"Einfach geil!"

Thomas Diethart gewinnt die Vierschanzen-Tournee

Sport
06.01.2014 17:50
Über 20.000 Zuschauer an der Paul-Außerleitner-Schanze, Millionen an den Fernsehgeräten und viele Experten konnten es kaum glauben: Senkrechtstarter Thomas Diethart zog am Montag in Bischofshofen seine Flug-Show bis zum Schluss durch, holte seinen zweiten Weltcup-Sieg und krönte sich als Debütant bei der Vierschanzentournee zum Triumphator.

Sein großes Vorbild Thomas Morgenstern und der weiter ohne Tourneesieg dastehende Schweizer Simon Ammann mussten sich dem neuen Stern am Springerhimmel geschlagen geben. Morgenstern zog bei der Siegerehrung demonstrativ seine Mütze vor dem coolen 21-Jährigen aus Michelhausen bei Tulln. Der hatte mit Sprüngen auf 138,5 und 140 Meter und perfekter Landung den Angriff der beiden vielfachen Olympiasieger abgewehrt.

"Echt ein Wahnsinn!"
"Es ist so geil! Ich habe den Sprung so gut getroffen und so durchgezogen und es ist echt ein Wahnsinn. Ich freu mich so", stammelte ein überwältigter, aber selbst in der Freude cool wirkender Diethart. 18,3 Punkte vor Morgenstern, 20,2 vor Ammann - der Gesamtsieg war letztlich sogar ein recht klarer. Erst kurz vor der Tournee ins ÖSV-Team gerutscht, sorgte ausgerechnet er für den sechsten rot-weiß-roten Titel bei der Traditionsveranstaltung en suite.

Diethart setzte den i-Punkt nach dem Sieg im Neujahrsspringen und holte im achten Weltcup-Bewerb seiner Karriere in Bischofshofen sogar bereits den zweiten Tagessieg. "Ich habe es so genossen da oben. Es war beim Thomas schon so eine geile Stimmung", sagte Diethart, der die Tournee wie in Trance abgewickelt hat. "Es wird noch ein Zeiterl dauern, bis ich es realisiert habe." Über den nun wohl fixen Olympia-Platz wolle er nicht nachdenken. "Wenn ich den Kopf ausschalte, dann funktioniert es."

Diethart begründete seinen rasanten Aufstieg aus dem Nichts mit der mentalen Seite: "Ich würde sagen, das zeigt, wie schnell es im Skispringen gehen kann. Es gibt genug körperlich gute Leute, aber es kommt nur drauf an, dass man es mental umsetzt."

Morgenstern segelte auf 142 Meter
Ein großartiges Comeback nach schwerem Sturz Mitte Dezember hat der "andere" Thomas gefeiert. Morgenstern war im ersten Moment aber doch ein bisserl verärgert, obwohl er Ammann im Finish dank eines Supersatzes auf 142 Meter noch abfing, die Landung ähnlich wie Ammann im ersten Sprung aber verpatzte.

"Grundsätzlich waren es aber wieder zwei super Sprünge. Zweiter zu werden bei der Tournee mit den Voraussetzungen, hätte ich nicht gedacht", sah Morgenstern, der als Einziger des Favoriten-Trios die Tournee ja schon einmal gewonnen hatte, dann doch die Positiva. Und er zollte allen Respekt dem Shooting-Star im eigenen Team: "Thomas ist ein absolut würdiger Sieger, er hat das absolut megamäßig gemacht."

Er selbst habe bis Olympia noch viel zu arbeiten. "Aber es ist alles auf einer guten Ebene. Der zweite Rang ist extrem viel wert, weil viele gute Dinge passiert sind bei dieser Tournee", meinte Morgenstern.

Das Ärgernis vom Windspringen in Innsbruck habe er freilich nicht vergessen. Morgenstern hoffte, dass man in Zukunft daraus lernt. "Heute war einer der fairsten Wettkämpfe seit Ewigkeiten. Da hat Thomas bewiesen, dass er in bestechender Form ist und absolut würdiger Tourneesieger ist."

Auch Ammann gratulierte
Auch Ammann, dem der Gang zur Siegerehrung ob des auch bei seiner 16. Tournee neuerlich versäumten Gesamtsieg innerlich wohl schwer gefallen ist, zeigte sich als überaus sportlicher Verlierer. "Ich habe zu Thomas gesagt, ich weiß ja, wie es ist, wenn ein Junger einem Arrivierten ein Schnippchen schlägt", erzählte der vierfache Olympiasieger lächelnd.

Zum Phänomen Diethart meinte der Schweizer: "Wenn man zum richtigen Zeitpunkt gewinnt, dann bekommt man einen Riesenlauf. Echt cool. Das ist eine gute Geschichte, dass es ein so junger Springer in so einem starken Team wie Österreich schaffen kann", erklärte Ammann, der übrigens weiterhin auf österreichischem Boden ohne Weltcupsieg blieb.

Diethart durfte sich damit nicht nur über die Siegertrophäe, einen goldenen Adler, freuen, sondern über zusätzliche 20.000 Schweizer Franken, umgerechnet 16.248,27 Euro, für den Titel. Er ist damit auch der erste Tournee-Debütant seit dem Norweger Anders Jacobsen 2006/07, der gleich die Gesamtwertung gewonnen hat. Es war das insgesamt erst achte Weltcup-Springen für Diethart.

Die Vierschanzentournee bleibt damit weiter fest in österreichischer Hand: Seit der Tournee 2008/09 (Wolfgang Loitzl) sorgte Diethart nun für den sechsten ÖSV-Triumph in Folge.

Das Ergebnis von Bischofshofen:

RangSpringerNation1. DG2. DGGesamt
1DIETHART Thomas AUT 138,5140296,5
2PREVC Peter SLO 139,5138,5294,8
3MORGENSTERN Thomas AUT 137142293,6
4AMMANN Simon SUI 137,5137285,7
5KASAI Noriaki JPN 133,5137,5281
6BARDAL Anders NOR 133,5134,5278,4
7FANNEMEL Anders NOR 132135,5276,1
8STOCH Kamil POL 134133,5275,1
9WELLINGER Andreas GER 134133,5273,3
10FREUND Severin GER 133133,5271,7
11JACOBSEN Anders NOR 129,5135267,4
12MATURA Jan CZE 131133,5267,1
13LOITZL Wolfgang AUT 132131266,9
14HAYBÖCK Michael AUT 131,5130,5266,7
15KRAUS Marinus GER 131,5130,5264,5
16MAEAETTAE Jarkko FIN 130,5132,5263
17NEUMAYER Michael GER 131131,5262
18SCHLIERENZAUER Gregor AUT 131,5130,5260,2
19KOIVURANTA Anssi FIN 129,5131258,7
20KRAFT Stefan AUT 129,5131257,7
21ZYLA Piotr POL 130128252,9
22HVALA Jaka SLO 131,5125252,4
23KOT Maciej POL 129127,5251,4
24ZIOBRO Jan POL 128,5128250
25HLAVA Lukas CZE 128,5126,5248,7
26ITO Daiki JPN 129,5124245,5
27TEPES Jurij SLO 126126242,6
28KRANJEC Robert 238,8
29FREITAG Richard GER 119,5123,5223,6
30JANDA Jakub CZE 124,5119221,2

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(Bild: KMM)



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