Die Leitung der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich wird erstmals weiblich. Cornelia Richter wurde bei der Synode in Wien-Donaustadt zur ersten Bischöfin gewählt, sie folgt Ende des Jahres Michael Chalupka, der aus Altersgründen in Pension geht. Die aus Bad Goisern stammende und derzeit an der Universität in Bonn lehrende 54-jährige Theologieprofessorin war als einzige Kandidatin nominiert.
Nominiert worden war Richter von allen sieben Superintendentialversammlungen, in denen die Delegierten der einzelnen Pfarrgemeinden in der jeweiligen Diözese zusammenkommen. Sie erhielt bereits im ersten Wahlgang die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit, 64 von 68 abgegebenen Stimmen entfielen auf die Kandidatin, die die Wahl sogleich annahm. Gewählt worden war sie für die übliche Amtszeit von zwölf Jahren. Amtsantritt ist der 1. Jänner 2026, wenn Chalupka, der seit 2019 amtierender Bischof ist und demnächst 65 Jahre alt wird, in Pension gegangen ist.
Karfreitag „muss zurückkommen“
Wie ihr Vorgänger Chalupka will sich auch Richter für die Wiedereinführung des Karfreitags als Feiertag einsetzen, wie sie bereits vor ihrer Wahl vor den Delegierten betonte: „Ich würde alles dafür tun. Er muss zurückkommen, das geht überhaupt nicht anders.“ Bemerkenswert fand sie, dass der damalige Antrag ausgerechnet von ÖVP und FPÖ gekommen sei – „zwei Parteien, die ständig den Untergang des Abendlandes heraufziehen sehen, vor allem wegen einer anderen Religion. Und dann schaffen sie den Feiertag ab, der das Christentum definiert wie kaum ein anderer“, so Richter.
Ebenso vor ihrer Wahl kündigte Richter an, ihre Professur in Bonn für das Bischöfinnenamt aufzugeben. „Als Bischöfin wäre es meine erste Aufgabe, quer durch die Gemeinden in ganz Österreich zu fahren“, kündigte sie zudem an. Es gehe darum zuzuhören. Kirche sei nicht in erster Linie eine Institution, sondern vielmehr Gemeinschaft betonte sie außerdem vor den Delegierten. Zudem betonte sie, sich für den interreligiösen Dialog einzusetzen. „Man muss wissen, wer man ist, wer man sein möchte, aber dann unbedingt ins friedliche Gespräch gehen.“
Aufgewachsen in Oberösterreich
Richter (54) wuchs in Bad Goisern auf, ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter Organistin. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Wien und München. Lehrtätigkeiten führten sie nach Hermannsburg, Zürich und Gießen. An der Universität Bonn war Richter von 2012 bis 2020 Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung, seit 2020 hat sie die Bonner Professur für Dogmatik und Religionsphilosophie inne.
Seit 2012 ist Richter zudem Co-Direktorin des Bonner Instituts für Hermeneutik. Seit 2024 lehrt sie auch an der University of St. Andrews in Schottland. Von 2020 bis 2024 leitete sie als erste Dekanin die Evangelisch-Theologische Fakultät und seit 2024 ist sie als erste Frau Vorsitzende des Senats der Universität Bonn. Während ihrer Lehrtätigkeit in Deutschland war Richter auch in ihrer oberösterreichischen Heimat Pfarrerin im Ehrenamt.
237.000 Mitglieder in Österreich
Die evangelische Kirche A.B. (Augsburger Bekenntnis) in Österreich zählt etwas mehr als 237.000 Mitglieder. Es gibt nur einen evangelisch-lutherischen Bischof bzw. eine Bischöfin.
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