Endzeit-Domizile

Geschäft mit der Apokalypse: Luxus-Bunker in den USA

Ausland
18.05.2010 09:34
Die Apokalypse in relativ luxuriösem Ambiente überleben - mit dieser Vermarktungsphilosophie erhoffen sich Unternehmer in den USA ein Millionengeschäft. Sie renovieren oder bauen atombombensichere Riesenbunker in entlegenen Gegenden Nordamerikas und lassen sich Plätze darin teuer bezahlen. In Zeiten von Erdbeben, Tsunami, Nuklearterrorismus und dem "Weltuntergangsjahr 2012" vor der Tür boomt das Geschäft mit den Domizilen, die die Endzeit überdauern sollen.

"Es wird der komfortabelste Schutzbunker auf diesem Planeten", bewirbt der Kalifornier Robert Vicino seinen "Doomsday save-haven" in der Mojave-Wüste. Wo sonst Autorennen gefahren werden, Space Shuttles landen und Verschwörungstheoretiker den sagenumwobenen Militärstützpunkt Area 51 vermuten, hat Vicino einen alten Atomschutzbunker erstanden und ihn zum komfortablen Endzeit-Domizil umgebaut - zumindest auf dem Plan, denn noch fehlt dem 56-jährigen Immobilien- und Werbefachmann etwa die Hälfte der Kunden für die 132 Wohnplätze, die er in dem nur 1.200 Quadratmeter großen Bunker errichten will.

Die Pläne für den fertigen Bunker samt Renderings (siehe Bild), virtuellem Rundgang und einer Auswahl an Endzeit-Szenarien zeigt Vicino bereits auf der Website seiner Firma "Vivos" (siehe Infobox). Das etwa zwei Stockwerke tief gelegene Endzeit-Domizil in der Mojave-Wüste umfasst demnach ein Fitnesscenter, eine Ambulanz, einen Gemeinschaftsraum mit Lederfauteils, ein Kommunikationszentrum (sollte die Apokalpyse oben jemand überlebt haben) und - man kann ja nie wissen - auch ein kleines Gefängnis. Gegen Atombomben und EMPs ist der in der Zeit des Kalten Krieges als Schutzraum für Verwaltungsbeamte entstandene Bunker bereits geschützt. Ein ausgeklügeltes Luftfilterungssystem, Wasseraufbereitungsanlage und Stromgenerator sollen folgen.

Von 50.000 bis 1,25 Millionen Dollar
Vicino kassiert derzeit 5.000 Dollar Reservierungsgebühr für einen Erwachsenen, Kinder kosten die Hälfte, Haustiere sind gratis. Eine fertige Koje in dem Bunker samt einer Erstration an Lebensmitteln (z.B.: Milchpulver, Pökelfleisch und Instant-Mahlzeiten) wird pro Person aber nicht unter 50.000 Dollar zu haben sein.

Vicinos Projekt ist aber noch vergleichsweise günstig. Der Geschäftsmann Larry Hall will im US-Bundesstaat Kansas einen Bunker bauen, der 15 Stockwerke tief in die Erde reichen soll. Eine seiner "Wohnungen für die Ewigkeit" kommt auf satte 1,25 Millionen Dollar. Seine Idee hatte Hall schon vor langer Zeit geboren, aber erst jetzt melden sich ernsthafte Interessenten, sagt er. "Nach den ganzen Erdbeben und Naturkatastrophen rufen jetzt ständig Leute an. Die Menschen werden schön langsam nervös."

Geschäft mit der "Kultur der Angst"
Private Atomschutzbunker - sie waren nach der Katastrophe von Tschernobyl auch für Häuslbauer in Europa eine zeitlang Pflicht - haben in den USA eine lange Tradition. Geschäftsmänner wie Hall und Vicino bauen auf diese "Kultur der Angst" und stellen mit ihren Bunker-Projekten nun auch Stadtmenschen ohne eigenen Keller in Aussicht, die Apokalypse nicht allein überleben zu müssen.

Die "L.A. Times" zitiert in ihrem Bericht über den Endzeit-Bunker-Boom eine junge "Vivos"-Kundin, die gerade 7.500 Dollar für sich, ihren Mann und die sechsjährige Tochter bezahlt hat, um eine Koje in dem Wüsten-Bunker zu reservieren: "Als Noah seine Arche baute, sagten sie auch alle, er sei verrückt. Und dann kam die Flut."

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