Rundenkämpfe

Forderndes RPG: “Divinity: Original Sin” im Test

Spiele
14.07.2014 15:44
Die belgischen Larian Studios haben mit "Divinity: Original Sin" nach dem Strategie-Ableger "Dragon Commander" wieder ein klassisches Rollenspiel im "Divinity"-Universum auf die Beine gestellt, das Freunde altbewährter Rollenspiel-Kost nicht nur optisch an Genreklassiker wie "Baldur's Gate" erinnern dürfte, sondern auch spielerisch auf alte Tugenden setzt. Wie sich das neue RPG mit dem klassischen Gameplay in der Praxis spielt, hat krone.at getestet.

Ein Mordfall in einem Wirtshaus der Fantasy-Welt Rivellon bildet die Ausgangsbasis für Larians neues "Divinity"-Abenteuer "Original Sin". Es ist Aufgabe des Spielers, den Mord an einem Ratsherrn des Städtchens Cyseal aufzuklären. Und wie sich das für umfangreiche Rollenspiele gehört, endet das Abenteuer nicht mit der Aufklärung dieses Mordes, sondern führt auf eine Dutzende Stunden dauernde Reise durch alle Winkel Rivellons – inklusive spannender Quests, fordernder Bosskämpfe und versteckter Schätze.

Epische Story mit skurrilen Wendungen
Mehr wollen wir zur alle Rollenspielklischees bedienenden Handlung auch gar nicht verraten, ist die umfangreiche und teils skurrile Story doch eine der großen Stärken des Games. Nur so viel: Den Entwicklern ist, wie schon in den Vorgängern, ein gelungener Spagat zwischen düsterer Fantasy, epischen Erzählungen und humorigen Skurrilitäten gelungen, welcher der Spielwelt von "Divinity" einen ganz eigenen Charme verleiht.

Gespielt wird mit gleich zwei zu Spielbeginn erstellten Charakteren – einem Mann und einer Frau –, denen der Spieler ganz klassisch Attributs- und Fertigkeitspunkte zuteilt. Für jeden Charakter wählt man zudem eine Klasse, der er angehört. Drei Grundklassen – Krieger, Ritter, Magier – sind auswählbar, allzu viel gibt "Original Sin" aber ohnehin nicht auf gängige Klassenklischees.

Helden nicht auf eine Klasse beschränkt
Wer mag, kann problemlos einen Magier im schweren Panzer erstellen oder einen mit Feuerbällen um sich ballernden Krieger. Zaubersprüche und neue Fertigkeiten lernt man in "Original Sin" meist nicht beim Levelaufstieg, sondern durch den Kauf entsprechender Bücher bei den in der Spielwelt verteilten Händlern. Diese Vielfalt, die uns im Test ein wenig an die ebenfalls recht vielseitige Charakterentwicklung der "Elder Scrolls"-Reihe erinnerte, dürfte gerade Rollenspiel-Veteranen ansprechen.

Zumal man seinen Spielfiguren nicht nur Attribute, Gegenstände und Fähigkeiten zuweist, sondern auch einen Charakter und nicht auf den ersten Blick nützliche Fähigkeiten wie etwa die Fertigkeit, mit Tieren zu sprechen. Wer mag, kann ein völlig gegensätzliches Heldenduo auf die Reise durch Rivellon schicken – und sich im Spielverlauf an den Gesprächen seiner Protagonisten erfreuen.

Dialoge können zu Zank beim Helden-Duo führen
Genretypisch konfrontiert "Original Sin" den Spieler nämlich ständig mit in der Spielwelt verteilten Charakteren, die Aufträge und Informationen bereithalten. In den gut geschriebenen Multiple-Choice-Dialogen kommt es nicht selten vor, dass das Heldenduo des Spielers sich nicht einig ist und verschiedene Antwort-Optionen favorisiert.

Larians Lösung für dieses – im kooperativen Mehrspielermodus noch unterhaltsamere – Problem: Ein Schere-Stein-Papier-Minispiel, das in Dialogen zum Einsatz kommt, um zu bestimmen, nach wessen Wunsch es weitergeht.

Teils sehr fordernde rundenbasierte Kämpfe
Neben den Gesprächen und der Hintergrundgeschichte sind rundenbasierte Kämpfe das zentrale Element von "Divinity: Original Sin". Die Funktionsweise: Bei der Erkundung der gigantischen Welt von Rivellon schaltet das Game in den Kampfmodus, wenn der Spieler auf Feinde stößt. In den Kämpfen hat jeder Teilnehmer eine gewisse Zahl von Aktionspunkten, die bestimmen, wie weit er sich bewegt und welche Fähigkeiten er einsetzen darf.

Sind die Punkte verbraucht, kommt der nächste Spieler dran. Und sind alle Mitglieder des eigenen Teams mit ihren Aktionspunkten am Ende, darf ein Feind nach dem anderen seine Fähigkeiten einsetzen. Haben alle feindlichen Figuren ihre Attacken und Zauber gewirkt, ist wieder der Spieler an der Reihe. Dieses System setzt sich fort, bis eine der beiden Kampffraktionen am Boden liegt.

Kämpfe erfordern Taktik und Hausverstand
Im Test erwiesen sich die Kämpfe als ausgesprochen taktisch. Die Gegner – Skelette, Zombies, Riesenkrabbeltiere und gewaltige Boss-Monster, um nur einige zu nennen – sind mit allen Wassern gewaschen und verfügen häufig über Immunitäten und Spezialfähigkeiten, die vom Spieler eine Strategie verlangen.

Manch ein Gegner ist etwa nur gegen bestimmte Magieformen anfällig und hinterlässt beim Kampf giftige Blutlachen, die den eigenen Helden schaden. Die Lösung: Die leicht brennbaren Giftlacken mit einem Feuerzauber in Brand setzen und dem Gegner dabei zusehen, wie er in den Flammen brutzelt. Andere Widersacher erfordern andere Vorgehensweisen. Eine Horde hochexplosiver und in Flammen stehender Flugwesen wird beispielsweise am schnellsten unschädlich gemacht, indem man per Regenzauber ihre Lunten löscht.

Diese besondere Berücksichtigung von Elementarzaubern verleiht den Kämpfen Tiefgang. Dass alle Gegner ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen haben, macht jeden Kampf zu einer eigenen kleinen Herausforderung. Geschenkt wird dem Spieler beim Kämpfen übrigens nichts: Vor allem die Bossgegner sind teils echt harte Brocken, die selbst geübte Spieler oft nicht im ersten Anlauf schaffen werden. Erfreulich: Durch das rundenbasierte Kampfsystem kommt kein Stress während der Kämpfe auf. Es gibt reichlich Zeit, um zu überlegen - und im schnell an seine Kapazitätsgrenzen stoßenden Inventar nach den richtigen Items zu kramen.

Bunte 3D-Spielwelt aus isometrischer Perspektive
Nicht nur spielerisch, sondern auch optisch nimmt "Original Sin" Anleihen bei Rollenspiel-Klassikern der Neunziger. Gespielt wird aus der isometrischen Perspektive, wie sie beispielsweise auch bei "Baldur's Gate" zum Einsatz kam. Im Gegensatz zum RPG-Urahnen darf man in "Original Sin" allerdings frei in die Spielwelt hineinzoomen und die Kamera drehen, wie man mag.

In der Praxis war das allerdings gar nicht so häufig notwendig, da die Spielwelt so übersichtlich aufgebaut ist, dass die Recken auch von oben ohne Probleme gesteuert werden können.

Tatsächlich bringt das Hineinzoomen sogar einen unangenehmen Nebeneffekt mit sich: Es zeigt die grafischen Schwächen des Titels, der mit seiner abwechslungsreichen und mit viel Liebe zum Detail gestalteten Spielwelt zwar von oben eine tolle Figur macht, bei näherer Betrachtung – etwa bei den Charaktermodellen oder der Umgebung – aber eine gewisse Detailarmut offenbart.

Ohne Sprachausgabe, mit Lokalisierungs-Schwächen
Auf Sprachausgabe verzichtet "Divinity: Original Sin", stattdessen klickt sich der Spieler durch die Texte der einzelnen Dialoge – und wünscht sich spätestens nach den ersten zehn Spielstunden, diese würden sich etwas mehr auf die wesentlichen Informationen beschränken. Kleiner Schönheitsfehler: Vereinzelt haben sich in der deutschen Übersetzung der Dialoge englische Passagen eingeschlichen.

Charakter erhalten die Spielfiguren indes durch vertonte Gespräche, die sie während ihres Abenteuers führen. Die Sprecher sind gut gewählt und passen ins Fantasy-Setting, zudem sind auch Umgebungs- und Kampfgeräusche gut getroffen. Der Soundtrack fügt sich ins Gesamtbild ein und untermalt das Geschehen dezent, aber unauffällig.

Ein kooperativer Mehrspielermodus, bei dem zwei Spieler je einen der beiden "Divinity"-Helden steuern, ist mit von der Partie, dürfte aber angesichts der stattlichen Spielzeit für Gelegenheitsspieler nur bedingt interessant sein. Schließlich müsste man sich zu etlichen gemeinsamen Spieleabenden verabreden, um "Original Sin" tatsächlich gemeinsam durchspielen zu können.

Fazit: Fans von Rollenspielen alter Schule dürften mit "Divinity: Original Sin" ihre Freude haben. Die epische Handlung, die gut geschriebenen und hie und da mit bissigem Witz aufwartenden Dialoge und die fordernden Kämpfe fesseln Spieler für viele Stunden. Dass das Game bei genauer Betrachtung optisch nur Durchschnitt ist, Dialoge ohne Sprachausgabe auskommen und sich vereinzelt Übersetzungsfehler eingeschlichen haben, ist angesichts des ansonsten äußerset), Mac
Publisher: Daedalic
krone.at-Wertung: 8/10

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