Baby-Drama

Prostituierte in Nervenklinik überstellt

Österreich
19.12.2007 16:32
Nach dem tragischen Tod eines neugeborenen Buben in Salzburg ist die 18-jährige Mutter mittlerweile von der Frauenklinik des Salzburger Landeskrankenhauses in die nahe gelegene Christian-Doppler-Klinik überstellt worden, wo sie psychotherapeutisch betreut wird. Die junge Prostituierte hatte am vergangenen Samstag im Bordell "Pascha" ein Baby zur Welt gebracht, es nach der Geburt in ein Handtuch gewickelt und aus dem Fenster geworfen. Das Kind erlitt beim Sturz tödliche Verletzungen.

Wie lange die Rumänin auf der Station bleiben muss, könne man noch nicht abschätzen, hieß es am Mittwoch aus dem Spital. Der Vater des Kindes ist offiziell nicht bekannt. "Wir wissen es nicht", sagte ein ermittelnder Beamter. "Die Frau befindet sich derzeit in ärztlicher Betreuung, polizeilich einvernommen wurde sie noch nicht." Neue Erkenntnisse in diesem Fall habe man vorerst noch nicht gewonnen.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Rumänin, die legal im Bordell "Pascha" arbeitete, unter einem Geburtsschock gestanden hat. Während der Geburt war die 18-Jährige vermutlich alleine im Zimmer. Wegen der schweren Blutungen nach der Geburt wurde sie dann von einer Begleitperson mit dem Taxi ins Krankenhaus gebracht.

Schwangere sollen nicht als Prostituierte arbeiten dürfen
Dass Frauen während der Schwangerschaft als Prostituierte arbeiten, müsse verboten werden, forderte jetzt der ressortzuständige Vizebürgermeister der Stadt Salzburg, Harald Preuner, in einem Schreiben an Landeshauptfrau Gabi Burgstaller. "Es darf nicht sein, dass Frauen derart ausgenützt werden. Ein moralisches Mindestmaß muss auch für den Rotlichtbereich gelten und gesetzlich eingemahnt werden."

"Pascha" wurde heuer sieben Mal überprüft
Drei Wohnungsbordellen wurde heuer ein Riegel vorgeschoben. Bei 66 Überprüfungen von bewilligten Bordellen hagelte es 56 Strafanzeigen. Dabei handelte es sich vorwiegend um Vergehen nach dem Aids- und Geschlechtskrankheitengesetz sowie um Verstöße gegen Bordellbewilligungen. Das "Pascha" wurde in diesem Jahr bis zum Dezember siebenmal unter die Lupe genommen. Es kam zu keinen nennenswerten Beanstandungen.

Baby starb nach Acht-Meter-Sturz
Der 2,8 Kilogramm schwere Bub fiel bei seinem Sturz aus dem Fenster des Hauses in der Fürbergstraße (siehe Bild) sieben bis acht Meter tief. Er war nach der Geburt lebensfähig - das hat die Obduktion der Leiche durch die Leiterin der Salzburger Gerichtsmedizin, Edith Tutsch-Bauer, ergeben.

Die 18-Jährige war am Samstagvormittag mit schwersten Blutungen ins Landeskrankenhaus gekommen. Dort stellten die Ärzte fest, dass die Frau kurz zuvor ein Kind zur Welt gebracht haben musste. "Sie hat angegeben, dass 'etwas aus ihr herausgerutscht' sei, das habe sie in ein Handtuch gewickelt und aus dem Fenster geschmissen", schilderte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Barbara Feichtinger.

Staatsanwaltschaft leitet Voruntersuchung ein
Die Staatsanwaltschaft hat eine Voruntersuchung wegen "Tötung eines Kindes bei der Geburt" (Paragraf 79 des Strafgesetzbuches) eingeleitet. "Wir prüfen, ob es sich um einen privilegierten Mordtatbestand handelt, sich die Mutter also bei der Geburt in einem Ausnahmezustand befunden hat." Der Strafrahmen beträgt bei Tötung eines Neugeborenen ein bis fünf Jahre Haft. Die Ärzte des Landeskrankenhauses haben die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebracht.

Amtsarzt wusste von Schwangerschaft
Die Prostituierte war das letzte Mal am 10. Dezember zur vorgeschriebenen Untersuchung nach dem Aids- beziehungsweise Geschlechtskrankheitengesetz beim städtischen Gesundheitsamt. "Es hat alles gepasst. Der Amtsarzt hat ihre Schwangerschaft natürlich erkannt. Er hat sie darauf hingewiesen, dass eine Weiterarbeit als Prostituierte in ihrem Zustand nicht unbedingt ratsam ist", erklärte Bernd Huber, Sprecher des ressortzuständigen Vizebürgermeisters Harald Preuner.

In dem "Gesundenbuch" der Prostituierten werden Schwangerschaften nicht eingetragen. Die Rumänin habe den Rat des Arztes zwar zur Kenntnis genommen, aber offenkundig nicht befolgt, sagte Huber. Das Amt verfüge über keine rechtliche Handhabe, schwangeren Prostituierten die Ausübung ihrer Tätigkeit zu untersagen.

Bordellführung ahnungslos
Für die Geschäftsführung des Bordells ist die heimliche Geburt des Kindes "ein Schock", so der Marketingmanager des Hauses, Bojan Granatirovic. "Wir können uns nicht erklären, warum die Frau uns nichts gesagt hat. Das ist absoluter Wahnsinn. Wir sind bemüht, unseren Frauen zur Seite zu stehen und Hilfe anzubieten - egal in welcher Form. Dass sie schwanger war, haben wir nicht gewusst. Sonst hätten wir verhindern können, dass sie aus Angst so einen Akt setzt."

Im "Pascha" arbeiten Angaben der Behörden zufolge 28 Prosituierte. Laut Huber geht dort derzeit eine weitere schwangere Frau der Prostitution nach. Das sei dem Amt für Öffentliche Ordnung im Magistrat Salzburg bekannt...

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