Das ausgebrannte Skelett der Gletscherbahn, die verrußten Tunnelwände, der Zug pechschwarz und geschmolzen - die vielen Hinterbliebenen und die wenigen Überlebenden werden dieses Bild des Schreckens nie vergessen können.
"Gletscherbahnen waren weitaus höher versichert"
Und sie werden auch pausenlos daran erinnert: Ein Prozess jagt den nächsten, ständig Urteile, Vertagungen und neue Anschuldigen. Die neueste davon kommt von Opfer-Anwalt Podovsovnik: "Die Gletscherbahnen Kaprun waren weitaus höher versichert, als im Prozess sowie im Rahmen der Vermittlungskommission offengelegt wurde."
Er nennt auch eine überaus gewaltige Summe: 134,335.734 Euro seien verheimlicht worden. Das sind immerhin mehr als 1,8 Milliarden Schilling. Podovsovnik: "Nachfolgende Versicherungen wurden unter den Schutzschirm einer einzigen Versicherung gestellt, die der offenbar schuldigen Firmen nie offengelegt." Und weiter: "Ich fordere, dass ein parlamentarischer U-Ausschuss in Sachen Kaprun gebildet und eine international besetzte neue Vermittlungskommission ins Leben gerufen wird, um die berechtigten Ansprüche der Opferfamilien und der Überlebenden und deren Familien nach europäischen Schadenersatzgrundsätzen zu regeln. Opfer dürfen nicht verschaukelt und abgewimmelt werden."
"Jeder hätte das Sechsfache bekommen müssen"
Die höheren Versicherungssummen, die dem Verkehrsministerium im Rahmen des Genehmigungsverfahrens bekannt zu geben gewesen seien, wären auch seitens des Ministeriums verschwiegen worden. Jeder Angehörige und jeder Überlebende "hätte zumindest die sechsfache Summe bekommen müssen", meinte Podovsovnik.
Das ist eine Bombe, die Harald Ropper, zuständiger Abteilungsleiter in der Finanzprokuratur und Mitglied der Sub-Kommission nicht unkommentiert lassen kann: "Die Höhe einer Versicherungssumme ist das eine, was die Opfer erhalten das andere. Die Versicherung hat gleich nach der Tragödie reagiert. Und Herr Podovsovnik listet hier auch Transport- und Kassenbotenberaubungs-Versicherungen auf, die gar nicht zum Tragen kommen."
Doch Podovsovnik legt sogar noch nach: Während das Strafgericht zu dem Schluss gelangte, dass die Brandkatastrophe durch einen fehlerhaft produzierten Heizlüfter ausgelöst wurde, führt der Jurist Erkenntnisse deutscher Gutachter ins Treffen, nach denen dieser Heizlüfter technisch verändert wurde, und zwar im "Zusammenwirken" der Gletscherbahnen Kaprun AG und einiger Firmen, die unter andere mit Montage und Überprüfung des Geräts zuständig waren. Damit liege ein Verschulden dieser Firmen vor.
"Leistungsbetrug" bereits zur Anzeige gebracht
Also passiert jetzt etwas, das die Kaprun-Opfer und Hinterbliebenen gut kennen: Der Leistungsbetrug wurde bei der Staatsanwaltschaft Heilbronn sowie bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien angezeigt und wird dort geprüft. Gleiches gelte für die verschwiegenen technischen Veränderungen beim Heizlüfter.
von Michael Pommer (Kronen Zeitung) und krone.at
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.