Einmarsch in Afrin

Deutsche Panzer in geplünderter Kurdenstadt

Ausland
19.03.2018 14:50

Unter wilden Freudenschüssen hatten türkische Truppen und ihre Verbündeten am Sonntag die mehrheitlich kurdische Stadt Afrin in Syrien eingenommen, als symbolisches Zeichen die Flaggen der Türkei und der Milizen gehisst und eine kurdische Statue mit Leopard-Panzern aus Deutschland niedergerissen. In sozialen Medien posierten mit der Türkei verbündete Milizen unter anderem vor den deutschen Panzern. Nach ihrem Einmarsch drangen protürkische Rebellen in Geschäfte und Wohnhäuser ein, rafften nach Angaben von Beobachtern wahllos Lebensmittel, Decken, aber auch Ziegen und dergleichen zusammen und verluden sie auf ihre Pick-ups. Auch vor Fahrzeugen machten die Rebellen nicht halt.

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, hätten die protürkischen Rebellen rasch nach ihrem Einmarsch mit dem Plündern begonnen. Die Männer drangen in Wohnhäuser ein, stahlen das Eigentum der Bewohner, stürmten auch in politische sowie militärische Gebäude und Geschäfte.  Auch Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten zahlreiche Plünderungsszenen, sprachen von wahllosem Zusammenraffen von Gütern. So verluden die Rebellen sogar Motorräder auf ihre Fahrzeuge, schleppten mit Traktoren sogar Autos aus Afrin hinaus. Die syrische Opposition hat die Plünderungen umgehend verurteilt.

Türkei kündigt Rückzug aus Afrin an
Die türkische Armee kündigte am Montagnachmittag an, sich aus der gerade erst eingenommenen Region wieder zurückziehen und den überwiegend von Kurden bewohnten Landstrich ihren „wirklichen Besitzern“ überlassen zu wollen. Armee-Sprecher Bekir Bozdag, der auch stellvertretender Ministerpräsident ist, ließ jedoch offen, wer mit den „wirklichen Besitzern“ Afrins gemeint und wann mit einem Abzug zu rechnen sei.

„Mit eingezogenem Schwanz geflohen“
Die Stadt war am Sonntag von der türkischen Armee und deren Verbündeten komplett besetzt worden. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sprach von einer „vollständigen“ Eroberung, berichtete, dass eine „große Zahl“ kurdischer Kämpfer „mit eingezogenem Schwanz geflohen“ sei.

Die in der gleichnamigen Enklave gelegene Stadt Afrin war das Hauptziel der am 20. Jänner von der Türkei gestarteten Offensive „Olivenzweig“. Die Einnahme der Stadt ist ein wichtiger Sieg der Türkei über die Kurdenmiliz YPG. Ankara betrachtet diese wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Terrororganisation. Für die USA sind die YPG jedoch ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat.

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