Sie sollte eigentlich Hilfe und Unterstützung sein, doch stattdessen bestahl Pflegerin Elena B. ihre Patienten dreist – und das nicht alleine, sondern gemeinsam mit ihrem On-/Off-Freund. Es geht um fast 200.000 Euro. Doch der 33-Jährige stand am Dienstag alleine in Graz vor Gericht. Die 37-Jährige ist untergetaucht.
„Wissen Sie, wo Ihre ehemalige Lebensgefährtin ist?“, fragt Richter Andreas Rom den Angeklagten, der aus der U-Haft am Dienstag beim Prozess vorgeführt wird. „Nein, keine Ahnung. Aber meine Familie hat sie immer wieder mal auf TikTok gesehen.“ – „Aber in TikTok-Hausen wird sie wohl nicht wohnen?“, meint der Richter ironisch.
An der Adresse, die die 37-Jährige bei ihrer Enthaftung angegeben hat – wegen der langen Verfahrensdauer ließ das Oberlandesgericht sie im Februar frei –, ist sie nicht auffindbar. „Das war nur eine Mietwohnung, die ist inzwischen schon weiter vermietet“, zuckt der Angeklagte die Schultern. Also muss ohne die Rumänin verhandelt werden.
Staatsanwältin Alexandra Ibler wirft dem Angeklagten (und seiner Ex-Freundin) schweren Diebstahl vor. Sie sollen einem Ehepaar in Suben (Oberösterreich) zwischen April und Mai 2023 Schmuck, Uhren und Goldmünzen im Wert von 6200 Euro gestohlen haben.
Angeklagte sprachen von „magic box“
Zwischen August und September schlug das Paar dann in Weiz zu. „Nur der engste Familienkreis wusste von dem Tresor, den die Angeklagten als ,magic box‘ bezeichneten“, schildert die Anklägerin. Weil der Tresor für ihn alleine zu schwer war, brachte der 33-Jährige extra einen Kumpel mit, der offenbar ebenfalls untergetaucht ist. „In einem Waldstück haben sie den Tresor dann geöffnet“, so Ibler. 170.900 Euro an Bargeld und Schmuck befanden sich darin.
Der Tresor hat 54 Kilo. Den hat Ihr Komplize also alleine hinausgetragen?
Staatsanwältin Alexandra Ibler
Bild: Eva Stockner
„Warum hintergeht man alte, betagte, schutzbedürftige Menschen derart?“, will der Richter von dem Angeklagten wissen. „Mir waren die Konsequenzen nicht bewusst“, versucht sich der 33-Jährige herauszureden. „Aber zwischen Mein und Dein können Sie schon unterscheiden?“ – „Ja“, nickt der Rumäne.
Sehr nette Zeitgenossen, die da auf unsere alten Menschen schauen.
Richter Andreas Rom
Bild: Sepp Pail
„Ich war bei Taten nicht dabei“
„Ich war aber nur beim Pläneschmieden dabei, ich war nicht an der Tat beteiligt“, erklärt er dann den Schöffen. Auch Geld hätte er keines bekommen, nur seine „Ex“ und sein Kumpel. „Der Tresor hat 54 Kilo. Den hat Ihr Komplize also alleine hinausgetragen?“, wirft die Staatsanwältin ungläubig ein. „Das weiß ich nicht, ich war ja nicht dabei“, erklärt der Mann unschuldig.
Aus den Chat-Verläufen vom Handy des Angeklagten geht hervor, dass die untergetauchte Rumänin ihm etwa Fotos der Alarmanlage schickte, auch über den Tresor wurde gesprochen. Die betagten Opfer wurden von der Pflegerin teils vulgär beschimpft. „Sehr nette Zeitgenossen, die da auf unsere alten Menschen schauen“, schüttelt der Richter den Kopf.
Das (nicht rechtskräftige) Urteil: 15 Monate Gefängnis („von Unschuld ist nicht auszugehen bei den erdrückenden Chats“) nimmt der Rumäne nach Rücksprache mit seinem Verteidiger an: „Ein Signal, dass es ihm leid tut.“
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