Europa schwächen

Wie gefährlich ist der Trump-Putin-Gipfel für uns?

Ausland
15.07.2018 12:54

Zwei der mächtigsten Männer der Welt treffen einander am Montag zu ihrem ersten Zweier-Gipfel. Vier Stunden lang wollen US-Präsident Donald Trump, der das Wochenende telefonierend und golfend in Schottland verbracht hat (Video oben), und der russische Staatschef Wladimir Putin im finnischen Helsinki miteinander sprechen - und dabei wird es wohl nicht darum gehen, sich an einem globalen Miteinander zu beteiligen. Im Gegenteil: Die beiden wollen vor allem ihre Macht und die ihres jeweiligen Landes ausbauen - doch dazu muss Europa geschwächt werden. Dabei geht die Gefahr vor allem von Trump aus, der für viele die größere Bedrohung für den Weltfrieden darstellt als Putin.

Bereits zweimal haben Trump und Putin einander getroffen, allerdings nur am Rande internationaler Konferenzen. Das erste Gipfeltreffen wird mit Spannung erwartet - nicht nur, aber vor allem wegen Trumps undurchschaubarem Politikstil. Der US-Präsident ist bekannt für seine Sprunghaftigkeit, dafür, spontan im direkten Gespräch irgendwelche Zu- oder Aussagen zu tätigen, die er später wieder abstreitet und als „Fake News“ hinstellt - wie erst am Freitag beim Großbritannien-Besuch ein Interview, das er einer britischen Zeitung gegeben hat.

Zwei Drittel halten Trump für gefährlicher als Putin
Auch aus diesem Grund halten ihn fast zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) in einer wohl auch auf Österreich umlegbaren Umfrage für die Deutsche Presse-Agentur zufolge für gefährlicher als Putin (16 Prozent). In allen anderen abgefragten Bereichen gewinnt Putin klar: Russlands Präsident wird als sympathischer (36 zu sechs Prozent) und und trotz der militärisch und wirtschaftlich stärkeren USA auch mächtiger (43 zu 25 Prozent) eingestuft. Besonders groß ist der Abstand bei der Frage der Kompetenz: Nur fünf Prozent sehen hier Trump vorne, 56 Prozent Putin, der Rest machte keine Angaben.

Ein Bündnis wäre sehr gefährlich für Europa
Gesprächsthemen gibt es zahlreiche zwischen Trump und Putin: Wettrüsten, Sanktionen, Syrien, Ukraine, die potenzielle Einmischung in den US-Wahlkampf, auf die der US- den russischen Präsidenten „definitiv und streng“ ansprechen will. Ob es zu Einigungen kommen wird, wird sich zeigen - und vor allem, wie weit diese Einigungen gehen. Denn eine Freundschaft oder zumindest ein Bündnis zwischen den beiden Präsidenten kann sehr gefährlich für Europa werden.

„Internationale Politik mit einem Handschlag zwischen Männern“
„Man muss befürchten, dass Trump Zusagen auf Kosten der EU macht“, sagte etwa Nicole Deitelhoff, Professorin vom Leibniz-Institut Hessische Stiftgung Friedens- und Konfliktforschung, zur „Bild“-Zeitung. Der US-Präsident „legt keinen großen Wert auf langwierige Verhandlungen, sondern glaubt, dass sich auch internationale Politik mit einem Handschlag zwischen zwei Männern machen lässt“.  Zudem könnte Politikneuling Trump Putin mit dessen 13 Jahren Amtserfahrung verhandlungstechnisch nicht gewachsen sein.

Vor „Vereinbarungen auf Kosten der westlichen Verbündeten“ warnt auch der deutsche Außenminister Heiko Maas und hofft, dass Trump zumindest im Hinterkopf behält, dass "einseitige Deals zulasten der eigenen Partner am Ende auch den USA" schaden.


NATO fürchtet Ende der Osteuropa-Manöver
Bei der NATO befürchtet man, dass Trump Putin ein Ende der Manöver in Osteuropa versprechen könnte. Seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 hat die NATO die Zahl der Manöver stark erhöht, was die Führung in Moskau erzürnt. Sollte Trump sich bereit erklären, die Zahl der Militärübungen zurückzufahren, wäre dies ein großer Erfolg für Putin - den Europäern würde er damit in den Rücken fallen.

Impulse für nukleare Abrüstung?
Das Treffen birgt aber auch Chancen. „Wir haben immer gesagt, dass wir den Dialog mit Russland brauchen“, sagte Maas weiter. „Es wäre ein Fortschritt, wenn von diesem Treffen auch Impulse für nukleare Abrüstung ausgehen.“

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