Ausgefuchste Betrüger

Wenn ganzer Lkw samt Fracht spurlos verschwindet

Tirol
18.05.2025 07:00

Zuletzt wurden immer wieder Fälle publik, in denen Ware von Tiroler Firmen beim Transport abhandenkam. Dahinter stecken scheinbar sehr gut organisierte Kriminelle, die mit ihrer Masche auch die internationalen Ermittler auf Trab halten.

Ein Lkw fährt vor, Papiere werden überprüft, die Ware verladen und auf die Reise geschickt. Am Ziel ankommen wird sie aber nie. So oder so ähnlich passiert das Tiroler Firmen immer wieder. „Ein Sub- oder Subsubunternehmer holt die Ware ab und veruntreut diese, sodass sie auf der Reise verschwindet und nie ankommt“, beschreibt Polizei-Sprecher Stefan Eder die Masche, die Tirols Transportgewerbe derzeit zu denken gibt. „Das passiert, weil es viele Firmen dazwischen gibt, Aufträge an Subunternehmer weitergegeben werden.“

Professionelles Vorgehen und Insider-Wissen
Die Täter würden äußerst professionell vorgehen, skizziert Ulf Schmid, Sprecher der Sparte Transport und Verkehr in der WK Tirol. Oft hätten die Lkw gestohlene Kennzeichen, die Fahrer gefälschte Ausweise. „Teilweise haben sie auch die Order-Nummer“, beschreibt Schmid, der deshalb davon ausgeht, dass die Täter sich in Systeme einhacken oder Informanten haben.

So sei es zum Beispiel vorgekommen, dass Betrüger bei einem Betrieb Schokolade abgeholt hätten. „Sie hatten die Auftragsnummer und alles. Als der richtige Lkw gekommen ist, war die Ware schon weg. Die haben den Auftrag irgendwie abgefangen.“

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Bis der richtige Lkw gekommen ist, war die Ware schon abgeholt. Die haben den Auftrag irgendwie abgefangen. Das sind wirklich Profis.

Ulf Schmid, Sparte Transport und Verkehr in der WK Tirol

Ob die Ware nun direkt von Betrügern abgeholt oder von Subunternehmen auf der Fahrt veruntreut wird – für Schmid steht fest: „Da sind Profis am Werk, die genau wissen, was sie tun.“

Ermittlungen über Ländergrenzen hinweg schwierig
Die Polizei bestätigt, dass die Klärung solcher Fälle schwierig ist: „Weil das Ganze über mehrere Länder geht – vor allem, wenn es noch einen gewissen Zeitverzug gibt.“ Fälle würden zwar geklärt, Hintermänner aber nur selten ausgehoben.

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Oft ist es so, dass man auch bei einer Klärung die Hintermänner nicht findet. Die einzelnen Betroffenen wissen oft selbst nicht alles.

Polizei-Sprecher Stefan Eder

Neu ist das Phänomen der verschwundenen Lkw-Ladungen nicht, „aber es poppt momentan wieder auf“, sagt Ulf Schmid, der aber gleich beruhigt: „Es ist nicht so, dass jeder zweite Transport ein Problem hat. Wir bewegen uns da im Promille-Bereich.“ Auch die Polizei erkennt keinen Trend.

Schutz kostet mehr, ist aber nicht unmöglich
Schmid sieht alle Beteiligten gefordert, sich zu schützen. So setzen viele Transporteure auf Satellitenüberwachung und bewachte Parkplätze. Und Schmid rät, gerade bei teurer Ware nicht auf günstigere Subunternehmer zu setzen, sondern auf heimische Frächter, die man kennt. „Wenn man den Fahrer mit der Ausweisnummer meldet oder der Verlader diesen schon kennt, wird es für die Kriminellen dünn“, sagt er, „aber es ist oft immer wieder eine Preisdiskussion.“

Schmid spricht von schätzungsweise 400 bis 500 Euro mehr, die ein sicherer Transport nach Italien kosten würde: „Bei einem Warenwert von insgesamt 500.000 Euro aufwärts darf das keine Rolle spielen.“ 

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