Gegen tapferen Iran

„Tor-Monster“ Diego Costa schießt Spanien zum Sieg

WM 2022
20.06.2018 21:54

3:0, 4:0 oder 5:0 für Spanien? Nichts da! Mehr als ein mageres 1:0 hat für den Favoriten im WM-Duell mit dem Iran nicht herausgeschaut. Auch wenn vielerorts nur über die Höhe des zu erwartenden Sieges des Ex-Weltmeisters diskutiert wurde, der krasse Außenseiter präsentierte sich als eine bravourös kämpfende Einheit, die lange Zeit eine schier unüberwindbare Abwehr-Mauer aufzog und die Spanier ein ums andere Mal erfolglos anlaufen ließ. Letztlich war es ein halbes Eigentor - von der FIFA Diego Costa zugerechnet -, das den iranischen Schutzwall vor dem eigenen Gehäuse zum Kollabieren brachte (54.). Costa ist mit seinem bereits dritten Volltreffer das absolute spanische „Tor-Monster“ bei dieser WM…

Es kommt wohl selten vor, dass es bei einer Fußball-WM unmittelbar VOR dem Anpfiff einer Partie bereits den ersten Gänsehaut-Moment gibt - beim Duell von Spanien mit dem Iran gab’s allerdings genau das, dank des großen Tierfreunds Gerard Pique. Bevor er womöglich zwischen die 50 Füße der handelnden Fußballer und Schiedsrichter geraten konnte, rettete der Barcelona-Kicker einen verirrten Spatz (!) vom Geläuf des Kasan-Stadions. So zärtlich, wie er normal wohl nur seine holde Ehefrau Shakira berührt, nahm Pique das Vögelchen vorsichtig in die Hände und trug es ein Stückchen weg - ehe es schließlich von alleine davonflog. Vielleicht hatte dem armen Tier der Lärm in der Arena so sehr zugesetzt, dass es den Weg nach draußen selbst nicht mehr finden konnte. Die rund 45.000 Zuschauer sorgten nämlich mit Vuvuzelas und anderen Tröten in der Heimstatt des in der Vergangenheit bereits mehrfach gegen Rapid angetretenen FK Rubin Kasan für infernalischen Krach- beinahe an die WM in Südafrika erinnernd.

Ein gutes Omen für Favorit Spanien, der in Südafrika bekanntlich seinen bisher einzigen WM-Titel eingefahren hatte? Von der Optik des Duells der Spanier mit dem Iran in der ersten Spielhälfte her durchaus - zogen die Iberer doch praktisch über die gesamten ersten 45 Minuten eine Art Powerplay auf. Sage und schreibe 82 Prozent Ballbesitz, rund 380 gespielte Pässe (gegenüber etwa 80 beim Iran!) und zehn Tor-Schüsse zeugten von einer eklatanten Überlegenheit. Zeitweise standen die Iraner mit allen elf Spielern im eigenen Strafraum - doch die von ihrem Teamchef Carlos Queiroz auf eine nahezu perfekte Defensiv-Taktik eingeschworenen Iraner ließen dennoch kaum Gefährliches zu. Ein Carvajal-Schuss (4.) sowie Freistöße (10./25.), ein Volley-Drehschuss (30.) und ein Weitschuss (45.) des auffälligen David Silva waren die einzige Ausbeute der Spanier - am ehesten hätte noch die letztgenannte Chance tatsächlich hinter Iran-Goalie Alireza Beiranvand einschlagen können.

Gleich zum Auftakt der zweiten Spielhälfte musste sich der beim FC Persepolis engagierte Beiranvand allerdings dann doch auszeichnen. Erst rettete der Keeper bei einem Schuss von „Vogelfreund“ Pique (49.) und kurz darauf auch bei einem Gewaltschuss von Sergio Busquets (50.). Und plötzlich glaubte man mindestens im halben Stadion den eigenen Augen nicht zu trauen: Hatte der Iran da gerade das 1:0 erzielt (53.)? Nein, knapp doch nicht - aber der Abwehr-Patzer von Pique, der einen Ball nicht wegbrachte und Karim Ansarifard von der Strafraum-Grenze zum Schuss ins Außennetz kommen ließ, hätte aus Spaniens Sicht auch böse enden können. So aber gelang dem Favoriten praktisch im Gegenzug das 1:0: Costa nahm am Strafraum verkehrt zum Tor stehend einen Pass von Iniesta an und wollte sich schussbereit drehen, doch Rezaeian ging dazwischen und wollte klären: Dabei schoss er Costa so unglücklich an, dass der Ball für den Goalie unerreichbar in die Maschen ging.

Nach dem bisherigen Spielverlauf einigermaßen überraschend, kam die Mannschaft des Iran mit dem 0:1 vor der Brust dann doch auf. In Minute 60 etwa hatte Mahdi Taremi den Ausgleich auf dem Kopf, aber nach einer Flanke von rechts ging sein Kopfball doch noch knapp links neben das Gehäuse des spanischen Goalies David De Gea. Wieder war der Tor-Schrei bei so manchem auf halbem Weg aus der Kehle verreckt - aber nur kurz: Denn wenig später erzielte der Iran offenbar den Ausgleich, nach einem Freistoß versenkte Saeid Ezatolahi die Kugel im Netz (62.). Doch Schiri Andres Cunha aus Uruguay verweigerte dem Treffer zurecht die Anerkennung - wegen einer Abseitsstellung - was auch vom Video-Schiri bestätigt wurde! Die meisten Spieler der Iraner und die halbe Ersatzbank freuten sich an der Outlinie dennoch eine gefühlte Viertelstunde über den Treffer, bis sie auf den harten Boden der Realität im Kasan-Stadion zurückfanden.

In der letzten halben Stunde gestalteten die von Gegentor und nicht gegebenem Tor unbeeindruckten Iraner die Partie völlig offen - und hätten durchaus noch Chancen auf den Ausgleich gehabt - Vahid Amiri (75./verfehlte Flanke) und Taremi (82./Kopfball knapp drüber) scheiterten allerdings. Und Spanien? Mehr als ein seltsames Gestocher auf der Tor-Linie des iranischen Gehäuses schaute für die Spanier an gefährlichen Szenen nicht mehr heraus - immerhin blieb es aber beim knappen 1:0-Sieg für die Iberer, die nun im letzten Gruppenspiel gegen Marokko den Aufstieg in die K.o.-Phase aus eigener Kraft fixieren können. Aber auch der Iran ist noch voll im Rennen - ein Sieg gegen Portugal und der krasse Außenseiter in dieser WM-Gruppe wäre weiter…

Das Ergebnis:
Spanien - Iran 1:0 (1:0)
Kasan, Kasan-Arena, 42.718 Zuschauer, SR Cunha/URU
Tor: 1:0 (54.) Diego Costa
Gelbe Karten: Amiri, Ebrahimi
Spanien: De Gea - Carvajal, Pique, Ramos, Alba - Busquets - Vazquez (79. Asensio), Silva, Iniesta (71. Koke), Isco - Diego Costa (89. Rodrigo)
Iran: Beiranvand - Rezaeian, Hosseini, Pouraliganji, Hajsafi (69. Mohammadi) - Ezatolahi - Taremi, Ebrahimi, Amiri (86. Ghoddos), Ansarifard (74. Jahanbakhsh) - Azmoun

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(Bild: KMM)



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