Trotz Embargo

Syrien: Berichte über kroatische Waffenlieferungen

Ausland
26.02.2013 13:27
Während die EU-Mitgliedstaaten erst vor Kurzem einer Verlängerung des Waffenembargos gegen das Bürgerkriegsland Syrien zugestimmt haben, dürfte das künftige EU-Mitglied Kroatien diese Sanktionen umgehen - und dies offenbar sogar auf legalem Weg. Derzeit häufen sich Medienberichte, wonach Rebellen Waffen der ehemaligen jugoslawischen bzw. der aktuellen kroatischen Armee gegen die Truppen von Präsident Bashar al-Assad einsetzen.

Erste Berichte tauchten in dem auf den Nahen Osten spezialisierten Online-Portal "NOW" auf. Dort hieß es, syrische Rebellen würden seit geraumer Zeit über Raketen- und Granatenwerfer verfügen, die teilweise nach wie vor zum Arsenal der kroatischen Streitkräfte gehörten.

In weiterer Folge zitierten amerikanische Medien Militärkreise und gut informierte Blogger, die sich auf entsprechendes Videomaterial aus Syrien beriefen. Die "New York Times" berichtete, dass die Waffen über Saudi-Arabien und Jordanien nach Syrien gelangt sein dürften.

Vor allem das sunnitisch geprägte Saudi-Arabien gilt seit knapp einem Jahr als einer der größten Unterstützer der Rebellen gegen die schiitisch geprägte syrische Führung. Doch die Waffenlieferungen dürften, wenn man den Berichten Glauben schenken darf, eine noch nie zuvor da gewesene Intensität erreicht haben, auch wenn die Experten derzeit über die Menge lediglich mutmaßen können.

Zagreb dementiert Waffenlieferungen
Das kroatische Außenministerium dementierte jedoch die Waffenlieferungen. Seit dem Ausbruch des Arabischen Frühlings habe Kroatien keine Waffen an Saudi-Arabien oder Syrien geliefert, erklärte eine Sprecherin des kroatischen Ministeriums am Dienstag. Saudi-Arabien und Jordanien reagierten bisher nicht auf die Berichte.

Doch einige Beobachtungen in der Vergangenheit widersprechen der offiziellen Reaktion aus Zagreb. So soll im vergangenen Sommer ein hoher kroatischer Vertreter während eines Besuchs in Washington das Angebot gemacht haben, kroatische Waffen an die Rebellen zu liefern, "sollte es Interesse geben" - was jedoch damals nicht der Fall war.

Verdächtige Transporte nach Jordanien
Laut der kroatischen Zeitung "Jutarnji list", ist es möglich, dass die Waffen legal an die Aufständischen in Syrien gelangten, über Lieferungen an die USA oder etwa Jordanien, mit dem ein kroatischer Waffenproduzent legal Verträge laufen hat. Dies würde auch zahlreiche Transporte einer jordanischen Firma erklären, die seit vergangenem Dezember in regelmäßigen Abständen auf dem Zagreber Flughafen ihre Reise angetreten haben, so die Zeitung. Ivica Nekic, Leiter der kroatischen Waffenexportbehörde, bezeichnete diese Berichte hingegen als reine Spekulation.

Auch Sturmgewehre aus Österreich?
Auch Waffen der österreichischen Firma Steyr Mannlicher sollen bereits in Syrien gesichtet worden sein. So erzählte Damien Spleeters, der für französische Medien und auch die "New York Times" aus Syrien berichtet, er sei auf seinen Reisen nach Syrien auf Kriegsgerät aus Österreich gestoßen. Er habe mit eigenen Augen Steyr-Sturmgewehre in der Hand von Rebellen gesehen. Dokumentiert seien die Waffen demnach auch auf YouTube-Videos, die von den Rebellen selber ins Netz gestellt worden sein sollen. Bereits im August 2012 seien erste Videoclips von Steyr-Waffen im Netz gelandet, sagte Spleeters.

Der Geschäftsführer des Steyr-Konzerns, Michael Engesser, erklärte, es habe keinen Export von Waffen nach Syrien gegeben. Ähnliche Medienberichte seien bereits vor einem halben Jahr aufgetaucht, interne Untersuchungen sowie Ermittlungen des deutschen Bundesnachrichtendienstes hätten aber ergeben, dass keine Waffenlieferung nach Syrien erfolgt sei. Im Bezug auf Bilder von Sturmgewehren sagte er: "Ähnliche Modelle werden auch in den USA und in Australien hergestellt. Solange die genaue Seriennummer der Waffe nicht bekannt ist, kann auch die Herkunft nicht festgestellt werden."

Assad erstmals zu Gesprächen bereit
In dem seit knapp zwei Jahren anhaltenden Konflikt in Syrien wurden nach UN-Angaben bereits rund 70.000 Menschen getötet. Am Montag hatte sich Assads Regierung erstmals zu Verhandlungen mit bewaffneten Aufständischen bereit erklärt. Diese machten aber Assads Rücktritt und einen Abzug seiner Truppen aus den syrischen Städten zur Vorbedingung.

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