Einen so sympathischen Killer hat das Kino lange nicht mehr hervorgebracht. Der kriminelle Buchhalter Christian Wolff im Thriller "The Accountant" (Kinostart: 21. Oktober) ist mit Ben Affleck kongenial besetzt. Die Zwiespältigkeit der Figur erweckt der zweifache Oscarpreisträger mit furioser Intensität zum Leben: Wolff hat mit seinen autistischen Zügen nicht nur ein geniales Gespür für Zahlen.
Ebenso nüchtern wie seine Rechenkünste beherrscht er seine Kampfinstinkte. Der Protagonist erinnert mit seinem nahezu fotografischen Gedächtnis und seiner zurückgezogenen Lebensweise mal an "Rain Man", mal an "Léon - Der Profi". Wolffs Geschichte liegt in seiner Kindheit begründet: Sein Vater, ein hochrangiger Militär, wollte es nicht zulassen, dass sein Sprössling sein Talent frei entfaltet, die Bedürfnisse des autistischen Kindes empfand er als Schwächen. So erzog er Christian und den Bruder Braxton mit großer Härte. Die Buben mussten schon früh ein Spezialtraining durchlaufen, das aus ihnen Kampfmaschinen machte.
Dem Publikum eröffnen sich nur ganz allmählich die Geheimnisse der Hauptfigur. Wolff führt auf den ersten Blick das Leben eines Provinzbuchhalters, seine pedantische Genauigkeit hat er weitmöglich in seinen Tagesablauf integriert. Hinter der Fassade aber nutzt er die Hochbegabung, die mit seinem Aspergersyndrom einhergeht, für illegale Zwecke: Er bereinigt die Finanzen einiger der gefährlichsten kriminellen Organisationen der Welt. Und wenn nötig, greift er kaltblütig zur Waffe.
Alles läuft glatt, bis Chris in einem Akt der Rache ein Blutbad im Mafiamilieu anrichtet. So gerät er ins Visier der US-Steuerbehörden. Um die Ermittlungen gegen den Buchhalter voranzutreiben, heuert deren Leiter Ray King (J.K. Simmons) die Fahnderin Marybeth Medina an. Doch als sie Fortschritte macht, erfährt sie, dass ihr Boss tiefer in den Fall verstrickt ist, als sie ahnen konnte.
Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Schräger Typ. Wie Affleck als wehrhafter Rechenschieber - ja, der Mann hat Special-Forces-Nahkampfqualitäten - seinem eigenen Moralkodex folgt und mit stoischem Gesichtsausdruck zwischen Bilanzierung und Bleiorgie switcht, ist nicht immer ganz schlüssig, bietet aber gediegene Thriller-Kurzweil, die Regisseur Gavin O'Connor schwarzhumorig-zynisch verpackt.
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