Internatioanle Auszeichnungen, Forscher, Praxis in Linz und zudem an der Uni-Klinik in München tätig. Mit gerademal 34 Jahren zählt der Linzer Martin Dirisamer zu den führenden Augenärzten. Das Studium schloss er übrigens ein Jahr vor der Mindestzeit ab - und das hatte auch ein wenig mit seiner sportlichen Leidenschaft für Tischtennis zu tun...
"Krone": Ihr Interesse für Augenheilkunde wurde Ihnen scheinbar in die Wiege gelegt.
Martin Dirisamer: Es besteht sicher eine gewisse genetische Vorbelastung. Mein Vater ist ja niedergelassener Augenarzt in Gmunden und mit 73 Jahren noch immer in der Praxis. Und da ich selber kurzsichtig gewesen bin - mittlerweile aber gelasert - habe ich mich zwangläufig bereits mit zehn Jahren mit Fehlsichtigkeit beschäftigt.
"Krone": Der Berufswunsch Mediziner war ein logischer Schritt?
Martin Dirisamer: Dass es Augenheilkunde geworden ist, war multifaktoriell. Einerseits das chirurgische. Andererseits, dass ich nicht immer ans Krankenhaus gebunden bin und mich selbstständig machen konnte. Ich war auch technisch sehr interessiert, aber der Weg war vorzeichnet. Vor allem, weil meine zwei älteren Brüder Medizin studierten und wussten, wie es läuft. Das hat mir sehr geholfen und ich hab’ das Studium schnell abgeschlossen.
"Krone": Schnell ist aber fast untertrieben. Soweit ich weiß in nur fünf Jahren, also ein Jahr unter der Mindestzeit.
Martin Dirisamer: Das wäre aber nicht gegangen, wenn ich es nicht von meinem älteren Bruder vorgelebt bekommen hätte. Es war aber schon immer ein Grundwissen vorhanden.
"Krone": Haben Sie also Tag und Nacht gelernt?
Martin Dirisamer: Es hat sich so entwickelt und bedarf auch einer gewissen Konsequenz, die ich vom Sport mitbekommen habe.
"Krone": Was haben Sie gemacht?
Martin Dirisamer: Ich war zu dem Zeitpunkt beim Tischtennis semiprofessionell unterwegs, habe in der Bundesliga und im Nationalteam gespielt. Ex-Mitspieler, Daniel Habesohn habe ich sogar gelasert.
"Krone": Nicht im Ernst
Martin Dirisamer: Doch! Ich hab’ mir 2015 das EM-Mannschaftsfinale gegen Deutschland mit ihm im Fernsehen angesehen. Als Österreich Gold geholt hat, hab’ ich natürlich gleich per SMS gratuliert und geschrieben, dass mir nur seine Brille nicht gepasst hat und er soll doch bei mir vorbeikommen. Etwas später war er bei mir und sieht seither ohne Brille wieder perfekt.
"Krone": Ihre wird Forschung mittlerweile weltweit beachtet - worum geht’s genau?
Martin Dirisamer: Meine wissenschaftliche Haupttätigkeit bezieht sich auf minimalinvasive Hornhauttransplantation - das bedeutet, das operative Trauma so gering wie möglich zu halten. Der nächste Schritt ist, dass man kein fremdes Gewebe für eine Transplantation benötigt. Dafür stehe ich mit fünf Forschungsgruppen auf der ganzen Welt im Austausch. Wir sind kurz davor, einen Durchbruch zu erleben.
"Krone": Jetzt provokant gefragt: Steht Ihnen ihr junges Alter, Sie sind kürzlich 34 Jahre geworden, manchmal im Wege?
Martin Dirisamer: Ich behaupte: ganz klar Ja! Wer in Österreich jung und erfolgreich ist, wird mit einem gewissen Zweifel angesehen. Anders ist das in den USA, da genießt man doppeltes Ansehen.
"Krone": Wie spüren Sie das?
Martin Dirisamer: Von den Patienten weniger, aber unter den alteingesessenen Kollegen schon.
"Krone": Vor einiger Zeit wurde Ihnen der international anerkannte "Achievement Award" von der Vereinigung der amerikanischen Augenärzte verliehen, sie zählen zudem zu den 40 besten ihres Faches unter 40 Jahren. Stolz?
Martin Dirisamer: Natürlich eine sehr schöne Auszeichnung, man darf aber gewisse Sachen nicht überbewerten und sich gar nichts darauf einbilden. Es macht Spaß, man benötigt jedoch auch ein tolles Team.
"Krone": Zu etwas ganz anderem: In Linz ist gerade die Kepler-Universitäts-Klinik im entstehen. Wäre das nicht etwas für Sie?
Martin Dirisamer: Das war ein tolles städtisches Haus, dem ich viel zu verdanken habe. Im Moment ist das kein Thema. Und um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals Primar werden will.
"Krone": Warum eigentlich nicht?
Martin Dirisamer: Weil ich in meiner Tätigkeit nur beschränkt werden würde und es gibt derzeit keine Abteilung, die mich reizt. Ich bin mit der aktuellen Mischung aus Forschungstätigkeit, Uni-Klinik München und der Praxis in Linz sehr zufrieden.
Andi Schwantner, Kronen Zeitung
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