Das freie Wort

Die europäische Ernüchterung

Nein, ich meine damit nicht die sportlichen Geschehnisse auf dem Rasen: Da werden die europäischen Teams auch weiterhin dominieren! Es sind die „Nebengeräusche“, sprich: diverse geplante Statements zu Dingen in Katar, die der westlichen „Wokeness“ widersprechen. Defizite bei den Menschenrechten für Gastarbeiter, fehlende Gleichberechtigung für Frauen und vor allem die strengen Strafen für Homosexualität stoßen sensiblen Beobachtern bitter auf. Deshalb waren seitens der an der WM teilnehmenden europäischen Nationen „Statements“ geplant, um auf all das hinzuweisen. Es endete in einem massiven Flop! Der Ankündigungsberg kreißte, und heraus kam – nicht einmal eine Maus! Dem Veranstalter hätte es gar nicht gefallen, und deshalb trug auch die FIFA dazu bei, all diese ehrgeizigen Initiativen bereits im Keim zu ersticken. Keine „Menschenrechte“-Aufdrucke auf den Trainingsdressen und auch keine Kapitänsbinden in den Regenbogen-Farben, sonst fasst man eine gelbe Karte aus – und nach der zweiten ist man gesperrt. Das wollte natürlich niemand riskieren. Und Katar als wichtigen Öl- und Gaslieferanten allzu sehr zu ärgern, das kann man sich derzeit ohnehin nicht leisten. Als Vorbild für den Rest der Welt dienen die westlichen Länder ohnehin immer weniger. An deren Wesen will kaum noch jemand genesen. Vor allem deshalb, weil der historische Kolonialismus wie eine schwere moralische Schuld noch immer auf uns allen lastet. Freilich kann man’s dabei auch übertreiben, wie etwa FIFA-Präsident Infantino, der Katar gegen Kritik von außen verteidigte: „Für das, was Europa seit 3000 Jahren anderen Völkern angetan hatte, sollte es sich 3000 Jahre lang entschuldigen“ Ein „Paradies“ im wörtlichen Sinn hat man allerdings auch auf anderen Kontinenten selten gefunden. Aber es wurden jetzt Europa die Grenzen seiner globalen Einflussnahme aufgezeigt. Und dieses „Lehrstück“ gilt es zu verarbeiten.

Helmut Magnana, Wien

Erschienen am Do, 24.11.2022

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