Das freie Wort

Medien und Politik

Die Beziehung Politik zu Medien analysiert Peter Filzmaier in gewohnt professioneller Art. Auf einen einfachen Nenner gebracht, hat sich diese Beziehung zu einem Katz-und-Maus-Spiel entwickelt, das keinen Sieger kennt. Der Politiker versucht, sich bestmöglich darzustellen, der Journalist braucht eine gut gemachte Story, um im medialen Meer nicht unterzugehen. Die veränderte Medienlandschaft lässt keine tiefgehenden Interviews zu. Es bleibt keine Zeit für die im Qualitätsjournalismus obligatorische Recherche mit Gegenrecherche. Im Minutentakt werden die News über die Kanäle gejagt, oftmals Fake-News, im medialen Tsunami kaum mehr erkennbar. Die Medien und ihre Vertreter sind sich ihrer großen Verantwortung kaum bewusst. Sie sind es, die Politik und Politiker in Grund und Boden schreiben oder zum Heilsbringer hochstilisieren. Zu wenig wird beachtet, dass Medienmacher mit ihren Produkten den Meinungsbildungsprozess im Land steuern, und damit die Stimmung der Bevölkerung in jede Richtung drehen können. Der Beruf des Journalisten genießt wenig Ansehen bei den Menschen, damit zahlen sie den Preis für die Art, wie Journalismus gemacht wird, oder besser gesagt, wohin dieser getrieben wurde. Im Berufsranking kaum besser ergeht es den Politikern, deren Reputation ist ebenfalls auf einem absoluten Tiefpunkt. Was bei genauerem Hinsehen nicht verwundert. Von Coaches und Spin-Doktoren der eigenen Persönlichkeit und Identität beraubt, werden diese zu gekünstelten Sprechautomaten. Journalistenfragen werden kaum beantwortet, meist werden vorgefertigte, unverbindliche Schwurbeltexte wiedergegeben. Es verwundert nicht, dass sich Medienvertreter dadurch missbraucht fühlen und sich für die Minderschätzung durch den Gesprächspartner in ihren Artikeln oder Reportagen dafür rächen. Sowohl die Verantwortlichen in den Medien als auch in der Politik müssen ihre Beziehung überdenken und neu gestalten. Ihre Arbeitsweise wird von den meisten Menschen nicht goutiert, oft berechtigterweise abgelehnt. Beide Akteure bringen sich um den Lohn ihrer mühsamen und engagierten Arbeit. Das ist nicht nur schade, sondern auch gefährlich. Eine funktionierende Demokratie braucht authentische, empathische Politiker, die sagen, was ist, und faire, sachbezogene Journalisten, die in der nicht nur auf Quote und Schlagzeilen schielenden Medienmaschinerie ihre Arbeit darstellen dürfen.

Franz Peer, Linz

Erschienen am Mo, 30.5.2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
9.12.2025Datum auswählen
Brüssel bläst zum Großangriff auf die Natur
Wo sind unsere gewählten Abgeordneten in der EU? Man hört nichts mehr. In Salzburg die Altstadt autofrei machen wollen, aber nicht an unser Wasser ...
Heinz Riepl
Umweltschutz-Abbau im Eiltempo
Das Einzige, was die EU derzeit kann: ihre Lobbyisten, egal in welcher Branche, zu befriedigen. Jetzt will man nicht nur die Großkonzerne, die ...
Paul Glattauer
USA lassen Europa links liegen
Die neue Sicherheitsstrategie der USA verdeutlicht, dass die USA und Europa künftig keine Freundschaft pflegen werden. US-Präsident Donald Trump ...
Kurt Gärtner
Neue Sicherheitsdoktrin
Unser „Freund aus Übersee“ macht sich Sorgen um Europa, wie auch wir Bürger. In einem offiziellen Dokument bedauert man den aktuellen Zustand, wie ...
Inge Schranz
Zustand der EU
Der Zustand der Europäischen Union ist einfach und mit nur einem Satz zu erklären: So wie sie derzeit agiert und regiert, so wollten es die ...
Josef Klepits
Engerln und Marienfeiertag
Einen ganz wichtigen Beitrag für unsere vorwiegend christliche Heimat in der Zeit vor Weihnachten leistet die „Krone“. Nicht nur der Herr Kardinal ...
Heinz und Christine Vielgrader
Pickerl-Überprüfung
Das Pickerl für ältere Autos alle zwei Jahre ist eine gute Idee. Jedes Jahr einen neuen Termin ausmachen, fällt weg. Bei vielen Werkstätten muss man ...
Harald Rauch
Mord an Influencerin
Gibt es jemanden außer seiner Anwältin, die die Geschichte des mutmaßlichen Mörders glaubt? Könnte glatt als Märchenonkel durchgehen. Und seine ...
Dagmar Junker
Fairness gefragt
Auch wenn man mit der FPÖ nichts am Hut hat, sollte man als Leserbriefschreiber etwaige Fairness besitzen. Wenn man z. B. Herrn Hafeneckers ...
Josef Pratsch
Gemeinde-Schulden
Warum sind so viele Gemeinden derart verschuldet, ist die große Frage. Unsere Regierung lebt es vor, Schulden sind salonfähig geworden. Wann ...
Johann Posch
WM-Auslosung
Der Name Infantino trifft genau auf diesen Komiker zu. Es ist schade, dass es neben Trump nur noch infantile, schwerreiche, mediengeile ...
Ernst Kahr
Thomas Gottschalk nahm Abschied
Unter großem Applaus nahm mit Thomas „Thommy“ Gottschalk ein großer Showmaster, der über viele Jahrzehnte Film und Fernsehen geprägt hat, Abschied. ...
Mag. Hans und Christine Rankl
Temu, Shein & Co.
Der private Konsument darf also bald nicht mehr zu sehr günstigen Preisen bei diversen Händlern in Asien kaufen. So weit, so gut, der Umwelt zuliebe ...
Doris Bruchmann
NATO und Russland
Zum Leserbrief von Oberst Gärtner: Es dürfte dem Herrn Oberst entgangen sein, dass man bei der Auflösung des Warschauer Pakts Russland versprach, ...
Emil Reiss
Song Contest obsolet
Nach der erfolgten Absage von vier europäischen Staaten beim ESC 2026 stellt sich einmal mehr die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Events. Wien hat ...
Martin Krämer
Seinitz und Baha zur EU
Zwei hervorragende Kommentare zum Zustand der EU und ihrer Mitglieder. Seinitz berichtet richtig, dass die EU von Politikern für Politiker geschaffen ...
Hermann Schmitz
Ukraine-Krieg
Wieso kann niemand Kriegsverbrecher Putin stoppen? Er zerstört zivile Einrichtungen, die Energieversorgung, Menschen frieren und sterben! Es ist sehr ...
Dipl. Päd. Stefan Scherz

Voriger Tag
9.12.2025Datum auswählen
Nächster Tag
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt