Schauspielhaus Graz:

Uraufführung von Clemens Setz‘ „Erinnya“

Steiermark
16.11.2018 16:48

Eine so skurrile wie tiefgründige Gesellschaftssatire hat Clemens J. Setz mit seinem Stück „Erinnya“ - ein Auftragswerk des Grazer Schauspielhauses - geschrieben. Dort wurde es nun im Haus 2 in der Regie von Claudia Bossard aus der Taufe gehoben.

Seine Depressionen und Panikattacken hat Matthias durch ein technisches System namens Erinnya in den Griff bekommen, das ihm von einem anonymen Netzwerk „demokratisch“ generierte Sätze einflüstert. Dass er damit bei seiner Umwelt nicht selten auf großes Unverständnis stößt, ist ein idealer Ausgangspunkt, auf dem Clemens Setz sein ungemein vielschichtiges Stück über Liebe, Generationskonflikte, psychische Störungen, Technologien, Ausgrenzung und viele andere Themen unserer Zeit baut. In gewohnt skurrilen Bildern überzeichnet er die großen und kleinen Kämpfe, die wir alle täglich austragen.

Regie setzt auf Skurrilität
Regisseurin Claudia Bossard hat mit diesen Eigenwilligkeiten keine Probleme, ganz im Gegenteil, sie setzt gemeinsam mit Bühnenbildner Frank Holldack und Kostümbildnerin Elisabeth Weiß noch einen drauf. So ist die Vorstadt-Idylle, in der Matthias auf die Eltern seiner Freundin trifft und so manche Situation aus dem Ruder läuft, ein kitschiger Rosen-Supergau, zu dem auch die pudrigen Betonfrisuren der Darsteller passen. Das volltechnisierte Eigenheim erinnert dabei ein wenig an Jacques Tatis Film „Mon Oncle“.

Aus dem schrillen Rahmen fällt nur der ganz normal daherkommende Matthias, vom Performer Alex Deutinger wunderbar verkörpert. Seine Freundin (sehr verständnisvoll: Susanne Konstanze Weber) und Martina Zinner als deren überzeichnete Mutter finden sich erstaunlich schnell mit Erinnya zurecht, während der misstrauische Vater (köstlich Nico Link) die Eskalation herbeiführt.

Kluge Gesellschaftssatire
Setz ist eine kluge, nur an der Oberfläche schräg-witzige Gesellschaftssatire gelungen, die unterschwellig viele Unsicherheiten unserer Zeit verhandelt. Dass als Kommentatoren des Ganzen die Schicksalsgöttinnen der griechischen Mythologie (Tamara Semzov und Alida Bohnen zeigen sie als seltsames Doppelwesen) fungieren, ist nur ein weiterer Kunstgriff in diesem hochaktuellen Stück.

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