Trauer um Amokopfer

Abschied im Grazer Dom: „Amoi seg‘ ma uns wieder“

Steiermark
17.06.2025 21:20

Exakt eine Woche ist es her, dass der Amoklauf am BORG Dreierschützengasse zehn unschuldige Menschenleben forderte. Am Dienstagabend versammelten sich Trauernde aller Religionen zur letzten offiziellen Gedenkfeier im Grazer Dom. Zum Abschluss des gemeinsamen Gottesdienstes spielte Andreas Gabalier das Lied, das seiner Schwester und seinem Vater gewidmet ist.

Seit mittlerweile einer Woche ist Graz in tiefer Trauer. In den Dienstagabendstunden füllten sich abermals die Kirchenbänke des Grazer Doms. Bei dem offiziellen Abschluss der Gedenkfeierlichkeiten wurde ein letztes Mal gemeinsam geweint, gebeten und gesungen. Religionszugehörigkeit war an dem Abend egal, Hauptsache, man hält zusammen – ganz, wie es sich Schulsprecher Ennio Resnik gewünscht hatte.

„Wir werden ihre Namen nie vergessen“
Dompfarrer Ewald Pristavec hieß alle herzlich willkommen: „Seien wir über die Grenzen von Religion, Konfession und Weltanschauung hinaus füreinander da.“ Mehmet Celebi von der islamischen Religionsgemeinde bestätigte ihn: „Heute sind wir gemeinsam hier – erschüttert, aber auch vereint. Der Verlust schmerzt tief, aber wir werden ihre Namen nie vergessen. Es ist jetzt unsere gemeinsame Pflicht, Brücken zu bauen.“ Der Schmerz eines Vaters sei „der gleiche, und die Träne einer Mutter unterscheidet sich nicht in ihrer Herkunft“.

Vertreter aller Religionsgemeinden hielten den Gottesdienst gemeinsam ab.
Vertreter aller Religionsgemeinden hielten den Gottesdienst gemeinsam ab.(Bild: Jauschowetz Christian)

Der evangelische Superintendent Wolfgang Rehner bezog sich auf die Worte Jesu, die auch Schulsprecher Ennio zitierte: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Man solle diese Chance für einen Weg des Trostes, des Beistandes und des Friedens nutzen.

Die vergangenen Tage seien bestimmt gewesen von der Suche nach Antworten, meinte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl. Darin bestätigte ihn Innenminister Gerhard Karner (ÖVP): „‘Warum?‘ ist die Frage, die wir uns seit einer Woche alle stellen. Aber wir müssen uns damit abfinden, dass wir nicht auf all unsere Fragen Antworten bekommen werden.“

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Der Schmerz eines Vaters ist der gleiche, und die Träne einer Mutter unterscheidet sich nicht in ihrer Herkunft.

Mehmet Celebi, islamische Religionsgemeinde

Karner: „Wir werden etwas ändern“
Eine Aufforderung nahm er sich jedoch zu Herzen. „Bitte, liebe Regierung, tun Sie etwas“, meinte Ennio bei der Trauerfeier am Grazer Hauptplatz. „Der Satz ging mir durch Mark und Bein“, sagte Karner, „und wir werden etwas ändern.“ Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) zeigte sich ebenso bereit, „die richtigen politischen Schlüsse zu ziehen“. Aber die Tragödie habe gezeigt, dass unsere Republik funktioniere – „vom ersten Notruf bis zum jetzigen Moment“.

Andreas Gabalier sang „Amoi seg‘ ma uns wieder“.
Andreas Gabalier sang „Amoi seg‘ ma uns wieder“.(Bild: Jauschowetz Christian)

Stadtpolitik – etwa Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) – nahm auch am Gottesdienst teil. Ebenso vor Ort: der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP), Landesrat Hannes Amesbauer (FPÖ), Landesrat Stefan Hermann (FPÖ), Landesrätin Claudia Holzer (FPÖ), Landesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP), Landesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP) und Landeshauptmann a.D. Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Extra aus Wien angereist kamen neben Karner auch die Minister Claudia Plakolm (ÖVP) und Christoph Wiederkehr (Neos).

Chor und Orchester begleiteten die Trauerfeier. Und zum Abschluss sang Andreas Gabalier noch sein tröstendes Lied „Amoi seg’ ma uns wieder“. Ein Gedanke, der wohl vielen Hinterbliebenen Halt gibt.

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