Nicht weniger als 8000 Kinder und Jugendliche waren in beiden Bundesländern in den öffentlichen Heimen Jagdberg, Kramsach-Mariatal, Kleinvolderberg und Sankt Martin in Schwaz massiver Gewalt ausgesetzt. Im Zuge der Studie konnten 48 Interviews mit Zeitzeugen geführt werden, die mittlerweile zwischen 35 und 75 Jahre alt sind.
Gewalt in allen Facetten
„Die Anstaltserziehung vereinte alle Machtquellen: Isolierung, Entindividualisierung, Abhängigkeit und nahezu schutzlose Ausgeliefertheit der ihr anvertrauten Kinder und Jugendlichen“, bilanziert Studienautorin Michaela Ralser. Gewalt in allen Facetten und der Zwang zu harter, unentgeltlicher Arbeit innerhalb der Einrichtungen standen an der Tagesordnung. Eine Betroffene des Mädchenheims in Kramsach-Mariatal – zum Beispiel – flüchtete, wurde jedoch von der Polizei wieder zurückgebracht. Die Direktorin empfing sie mit den grausamen Worten „Hereinspaziert, hereinspaziert, die Glatze wird gleich abrasiert“.
Versagen auf allen Linien
Die eigentlichen Aufgaben wurden hingegen nicht erfüllt, wie Ralser erklärt: „Der gesetzliche Auftrag, die Kinder und Jugendlichen auf spätere Lebenssituationen vorzubereiten, wurde komplett verfehlt.“
Opferschutzstelle in Tirol
Bisher haben sich in Tirol zahlreiche Betroffene an die Opferschutzstelle gewandt. Insgesamt 362 von ihnen haben eine Entschädigung von rund 2,3 Millionen Euro erhalten. Für weitere 53 Betroffene werden Therapiekosten in Gesamthöhe von 207.000 Euro übernommen. Auch Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalt wurden umgesetzt. Die Kinder sollen mehr Mitspracherecht haben, eine Vertrauensperson hält Sprechstunden in den Heimen ab.
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