht. Auch niedergelassene Ärzte haben zu kämpfen - vor allem, weil viele nicht mit der nötigen Schutzausrüstung ausgestattet werden. Wie die Situation derzeit aussieht, erzählt eine Ordinationsassistentin aus Wien im anonymen Interview. Das vollständige Gespräch hören Sie im Video.

Die Patienten seien derzeit ängstlich und es würden viele Termine abgesagt, erzählt die Frau. „Es ist momentan nur mehr der Akutbetrieb möglich.“ Das größte Problem sei der Mangel an Schutzmasken - manche Ordinationen müssten ohne jegliche Schutzmaßnahmen auskommen.

Kein Normalbetrieb
Normalbetrieb gebe es keinen mehr - auch deswegen nicht, weil allein der Umgang mit Corona-Verdachtsfällen und das Durchkommen bei der Hotline 1450 so viel Zeit in Anspruch nehme. Die Masken, die es bräuchte, haben Ordinationen im Normalfall nicht lagernd.

„Habe Freunde, die nicht wissen, ob sie weiter in die Arbeit gehen“
Manche Praxen hätten möglicherweise nicht rechtzeitig Material bestellt, aber viele würden wochenlang auf Lieferungen von Schutzmaterial warten. Und deshalb muss das Personal sich selbst in Gefahr bringen: „Ich habe Freunde, die sagen, sie wissen nicht, ob sie weiter in die Arbeit gehen. Sie haben Familie zu Hause und Eltern, die sie versorgen müssen.“

Die meisten Praxen nehmen nur mehr akute Fälle auf
„Es ist wirklich sehr beunruhigend“, so die Arzthelferin. „Jetzt krank zu werden, wäre ein Riesenproblem.“ Denn wenn die niedergelassenen Ärzte schließen, würden sich Patienten eben an Krankenhäuser wenden. „Und die sind jetzt schon voll oder am Limit.“ Die meisten Allgemeinpraxen würden nur mehr akute Fälle aufnehmen und Telemedizin machen.

„Man muss die Abhängigkeit von Asien reduzieren“
Was es für einen Normalbetrieb bräuchte? In erster Linie Schutzausrüstung. „Normalerweise müsste eigentlich jeder Patient, der eine Ordination betritt, eine Schutzmaske tragen. Aber das ist illusorisch.“ Es erwarte niemand, dass FFP3-Masken zur Verfügung stünden, so die Frau, aber es brauche einen Mund- und Atemschutz. „Ich finde es lustig, dass wir es schaffen, jetzt plötzlich Supermärkte zu versorgen, aber das medizinische Personal vorher nicht schützen. Das ist Augenauswischerei.“

Auf Dauer müsse man auch die Abhängigkeit von Asien reduzieren, was solche Ausrüstung betrifft. „Wir müssen schauen, dass wir in Österreich die Versorgung mit solchen Dingen einfach sicherstellen.“

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