Mit steigendem Tempo

Klimawandel macht aus Pflanzen Gipfelstürmer

Wissenschaft
05.04.2018 07:02

Wegen steigender Temperaturen infolge der weltweiten Klimaerwärmung breiten sich Gebirgspflanzen in höhere Regionen aus - und das mit steigendem Tempo. Recht eindrucksvoll zeigt sich das etwa am 3424 Meter hohen Hinteren Spiegelkogel in Tirol: Anno 1953 wurden dort 15 Arten gefunden, heute sind es bereits 37, wie Forscher aus elf Ländern im Rahmen einer Studie herausgefunden haben.

In allen neun untersuchten europäischen Regionen (auf Spitzbergen, in Skandinavien, Schottland, der Hohen Tatra, den Karpaten, den Alpen und den Pyrenäen) kommt es zu einer immer stärkeren Zunahme der Artenzahlen, berichten die Ökologen im Fachjournal „Nature“. Durch die Klimaerwärmung erreichen fünfmal so viele Arten tieferer Lagen die Gipfel als vor 50 Jahren, so die Forscher.

Während im Zeitraum 1957 bis 1966 im Schnitt nur eine neue Art pro Gipfel beobachtet wurde, waren es zwischen 2007 und 2016 mehr als fünf Arten. Als konkretes Beispiel einer neuen Gipfel-Art nannte Harald Pauli vom Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW die Klebrige Primel (Bild unten): Diese sei bis zu Höhen von 3000 bis 3200 Metern häufig, auf dem Hinteren Spiegelkogel aber bis vor Kurzem nicht vorgekommen.

„Menschgemachte Erwärmung treibender Faktor“
Die Rate der Neubesiedlung verlief parallel zum Temperaturanstieg der vergangenen Jahrzehnte, was „auf die menschgemachte Klimaerwärmung als treibenden Faktor hinweist“, so Manuela Winkler vom Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung der Boku in einer Aussendung. Bestätigt werde das durch den überdurchschnittlichen Anteil wärmeliebender Arten unter den Neuankömmlingen.

Ob es dadurch zu einem Verdrängungswettbewerb kommt und Arten verschwinden, sei nicht im Fokus der aktuellen Studie gestanden, sagte Pauli. „Wir sehen aber auf den höchsten Gipfeln, dass die extremen Hochlagenarten, die sehr kälteangepasst sind, zurückgehen.“ Auch Stefan Dullinger vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien bezeichnete die Zunahme der Artenzahl als „Übergangsphase, die letztendlich zum Verschwinden vieler genuin alpiner Arten von den Berggipfeln führen dürfte“.

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