Besser hätte das Debüt der neuen Sportart im Zeichen der Fünf Ringe nicht laufen können. Herrliches Wetter, kreischende Fans und ein spektakulärer Parcours mit schwierigen Rails (Geländern) und Kickern (Sprünge) erinnerten die durchwegs jungen Protagonisten an ihre Auftritte bei den X-Games, die Kultcharakter haben und die sich kein Freestyler entgehen lassen will.
Kotsenburg hatte im Finale bereits alles in den ersten Lauf gelegt, einzigartige Moves an den Rails gezeigt und einen Backside 1620 (viereinhalbfache Drehung) - bewerbsmäßig erstmals, wie er später in der Pressekonferenz erzählte. Dank Schwierigkeitsgrad und sauberer Ausführung bedeutete das am Ende den Titelgewinn. McMorris zeigte einen Backside Triple Cork 1440 (dreifacher Salto mit vier Umdrehungen), bekam aber schwächere Noten.
Kotsenberg "super-kreativ"
Unter Freunden spielt es aber bekanntlich keine große Rolle, wer einen Deut besser oder schlechter war. Auch wenn es um Gold geht. "Mit meinen Freunden hier auf dem Podium zu stehen, das ist einfach super. Sage ist super-kreativ gewesen, das hat sich ausgezahlt", sagte Sandbech, der als Einziger des Trios direkt aus der Qualifikation in das Zwölferfinale gekommen war. Kotsenburg und McMorris hatten sich erst Samstagvormittag für das Finale qualifiziert.
"Großartig, verrückt"
"Das ist großartig und das Verrückteste, das mir je passiert ist", meinte der langhaarige Kotsenburg, der schnell einmal nachrechnete und draufkam, dass er zuletzt als Elfjähriger wirklich etwas gewonnen hat. "Hierherzukommen und zu gewinnen, das ist so cool. Und mit Freunden auf dem Podium zu stehen, das ist echt krank! Wir lieben einander! Echt", gestand Kotsenburg, der sich als ganz junger Bursche alte Snowboard-Filme angesehen hat und sich davon inspirieren ließ.
Kurz wurde bei aller Freundschaft schon über die - teils kritisierte - Arbeit der Punkterichter gesprochen, aber Neid kam keiner auf. "Wir sind ja alle Freunde. Ich wünsche doch niemanden was Schlechtes, nur damit ich besser bin", versicherte Sandbech. "Snowboardfahren, Lachen, Freunde sein, darum geht es uns. Da gibt es keine Geheimnisse oder sonst was."
Der drittplatzierte McMorris - vor zwei Wochen hatte er sich bei den X-Games eine Rippe gebrochen - gab zu, nach seinem Lauf mit einem besseren Score gerechnet zu haben. "Das Level war allgemein sehr hoch. Aber ich bin mit mir zufrieden. Der Rest liegt sowieso bei den Punkterichtern." In seinen Händen liegt aber anscheinend der Verlauf des weiteren Tages. "Ich würde ja gerne schlafen gehen. Aber ich weiß nicht, was Mark noch geplant hat", sagte Olympiasieger Kotsenburg.
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