Neue Enthüllungen

Callgirl: “Ich wurde nach der Nacht mit Berlusconi bedroht”

Ausland
24.11.2009 10:07
Das seit Monaten wegen angeblicher Sex-Kontakte mit dem italienischen Premierminister Silvio Berlusconi in den Schlagzeilen stehende Callgirl Patrizia D'Addario wartet in ihrer Biografie mit hartem Tobak auf: Die Frau behauptet, nach einer Nacht mit Berlusconi wüste Gewaltdrohungen erhalten zu haben. Und nicht nur das: Man habe versucht, sie zu vergewaltigen und umzubringen. Ein Polizei-Informant bringt den Medientycoon indes mit der Mafia in Verbindung.

Die linke italienische Zeitung "Il Fatto Quotidiano" hat in ihrer Montagsausgabe Auszüge aus D'Addarios demnächst erscheinenden Memoiren veröffentlicht. In dem Buch "Gradisca, Presidente" (auf Deutsch: "Ihr Vergnügen, Herr Premier") verspricht das It-Girl lückenlose Aufklärung über ihr Verhältnis zu Berlusconi.

Ein weiteres Mal schildert sie in recht blumiger Ausdrucksweise mit Co-Autorin Maddalena Tulanti die Nacht, die sie mit Berlusconi verbracht haben will. Es soll jene Nacht im November 2008 gewesen sein, in der Barack Obama zum ersten schwarzen Präsidenten der USA gewählt wurde. Sie sei mit zwanzig anderen Frauen, von dem Unternehmer Gianpalo Tarantini angeheuert, bei einer Party in Berlusconis Residenz, dem Palazzo Grazioli, gewesen. "Die Mädchen lagen ihm zu Füßen. Er konnte über sie bestimmen wie über einen Harem", behauptet D’Addario. Sie sei es gewohnt gewesen, dass "bei einer Orgie gleich viele Männer und Frauen eingeladen sind". Aber dort habe wenn, nur Berlusconi das Recht gehabt, mit einer der Frauen zu schlafen. "Die anderen Männer hatten nichts zu sagen."

Schließlich habe er sie in sein riesiges Schlafzimmer mitgenommen. In weißen Seidenpyjamas habe sich Berlusconi zu ihr ins Bett gelegt und "viele Streicheleinheiten" gebraucht und sich "wie ein kleiner Bub, der auf dem  Jahrmarkt ein Geschenk bekommen hat" verhalten. D’Addario behauptet auch, dass sie sich - für ein Honorar von 2.000 Euro - nur deswegen zu der Party bringen hatte lassen, um von Berlusconi Unterstützung in einem Grundstücksstreit zu bekommen. Als sie am nächsten Morgen die Residenz des Premier verließ, habe er ihr diese Hilfe auch noch zu gesichert. Doch D’Addario hörte nie wieder persönlich von dem Premier.

"Wir werden deine Tochter vergewaltigen"
Stattdessen, so behauptet die Frau in ihrem Bestseller in spe, sei sie wenige Wochen nach der Nacht mit Berlusconi plötzlich von Unbekannten bedroht worden. In Drohanrufen habe man mit der Vergwaltigung ihrer Tochter gedroht, sie eine Hure geschimpft und damit gedroht, ihr "alle Knochen zu brechen". Ihre Mutter sei von vier als Polizisten verkleideten Schlägern angegriffen worden und auch sie selbst habe ein falscher Polizist angesprochen – zunächst mit dem Angebot, sie zu schützen. Dann soll der Mann aber ihre Wohnung verwüstet und versucht haben, sie zu vergewaltigen. Sie habe alles bei der Polizei in ihrer Heimastadt Bari angezeigt.

Wirklich Angst habe sie aber erst bekommen, als sie bei einer Autofahrt von Bari nach Bitonto ein Wagen rammte und auf die Gegenfahrbahn schob. "Es ist ein Wunder, dass ich nicht mit einem anderen Auto zusammenkrachte", schreibt D’Addario. Als sie an die Öffentlichkeit ging, hätten die Drohungen aufgehört.

Polizei-Informant wirft Berlusconi Mafia-Kontakte vor
Die Mühe, Aussagen von Patrizia D’Addario zu kommentieren, macht sich Berlusconi schon seit ein paar Wochen nicht mehr. Er habe nie für Sex bezahlt, sagt der Premier. Tatsächlich schreibt das Callgirl auch nicht explizit, dass sie mit dem Premier Geschlechtsverkehr hatte. Am Wochenende hatte der Premier andere Gerüchte zu kommentieren: Der Polizei-Informant und ehemalige Mafia-Gehilfe Gaspare Spatuzza hat Berlusconi bei den Behörden Kontakte zum organisierten Verbrechen vorgeworfen. Der Premier und sein wegen Mafia-Kontakten 2004 nicht rechtskräftig verurteilter Parteifreund Marcello Dell’Utri seien einst die politischen Beschützer des Paten Guiseppe Graviano gewesen. Spatuzza ist Anfang Dezember als Zeuge der Anklage im Berufungsverfahren von Dell’Utri, der trotz Verurteilung in erster Instanz weiterhin im italienischen Senat sitzt,  geladen. Dell’Utri nennt die Vorwürfe "lächerlich".

Berlusconi ließ die Anschuldigungen über seinen Anwalt und Vize-Parteichef Niccolo Ghedini zurückweisen: "Die Aussagen von Herrn Spatuzza über Premierminister Berlusconi sind haltlos. Sie entbehren jeder Grundlage und er wird sie niemals beweisen können." Bei seiner sonntäglichen Pressekonferenz beim Staatsbesuch in Saudi-Arabien auf die Vorwürfe angesprochen, erklärte Berlusconi, er sei es "langsam leid, von allen Seiten angegriffen zu werden". Er werde seine restlichen dreieinhalb Jahre Amtszeit regieren, mit jener "neuen Moral", die er erst in die italienische Politik gebracht habe.

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