Zuschüttung empfohlen

Was passiert nun mit der wiederentdeckten Burg?

Tirol
06.10.2019 07:00
Der bekannte Schweizer Archäologe Jürg Goll untersuchte die Baustruktur der zweiten Festung in Kufstein. Der rautenförmig angelegte Bau stellt einen einmaligen historischen Befund im Tiroler Raum dar. Der Mittelalter-Experte empfiehlt allerdings, die Grabungen nach grundlegender Dokumentation wieder zuzuschütten.

Auf Initiative des in lokaler Militärgeschichte stark bewanderten Kufsteiners Horst Konrad bot sich der Universität Innsbruck im vergangenen Frühjahr die einmalige Chance, die kriegerische Auseinandersetzung von 1504 in der Festungsstadt auf archäologischem Weg zu erforschen.

Zweite Festung ist ein Sensationsfund
Aber nicht nur Stellungen der Kanonen Kaiser Maximilians konnten am Zeller Berg gefunden werden, wie die „Krone“ berichtete. Dazu kam nach Sondierung und „wissenschaftlicher Schwerstarbeit“ mit Grabungswerkzeugen etwas noch viel Größeres nach 210 Jahren unter der Erde wieder ans Tageslicht. Nämlich die Kellergewölbe und Grundmauern von einem der zwei rautenförmigen Türme, der ab dem Jahr 1552 bis 1740 errichteten zweiten Festungsanlage in Kufstein am innerstädtischen Zeller Berg.

Harald Stadler, Bereichsleiter für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Universität Innsbruck, meinte damals dazu: „Das ist ein großer wissenschaftlicher Erfolg, da man in Tirol gerade für diesen Zeitabschnitt über militärische Thematiken wie Belagerungen und Befestigungen sehr wenig gemacht und erforscht hat. Gerade was die Ära Maximilian betrifft, ist dies das erste Mal, dass wir archäologisch in den Boden greifen.“

Gute Gründe für Jürg Goll, einen renommierten Archäologen, Experten für mittelalterliche Bauwerke und Buchautor, sich vor Ort ein Bild über den Jahrhundertfund zu machen.

Mittelalterliche Zisterne zur Wasserversorgung
„Es wird vermutet, dass es noch vor der Maximilianischen Ära eine Festung auf dem Zeller Berg gegeben hat, aber diese stand auf einem zweiten Hügel, der ja auch von seiner Lage prominenter ist“, erläutert der Schweizer Wissenschaftler.

Ein Highlight der rund 100 Quadratmeter ausgegrabenen Kellergewölbe und Grundmauern stellt im südwestlichen Bereich ein mysteriös wirkender Raum mit rautenförmigen Aussparungen an seinen Ecken dar. Wurde zuerst angenommen, dass es sich hier um ein Pulvermagazin handeln könnte, sind sich die Wissenschaftler nun einig, dass es eine Zisterne war. „Das ist schlüssig, da ja keine Quelle am Zeller Berg ist“, meint Grabungsleiter Florian Messner. Für Jürg Goll ist dieser historisch bedeutsame Ort äußerst spannend: „Ich werde mir die zum Bau verwendeten Backsteine und ihr Format genau ansehen, ob sie mit den älteren Steinmauern verbunden sind oder sekundär eingebaut wurden.“ Dadurch könne man feststellen, ob es zwei oder nur eine Bauphase gab.

Die Grabung muss konserviert werden
„Es ist eine sehr durchdachte Struktur, wie diese Anlage erbaut wurde. Die Anlage muss allerdings konserviert werden, damit sie nicht etwa durch das Wetter zerstört wird. Aber zuvor gehört alles dokumentiert, da man dadurch in späterer Folge wesentlich mehr Leute erreicht“, lautet das abschließende Urteil von Goll.

Hubert Berger

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