Legende im Gesäuse

Hüttenwirt verlässt die „schönste Gegend der Welt“

Steiermark
20.10.2019 11:00

Er ist ein Klimawandel-Zeuge mit Weitsicht: Das steirische Gesäuse als Universität des Bergsteigens verliert mit Reini Reichenfelser nun einen seiner besten „Rektoren“. 29 Jahre lang war er Patron der Heßhütte, nun nimmt er Abschied.

Es gibt keinen unbeschwerlichen Weg hinauf auf die Heßhütte, jeder Höhenmeter muss erarbeitet werden. Das Handy dient lediglich zum Fotografieren, den Empfang gibt man bereits nach den ersten Schritten ab.

Drei Stunden und viele Glücksmomente später der erste Blick auf die freudeverheißende Oase inmitten der kargen Felswände: die Heßhütte auf 1699 Metern, benannt nach Gesäuse-Pionier Heinrich Heß.

„Urgestein der Kalkalpen“
Während man die Namensherkunft dieses bedeutenden Alpenverein-Schutzhauses oft erklären muss, ist der Hausherr einem jeden ein Begriff. Von „Urgestein der Kalkalpen“, „längstgedientem Hüttenwirt der Ostalpen“ oder kurz und bündig „Legende“ ist die Rede, kommt man auf Reinhard Reichenfelser zu sprechen.

„Ich war 13, als ich mit meiner Tante Rosa das erste Mal mit einem Ross hinauf bin zur Heßhütte“, erinnert sich die 57-jährige Gesäuse-Institution. „Sie war 40 Sommer lang die Chefin hier heroben. Nach zehn gemeinsamen Jahren war sie dann soweit, mir die alleinige Verantwortung zu übertragen. Das war 1990.“

Umweltgütesiegel für Öko-Pionierarbeit
Viel Vergnügen, aber auch viel harte Arbeit gehören seither zum Alltag des gebürtigen Gstatterbodeners. Vom Brennholz bis zum Brot - alles muss mit dem Heli hinaufgeflogen werden. „Eine Almhütte in einem Nationalpark zu bewirtschaften, das ist zudem eine ganz spezielle Herausforderung“, sagt der Steirer.

Umso stolzer ist er auf das Umweltgütesiegel, das die Heßhütte verliehen bekam. „Unter anderem für unsere vollbiologische Kläranlage und der Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung“, erzählt der gelernte Tischler.

„Unwetter werden immer ärger“
Dass der Klimawandel auch vor der Baumgrenze nicht Halt macht, das lehrt den Wirt die Erfahrung: „Zum einen werden die Unwetter ärger, zum anderen kommen uns die Übergangszeiten abhanden.“ Auch aktuell ist es viel zu warm für die Jahreszeit: „Heute hatten wir acht Grad plus in der Früh, das ist für Mitte/Ende Oktober ungewöhnlich.“

„Die schönste Gegend der Welt“
Dass der 57-Jährige nun krankheitsbedingt seinen heiß geliebten Arbeitsplatz (laut Eigendefinition „in der schönsten Gegend der Welt“) für immer verlassen muss, ist für ihn und seine Familie, aber auch für seine unzähligen Stammgäste traurig: „An den grandiosen Ausblick gewöhnt man sich, aber die netten Leute, die werde ich sehr vermissen“, betont Reini.

Mit der Einwinterung des Schutzhauses wurde bereits begonnen, zumindest bis zum Nationalfeiertag hält man aber noch offen. Auf eines können sich die Gäste jedenfalls verlassen: „Ein Bier bekommen sie sicher.“

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