Bravo, Dominic Thiem! Der Niederösterreicher steht bei den French Open im Viertelfinale! Der 22-Jährige besiegte im Achtelfinale des zweiten Grand-Slam-Turniers des Jahres den Spanier Marcel Granollers mit 6:2, 6:7 (2), 6:1 sowie 6:4 und steht damit an der Schwelle zu seinem endgültigen Durchbruch in die absolute Tennis-Weltklasse. Die Partie war am Dienstag nach dem 2. Satz wegen Regens abgebrochen worden - mit Wiederbeginn war Thiem am Mittwoch dann jederzeit Herr der Lage und zog im Eiltempo in die nächste Runde ein. Dort trifft der 22-Jährige nun auf David Goffin (BEL/12), der den Letten Ernests Gulbis, Thiems ehemaligen "Stallkollegen" bei Günter Bresnik, mit 4:6, 6:2, 6:2 und 6:3 besiegte.
Setzt sich Thiem auch gegen den Belgier durch, dann ist er nicht nur der dritte Österreicher nach Thomas Muster und Jürgen Melzer, der in die Vorschlussrunde eines Majors gelangt: Er würde sich wie vor ihm Muster (1.) und Melzer (8.) auch erstmals in die Top Ten im ATP-Ranking schieben. "Natürlich ist das ganz klar im Hinterkopf. Aber sobald ich den Platz betrete, denke ich nicht mehr ans Ranking. Da denke ich nicht einmal, dass das jetzt ein Viertelfinale ist, sondern ich will einfach das Match gewinnen", sagte Thiem, der die Situation auch im Ranking ganz genau verfolgt.
Die Bedeutung des Spiels, in dem es u.a. ja auch um 720 Punkte und nicht weniger als 500.000 Euro Preisgeld (brutto) geht, ist dem Niederösterreicher bewusst. "Auf jeden Fall, das ist echt ein großes Match morgen. 720 Punkte sind viel - 360 auch schon", sagte Thiem lachend. "Auch ein Grand-Slam-Viertelfinale ist echt etwas Cooles, von dem her ist es für uns beide das größte Match."
"Man will immer mehr, so ist es auch jetzt"
Die Runde der letzten acht ist eines der großen Resultate, von denen Thiem immer gesprochen hat. Jene, die ihm in seiner Karriere noch gefehlt haben. Ob sich dies nun schon wie der Durchbruch für ihn anfühlt? "Ich weiß es nicht", sagte er lächelnd. "Vor dem Turnier habe ich mir gedacht: 'Wie geil wäre eine vierte Runde?' Wenn man dort ist, denkt man: 'Wie geil ist ein Viertelfinale' und jetzt denk ich mir: 'Wie geil ist ein Semi?' Man will immer mehr, so ist es auch jetzt."
"Generell ist Goffin ein Spieler, der mir nicht so gut liegt"
Gegen Goffin hat Thiem bisher insgesamt sieben Mal gespielt, geht man nur nach dieser Bilanz ist Thiem bei zwei Siegen und fünf Niederlagen Außenseiter. Darunter auch in diesem Jahr in der dritten Australian-Open-Runde, als Thiem im vierten Satz mit 5:7 verloren hatte. "Generell ist er ein Spieler, der mir nicht so gut liegt. Aber es ist natürlich besser, wenn wir auf Sand spielen als in Melbourne, wo es wirklich schnell war. Von dem her wird es ein anderes Match", sagte Thiem. "Aber es wird schwer, er ist topfit. Ich werde mich auf einen sehr großen Fight einstellen."
"Eine Niederlage heute wäre sehr schwer zu verdauen gewesen"
Der Druck, den sich Thiem vor allem gegen Granollers gemacht hatte, war groß. Das gestand er indirekt auch ein. "Es wäre auf jeden Fall eine Riesenenttäuschung gewesen. Es wird immer geredet, dass es nicht viel macht, ob es Granollers oder Rafael Nadal ist, aber natürlich war die Chance gegen Granollers um einiges größer. Von dem her war das schon sehr wichtig. Eine Niederlage heute wäre sehr schwer zu verdauen gewesen."
Fortsetzung gegen Granollers geriet zu einseitigem Match
In der Fortsetzung des Achtelfinal-Duells, das immer wieder verschoben worden war, und auch mehrmals vom Regen unterbrochen wurde, machte Thiem freilich von Beginn an klar, wer der Chef auf dem Platz ist. Nach nur 20 Minuten führte er im dritten Satz mit 5:0, nach 29 stand es 6:2, 6:7(2), 6:1 - und mit einem Break zum 4:3 im vierten Satz war die Entscheidung gefallen. Zum dritten Mal hatte er auf jenem Court 2, wo er vor fünf Jahren das Junioren-French-Open-Finale verloren hatte ("Das tut immer noch weh"), gewonnen. Am Donnerstag wird er wieder auf ganz großer Bühne spielen.
"Ich bin im Turnier-Flow, denke an nicht viel andere Sachen"
Die schon 14-jährige Zusammenarbeit mit Coach Günter Bresnik wurde nun jedenfalls auch erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier richtig belohnt. "Es ist echt ein Traum", sagte Thiem dazu. "Ich denke, dass wir uns das beide hart erarbeitet und auch verdient haben." Auch wenn sein Coach gemeint hatte, dass für seinen Schützling aktuell "nichts unmachbar" sei, will Thiem nicht darüber nachdenken. "Ich bin irgendwie gerade echt schön und gut in dem Turnier drinnen, von dem her denke ich nicht nach. Ich bin im Turnier-Flow, denke an nicht viel andere Sachen, gehe morgen rein und spiel' das Match."
In ein Match zweier Viertelfinal-Debütanten auf Grand-Slam-Ebene. "Es wird morgen ein hartes Match gegen Dominic", sagte auch Goffin. "Er spielt auf Sand so gut, aber es ist das erste Viertelfinale für uns beide. Ich kenne ihn wirklich gut, ich habe ihn schon geschlagen und er mich auch schon auf Sand. Es wird ein interessantes Match und ich hoffe, dass ich es gewinne."
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