Botschafter im Visier

Sklaverei-Vorwurf: „Sie waren völlig ausgeliefert“

Wien
16.03.2019 06:00

Sie sprechen nicht viel. Nicht nur, weil sie kein Wort Deutsch können, sondern weil sie psychisch gebrochen und wie „Sklavinnen“ behandelt worden sein sollen. Und das, wie berichtet, in einer noblen Wiener Botschafterresidenz! Was für Empörung sorgt: Der Diplomat und seine Frau genießen Immunitätsschutz.

Es ist die Geschichte zweier Mädchen, die nach einer besseren Welt im Hause eines Botschafters und seiner Gattin aus dem Nahen Osten suchten und so in Wien landeten, um sich einen Traum zu erfüllen. Doch er wurde zum Albtraum: Ausgebeutet, missbraucht, erniedrigt, schlecht bezahlt – „tyrannischen und aggressiven Befehlen“ ausgesetzt. Das gehörte zur Tagesordnung, beschreibt ein „Helfer“ den Alltag der Frauen in einem vierseitigen Brief. Das Duo musste sich dem Vernehmen nach ein Bett teilen, mitbekommen, wie sich eine Kollegin umbringen wollte, um dem Martyrium zu entfliehen.

„Sie sind ausgebrochen, einfach weggelaufen“
Die beiden Frauen wagten schließlich vor sechs Wochen einen mutigen Schritt. Evelyn Probst, Leiterin der Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels: „Sie sind ausgebrochen, einfach weggelaufen und haben uns und das Außenministerium gefunden.“

Derzeit müssen die Frauen psychologisch betreut werden. „Es wird lange dauern, bis sie wirklich über das reden können, was ihnen widerfahren ist“, so Probst. „Sie waren dieser Familie völlig ausgeliefert.“ Ihre Forderung: jegliche Rechte einfordern. „Hier geht es nicht um eine Debatte um diplomatische Immunität, aber es darf niemand ungestraft bleiben. Diese Frauen müssen gehört werden.“

Sandra Ramsauer und Christoph Matzl, Kronen Zeitung

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