Das freie Wort

Der Zerstörer

Mario Draghi ist der Chef der EZB, der Europäischen Zentralbank. Dass der Wirtschaftswissenschafter Draghi auch einmal Vizepräsident der Investmentbank Goldman Sachs war und deren letzter Vorstandschef Blankfein einmal sagte: „Ich bin ein Banker, der Gottes Werk verrichtet“, zeigt deutlich die Einstellung dieser Leute. Nach seiner Goldman-Sachs-Ära war er Gouverneur der italienischen Notenbank, bevor er zur EZB wechselte. Und aus dem Amt des EZB-Chefs wird er heuer nach acht Jahren ausscheiden. Und viele Leute werden ihn nicht vergessen, und sie werden sein Wirken als verheerend einstufen und in Erinnerung behalten. In seiner Amtszeit wurde Griechenland, welches mit erlogenen Bilanzen von Goldman Sachs, seinem früheren Arbeitgeber, in die Eurozone kam, an den Rand des Ruins getrieben. Es hat heute trotz mehrerer Hilfs- und Rettungspakete der EU, der EZB, des IWF mehr Schulden als je zuvor, wurde privatisiert, was möglich war, wurden ganze Bevölkerungsschichten in die Armut getrieben. Während seiner Amtszeit wurden die Zinsen auf null Prozent, zum Teil sogar in den Minusbereich gesenkt, um dadurch die Wirtschaft anzukurbeln. „Seine“ EZB hat faule Staatsanleihen und auch Unternehmensanleihen in einer Größenordnung von mehreren Billionen aufgekauft, um den Staaten zu helfen. Durch diese „Hilfe“ wurden den Sparern in der Eurozone über die Jahre Hunderte von Milliarden an Zinsen vorenthalten. Durch die Nullzins-Politik und die Inflation hatten in all den Jahren die Sparer einen realen Wertverlust bei ihren Einlagen zu verzeichnen; dafür konnten die Staaten auf Kosten der Sparer ihre Schulden reduzieren. Ja, Draghi hat in seiner ganzen Amtszeit die Zinsen nie angehoben, sondern nur gesenkt. Er hat dadurch dazu beigetragen, dass das Risiko von Altersarmut stark angestiegen ist. Draghis Maßnahmen haben längerfristig gesehen wahrscheinlich mehr zerstörerische als eine rettende Wirkung. Aber die Banken werden ihm dankbar sein. Und einige Regierungen wahrscheinlich auch. Während sie auf der einen Seite laut über Vermögenssteuern nachdenken und andererseits treuherzig versichert wird, dass das nicht kommt, wird diese Steuer in Form der vorenthaltenen Zinsen von den Sparern ja längst einkassiert. Still und leise und ohne dass es dafür einen Namen gibt außer Nullzinspolitik. Und den des „Erfinders“: Mario Draghi.

Josef Höller, per E-Mail

Erschienen am Mo, 4.2.2019

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