Trauer um "Ted"
US-Senator Edward Kennedy ist tot
Als Parlamentarier äußerte er sich vor allem zu Fragen der Gesundheitspolitik, zu Bürgerrechten, militärischen Fragen und zur Friedenspolitik. In den vielen Jahrzehnten nahm er Einfluss auf fast jedes Gesetz zur Sozialgesetzgebung, das den US-Kongress passieren musste. Nur zwei Senatoren in der Geschichte der Vereinigten Staaten waren länger im Amt. "Wir haben den nicht zu ersetzenden Mittelpunkt unserer Familie verloren", hieß es in der Mitteilung der Familie. Sie dankte allen, die Kennedy unterstützt hatten.
Obama: Historisches Kapitel beendet
US-Präsident Barack Obama hat Kennedy als ein Schwergewicht der US-amerikanischen Politik gewürdigt. Er sei dem Verstorbenen dankbar dafür, dass er ihn im Rennen um das Weiße Haus im vergangenen Jahr unterstützt habe. Dabei sei der Senator schon damals sehr krank gewesen. Kennedy sei ein "Löwe für die fortschrittliche Sache" gewesen. "Ein wichtiges Kapitel unserer Geschichte ist beendet", sagte Obama: "Unser Land hat einen großen Mann verloren, der den Stab von seinen gefallenen Brüdern übernahm und der größte Senator der USA in unserer Zeit wurde."
Schwarzenegger: "Mann von Glauben und Charakter"
Arnold Schwarzenegger, Gouverneur des US-Staates Kalifornien, hat den verstorbenen Senator als "Mann von starkem Glauben und Charakter" gewürdigt: "Teddy lehrte uns, dass der Dienst an der Allgemeinheit kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung ist." Kennedy sei der "Fels unserer Familie" gewesen, erklärte Schwarzenegger. Schwarzenegger ist mit Maria Shriver, einer Nichte von Edward Kennedy, verheiratet.
UN-General: "Größte Hochachtung"
Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon würdigte den Toten, noch dazu mit ungewöhnlich persönlichen Worten. "Ich hege die größte Hochachtung und Bewunderung für Kennedy", sagte Ban auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz in New York. Dieser habe sich unermüdlich für unterprivilegierte Menschen eingesetzt. "Seine Unterstützung für die Vereinten Nationen ist mir enorm zugutegekommen."
Scharfer Kritiker von George W. Bush
Edward Kennedy galt als einer der liberalsten amerikanischen Politiker, der sich mit großem Engagement für Chancengleichheit einsetzte. Eines seiner Hauptanliegen war zuletzt die Realisierung der von Präsident Barack Obama angestrebten umfassenden Gesundheitsreform. Er war als einer der schärfsten Kritiker der Regierung des republikanischen Präsidenten George W. Bush hervorgetreten. Zuletzt wurde Kennedy von Obama mit der "Presidential Medal of Freedom" ausgezeichnet.
Eine Präsidentschaftskandidatur strebte Edward Kennedy nur 1980 an, unterlag aber in den Vorwahlen der Demokraten dem damals amtierenden Präsidenten Jimmy Carter. Seine politische Karriere erlitt einen schweren Rückschlag durch den sogenannten Chappaquiddick-Zwischenfall 1969. Damals verlor er bei einem nächtlichen Ausflug die Kontrolle über sein Fahrzeug; er selbst konnte sich aus dem Wagen retten und blieb unverletzt, seine Beifahrerin, die 29-jährige Sekretärin und Wahlkampfhelferin Mary Jo Kopechne, ertrank jedoch. In seinem Heimatstaat Massachusetts wurde er trotz dieses Zwischenfalls sieben Mal für den Senat wiedergewählt.
Bei Bankett zusammengebrochen
Nach einem neurochirurgischen Eingriff zur Entfernung des Hirntumors im Juni 2008 hatte sich der Senator einer Radiochemotherapie unterzogen. Bei einem Bankett im Kongressgebäude in Washington anlässlich des Amtsantritts von Präsident Obama im Jänner brach Kennedy nach einem Schwächeanfall zusammen.
Seit vergangenem Mai war es ihm aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich gewesen, an Abstimmungen im Senat teilzunehmen. Er hatte sich jedoch darum bemüht, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass gleich nach seinem Tod ein Ersatzmann seinen Platz im Senat einnehmen kann. Nach dem in Massachusetts geltenden Gesetz wird an und für sich nämlich erst in 145 bis 160 Tagen ein Nachfolger gewählt.
"Ted" war das jüngste von neun Kennedy-Geschwistern. Er übernahm nach dem Mord an seinem Bruder, dem früheren Justizminister Robert ("Bob") Kennedy, 1968 die Rolle des Familienoberhauptes. Anfang August war Edward Kennedys Schwester Eunice Kennedy Shriver gestorben. Die Vorkämpferin für die Akzeptanz von Behinderten war 88 Jahre alt geworden. Von den insgesamt neun Geschwistern lebt jetzt nur noch Jean Kennedy Smith.
"Fluch der Kennedys" - Erfolge und Dramen
Der Kennedy-Clan steht wie kaum eine andere amerikanische Familie für Macht und Erfolg, allerdings auch für Rückschläge und Skandale - die Medien nennen es den "Fluch der Kennedys". Roberts Sohn David Kennedy starb 1984 mit 28 Jahren in einem Hotel in Florida an einer Überdosis Rauschgift. Ein weiterer Neffe Edwards, William Kennedy Smith, wurde nach einer gemeinsamen Bar-Tour mit seinem Onkel wegen Vergewaltigung vor Gericht gestellt, aber freigesprochen. Edwards Sohn Patrick wurde mit 21 Jahren Kongressabgeordneter, doch verhinderten Drogensucht und Depressionen eine politische Karriere. 1999 stürzen John Kennedy Jr. und seine Frau Carolyn mit einem Flugzeug tödlich ab.
"Ted" wird am US-Nationalfriedhof beerdigt
Edward Kennedy soll einem Medienbericht zufolge auf dem Nationalfriedhof Arlington im US-Bundesstaat Virginia beerdigt werden. Er werde dort seine letzte Ruhestätte in unmittelbarer Nähe der Gräber seiner ermordeten Brüder John F. und Robert Kennedy finden, berichtete der US-Fernsehsender CNN. Wie die "Washington Post" berichtete, soll zuvor in Boston eine Trauerfeier stattfinden. Dabei werde voraussichtlich auch US-Präsident Barack Obama sprechen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise.
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