Seestadt-Bauskandal

Aspern: 16 Millionen bei Fernwärmeprojekt versenkt

Wirtschaft
17.10.2014 11:49
Die Endbilanz eines Desasters: Im aktuellen Bericht GZ 004.000/005-483/14 stellt der Rechnungshof fest, dass eine Tochterfirma der Wien Energie bei ihrem Geothermie/Fernwärme-Abenteuer in der Seestadt Aspern 16,1 Millionen Euro versenkt hat. Ein Versicherungsvertrag in dieser Causa sorgt zusätzlich für Kopfschütteln.

Bei dem 2011 mit viel Pomp und Polit-Prominenz präsentierten, aber dann sehr still zu Grabe getragenen Projekt Geothermie für die Seestadt Aspern wurde also wesentlich mehr Geld vernichtet, als bisher bekannt war: Nicht zwölf, sondern sogar 16,1 Millionen Euro wurden von einer Tochterfirma der Wien Energie zulasten der Stadtwerke und des Wiener Steuerzahlers verpulvert, berichtet der Rechnungshof in seinem noch vertraulichen Dossier, das der "Krone" vorliegt (siehe Faksimile).

Das totale Finanzdebakel begann 2011 mit schönen Versprechungen: So sollte das Geothermie-Kraftwerk Aspern nicht weniger als 40.000 Wohnungen mit Fernwärme versorgen. Die SPÖ-Wirtschaftsstadträtin war - wie in der Pressedienst-Information von damals nachzulesen ist - begeistert: "Investitionen der Stadt und ihrer Unternehmen in nachhaltige Infrastruktur-Projekte sind ein Gebot der Stunde."

Die Euphorie war jedoch rasch verflogen: Der Plan, aus 5.000 Metern Tiefe 140 Grad heißes Wasser zu fördern und damit die Wohnungen in der Seestadt zu beheizen, war aus einem nicht unwesentlichen Grund unrealisierbar - es fand sich trotz zahlreicher Bohrungen zu wenig heißes Wasser.

Bei einer ersten Prüfung durch das Wiener Kontrollamt vor zwei Jahren stand dann bereits fest: Die Stadtregierung hat den ersten Bauskandal im Prestigeprojekt Seestadt Aspern. Die gesamte Dimension der Geldvernichtung dokumentiert aber erst jetzt der neue Rechnungshofbericht.

Noch höherer Verlust mit Versicherungspolizze
Darin findet sich auf Seite 14 auch noch ein unfassbarer Schildbürgerstreich (siehe Faksimile oben): Um größeren Schaden bei einem Misserfolg der Bohrungen zu vermeiden, schloss die Tochterfirma der Wien Energie eine ziemlich teure Versicherung ab. Als der Schadensfall dann eintrat, hatten die glücklosen Manager zwar 3,81 Millionen Euro an Versicherungsprämie überwiesen, doch die Versicherungen mussten nur 3,75 Millionen Euro auszahlen.

Fazit: 16,1 Millionen Euro Totalschaden - und noch 60.000 Euro Verlust beim Abschluss einer Versicherung.

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