Bologna-Gipfel

Große Gegendemo und Sitzblockaden in Wien geplant

Wien
05.03.2010 11:44
Die Studentenprotestbewegung will die Feierlichkeiten zu zehn Jahren Bologna-Prozess am 11. und 12. März in Wien und Budapest mit einer großen internationalen Demonstration und Sitzblockaden begleiten. Die Studenten planen, am 11. März mit den Globalisierungsgegnern auf die Straße zu gehen. Die Aktion soll von mehr als 60 Organisationen unterstützt werden, auch rund 1.500 Teilnehmer aus anderen Ländern wurden am Freitag in Wien angekündigt.

Ihren Widerstand begründen die Studenten unter anderem damit, dass Bologna in der Praxis zu zahlreichen Problemen wie einer Verschulung des Studiums, einer Einschränkung der Mobilität wegen der überfrachteten Studienpläne und durch verstärkten Zeitdruck zu erhöhter psychischer Belastung geführt habe. Christian Felber von Attac Österreich sprach von der "Vermarktlichung der gesamten Gesellschaft", da Bildung nur als Mittel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit begriffen werde.

Thomas Schmidinger von der Interessensgemeinschaft der externen Lektoren warnte vor dem Bachelor als "Schmalspurabschluss", der zu einer Nivellierung des wissenschaftlichen Niveaus nach unten führe. Während Bologna die Europäisierung der Bildung verhindere, würden die Studenten mit ihren international vernetzten Protesten eine "Europäisierung von Wissenschaft und Bildung von unten" betreiben, und das werde vom Plenum der Lehrenden und Forschenden unterstützt.

Studenten wollen die Straßen Wiens "zugangsbeschränken"
Auftakt der "Aktionstage Bologna" ist eine Veranstaltung in Linz am 10. März, tags darauf startet um 15 Uhr ein Demonstrationszug vom Westbahnhof in Wien, der bis zum Michaelerplatz nahe dem Konferenzort in der Hofburg führen soll. Am Abend wollen die Studenten in einer "kollektiven und solidarischen Aktion" die Straßen Wiens blockieren "und zeigen was es heißt, mit Zugangsbeschränkungen konfrontiert zu sein", so eine Aktivistin. Ihren Zweck hätten die Proteste erfüllt, wenn die Bologna-Feier dadurch "etwas weniger feierlich und glamourös" werde.

Workshops rund um Alternativen zum Bologna-Prozess
Derzeit versuchen die Organisatoren bei Touren durch Hörsäle und Blockadeworkshops ihre Anhänger zu mobilisieren, ein Workshop findet am Montag um 12 Uhr vor dem Hauptgebäude der Uni Wien statt. Außerdem werden zwischen dem 8. und 14. März Hörer- und Betriebsversammlungen an Unis und Fachhochschulen stattfinden, an einigen Hochschulen soll der Lehrbetrieb ausgesetzt bzw. aktiv gestreikt werden.

Neben diesen Störaktionen sollen auch Alternativen zur Bologna-Struktur aufgezeigt werden. Am 12. und 13. März veranstaltet die Protestbewegung eine international besuchten Alternativgipfel am Uni-Campus im Alten AKH (Alsergrund) mit rund 50 Workshops, an denen etwa Studenten aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, der Schweiz, Spanien, Tschechien und der Türkei teilnehmen sollen.

Europäischer Studentenverband tagt in Wien
Unmittelbar bevor die Wissenschaftsminister von 46 Ländern in der Hofburg die Verwirklichung des europäischen Hochschulraums feiern, wird sich der europäische Studentenverband, die European Students' Union (ESU), bei seiner Tagung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien ebenfalls mit den Folgen des vor zehn Jahren gestarteten Bologna-Prozesses beschäftigen. Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH), die den ESU-Gipfel ausrichtet, hat eine kritische Auseinandersetzung mit Bologna und dessen "wirtschaftlicher Instrumentalisierung" angekündigt. "Beide Prozesse sind gescheitert und trotzdem gehen sie feiern", kritisiert ÖH-Vorsitzenden Thomas Wallerberger das Minister-Treffen.

Die ÖH wird auch am Gegengipfel zu den Bologna-Feiern teilnehmen, der von den ehemaligen Besetzern des Audimax der Uni Wien und von Hörsälen anderer Unis angekündigt wurde. Die ÖH sei teilweise in den Organisationskomitees vertreten, so Wallerberger. Der Zugang sei teilweise aber unterschiedlich: Während der Bologna-Prozess für die ÖH ein "formbares Gefäß" darstelle, das man nur verbessern müsse, werde er von manchen der Ex-Hörsaalbesetzer generell abgelehnt.

Wie viele Demonstranten bei möglichen Gegenveranstaltungen zur Bologna-Feier erwartet werden können, ist laut Wallerberger noch offen. Die Schätzungen reichten bis zu 20.000. Auf jeden Fall dürften auch Aktivisten aus den Nachbarländern kommen, in Deutschland seien bereits Busse für die Fahrt nach Wien organisiert worden.

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